Rohmilch

Bis zuletzt bewegten sich die Milchmengen in Deutschland auf einem saisonal bedingt hohen Niveau. Die Vorjahreslinie wurde dabei übertroffen. Bei Magermilchkonzentrat und Magermilch führte die ruhige Nachfrage Ende April zu schwächeren Preisen. Rahm war zwar nach wie vor gesucht, die Preise gaben aber ebenfalls nach.

In der ersten Aprilhälfte pendelte sich das Milchaufkommen in Deutschland auf dem hohen Niveau ein. Nachdem die frühlingshafte Witterung in der ersten Aprilwoche die Milchanlieferung noch deutlich beflügelte, sind die Mengen in der zweiten Woche des Monats kaum weiter gestiegen. Nach Berechnungen der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) wurde den Molkereien in der 15. Kalenderwoche 0,1 % mehr Rohstoff angedient als in der Woche zuvor. Der Vorsprung zum Vorjahr belief sich dabei nach wie vor auf 1,1 %. Insgesamt lieferten die Landwirte in den ersten fünfzehn Wochen dieses Jahres 0,4 % weniger Milch an die Molkereien als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Grund dafür waren die rückläufigen Mengen zu Jahresbeginn.

Preisrückgänge bei Milchfett und -eiweiß

An den Rohstoffmärkten herrschten nach der Monatsmitte erneut überwiegend schwächere Tendenzen vor. Zuletzt berichteten die Marktteilnehmer von teils deutlichen Preisabschlägen, was nicht zuletzt auch der ruhigeren Nachfrage geschuldet war. Die Milchanlieferung bewegt sich zwar seit Mitte März über dem Vorjahresniveau, gleichzeitig dämpfte jedoch die seit der vergangenen Woche wieder vorherrschende Kälte sowohl den weiteren Anstieg der Anlieferungsmengen als auch die Nachfrage nach Milchkonzentraten. Sahne ist zwar nach wie vor gesucht, Impulse aus der anlaufenden Spargel- und Eis-Saison, die üblicherweise zu einer weiteren deutlichen Nachfragebelebung bei Rahm führen, waren jedoch bislang nicht spürbar. Im Durchschnitt führte dies zu einem Rückgang der Erlösmöglichkeiten. Der AMI-Rohstoffmonitor wies für die 17. Kalenderwoche einen mittleren Preis von rund 6,5 EUR/kg Fetteinheit für konventionellen Rahm aus. Gegenüber der Vorwoche waren das 0,2 EUR weniger. Für VLOG-Ware ließen sich hingegen regionsabhängig teils leichte Aufschläge erzielen.

Auch auf der Eiweißseite setzten sich schwächere Tendenzen fort. Sowohl der Markt für Magermilchkonzentrat als auch jener für flüssige Magermilch waren von einem umfangreichen Angebot geprägt. Diesem stand Ende April eine nach wie vor schwache Nachfrage gegenüber. Vor diesem Hintergrund gaben die Preise ein weiteres Mal nach. Laut AMI-Rohstoffmonitor lag der Preis für Magermilchkonzentrat in der 17. Kalenderwoche durchschnittlich bei knapp 1,4 EUR/kg Trockenmasse und damit nahezu 0,2 Ct unter dem der Vorwoche. Auch die Erlösmöglichkeiten für Magermilch sind deutlich zurückgegangen. In der Berichtswoche wurde die Ware im Mittel bei 7 Ct/kg gehandelt.

Am Markt für Spotmilch setzten sich die schwächeren Entwicklungen ebenfalls fort. Für Deutschland ermittelte das ife Institut in Kiel für die 16. Kalenderwoche ein Bundesmittel von 29,5 Ct/kg, das waren 3,0 Ct weniger als in der Vorwoche. Und auch in Italien tendierten die Spotmärkte leicht schwächer. In den Niederlanden waren die Preise für Spotmilch hingegen anhaltend stabil.

AMI Preistrend Rohmilch - Deutschland

Im neuen AMI Preistrend Rohmilch wird die bundesweite durchschnittliche Veränderungsrate der Monatspreise für konventionell erzeugte Milch ausgewiesen. Grundlage für die regelmäßige Berechnung sind die zum jeweiligen Zeitpunkt vorliegenden Milchgeldabrechnungen. Ergänzt wird die Darstellung durch die amtlichen Ergebnisse der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für die zurückliegenden Monate.

Im März 2024 sind die Milcherzeugerpreise in Deutschland nach vorläufigen Berechnungen der AMI durchschnittlich um 0,48 Ct/kg gegenüber dem Vormonat gestiegen.

Die amtliche Statistik weist für den Januar 2024 einen Preis von 43,92 Ct/kg und für den Februar 2024 einen Preis von 44,21 Ct/kg aus. (AMI)

Milchauszahlungspreise - Regional

Trotz der gestiegenen Milchmengen hat sich die positive Markteinschätzung bei den regional erfassenden Molkereien im März bestätigt und die Lieferanten der meisten Verarbeiter konnten sich über höhere Auszahlungspreise freuen. Lediglich die Hohenloher haben Ihren Milchpreis auf dem hohen Niveau des Vormonats belassen. Wermutstropfen bleiben die ausgesetzten Nachzahlungen bei DMK und FC. 

Ab dem Dezembervergleich wird die Preistabelle auf Empfehlung aus der Molkereiwirtschaft um den "Bestpreis" ergänzt. Damit wird dem Trend Rechnung getragen, Zuschläge und Boni zunehmend an Nachhaltigkeits- und Tierwohlaspekte zu knüpfen, die Erzeuger über entsprechende Maßnahmen in ihren Betrieben erzielen können. Da in der Regel nicht alle Lieferanten in gleichem Maße von den Boni profitieren können, bleibt die direkte Vergleichbarkeit zwischen den Molkereien hier eingeschränkt! 


Nachfolgend die Übersicht mit den Werten aus den Milchgeldabrechnungen der in Rheinland-Pfalz und Hessen erfassenden Molkereien.

Auszahlungspreise für Rohmilch aus RLP und Hessen im März 2024
Güteklasse 1, ab Hof, ohne MwSt., mit S-Klasse und anderen Sonderzuschlägen, aber ohne Nachzahlungen und
Warenrückvergütungen des Vorjahres, mit mögl. VLOG-Zuschlägen; geordnet nach erfassenden Molkereiunternehmen
März 2024
Preise in ct/kg Milch)
HochwaldArla-FoodsFriesland-CampinaSchwälb-chenDMKMW-Ober-frankenHohenloher Molkerei
Grundpreis (4,0% F/3,4% E)40,5038,2443,0941,0041,5048,4641,46
Vormonat
(+/-) zu aktuellem Monat
39,00
(1,50)
37,32
(0,92)
42,63
(0,46)
39,00
(2,00)
40,50
(1,00)
47,46
(1,00)
41,46
(0,00)
Vorjahresmonat
(+/-) zu aktuellem Monat
51,00
(-10,50)
45,38
(-7,14)
46,80
(-3,71)
55,00
(-14,00)
43,10
(-1,60)
55,01
(-6,55)
48,46
(-7,00)
gleitendes Mittel 12 Mon.
(+/-) zu aktuellem Monat
39,88
(0,63)
35,48
(2,76)
40,60
(2,49)
41,67
(-0,67)
36,91
(4,59)
47,05
(1,41)
42,79
(-1,33)
Fett Korrektur FE2,505,684,7352,405,612,702,70
Eiweiß Korrektur EE5,005,117,1034,805,614,104,10
Rohwarenpreis (4,2% F/3,4% E)41,0039,3844,0441,4842,6249,0042,00
S-Klasse-Zuschlag1,001,58 *0,001,000,000,501,00
VLOG/GVO-frei-Zuschlag1,001,001,000,751,000,001,00
Leistungspreis43,0041,9545,0443,2343,6249,5044,00
Summe Zuschläge gelb0,802,650,000,000,500,000,50
Qualitätsspreis (4,2% F/3,4% E)43,8044,6045,0443,2344,1249,5044,50
Summe Zuschläge rot3,001,022,900,000,600,004,00
Bestpreis (4,2% F/3,4% E)46,8045,6247,9443,2344,7249,5048,50
Mengenstaffel bei  500.000 kg0,000,000,000,000,060,000,41
Mengenstaffel bei 1 Mio. kg0,000,000,000,000,190,000,83
Grundkosten €/Monat31,25146,00145,000,0090,000,0045,00
bei 500.000 kg-0,075-0,35-0,350,00-0,220,00-0,11
bei 1 Mio. kg-0,038-0,18-0,170,00-0,110,00-0,05
möglicher Auszahlungspreis (Qualität) bei 500.000 kg43,7344,2544,6943,2343,9749,5044,80
möglicher Auszahlungspreis (Qualität) bei 1 Mio. kg43,7644,4344,8643,2344,2049,5045,28
 
Weitere Zuschläge für Nachhaltigkeit, Tierwohl, Logistik und Jahresrückvergütungen
gelb markierte Positionen werden von einem Großteil der Lieferanten (> 90 %) erzielt und fließen im Vergleich in den Qualitätspreis ein. 
rot markierte Positionen sind zwar generell erzielbar, werden aber nur von einem kleineren Teil der Lieferanten (< 90%) erreicht und sind nur bedingt auf der Ebene "Bestpreis" miteinander vergleichbar.
Nachzahlungen lassen sich im Monatsvergleich nicht abbilden und werden nur nachrichtlich aufgelistet. 
HochwaldCool Farm Tool - Zuschlag0,40 ct
CO² Reduktionsmaßnahme0,40 ct
Neu ab Nov 23: Haltungsform 3 Zuschlag3,00 ct
Nachzahlung für 20221,60 ct
Jahressonderzahlung für 20231,00 ct
Arla-Foods
*Beste Qualität
(4% vom Rohwarenpreis)
Zuschlag für Klima-Check1,00 ct
Nachaltigkeit - laut Arla Ø aller Lieferanten bei1,65 ct
Nachaltigkeit - laut Arla maximal möglich (2,40 ct/kg)0,75 ct
Wartungs- und Kostenkompensation und Logistikzuschlag0,27 ct
Vorauszahlung für Nachzahlung 20231,00 ct
Nachzahlung 2023: 5,55 % von Rohwarenwert + Qualität//
Friesland-CampinaFoqus-Planet "Nachhaltige Entwicklung" bis zu2,90 ct
keine Nachzahlung für 2023-
DMKØ - Milkmasterbonus0,50 ct
Bonus für Logistik und Kühlkosten bis zu 0,60 ct
keine Nachzahlung für 2023-
Hohenloher MolkereiGrundkostenzuschlag0,50 ct
Neu ab Jan 24: Haltungsform 3 Zuschlag + Bonus4,00 ct
Nachzahlung Jan - Nov 20232,00 ct

Ausblick:
Die Milchmengen am regionalen Milchmarkt nähern sich dem saisonalen Höhepunkt und die Rohstoffmärkte tendieren in der Regel gewohnt schwächer. Zudem stehen nun die Verhandlungen mit dem LEH für Lieferverträge der zweiten Jahreshälfte an. Die weisse Linie war hier bis zuletzt ein Stabilitätsfaktor im Absatzgeschäft der Molkereien. Für die nächste Preisrunde bleiben die Erwartungen jedoch nur noch verhalten optimistisch.

Hochwald Foods
In Thalfang wird die Geschäftslage in einer stabilen Seitwärtsbewegung gesehen. Die laufenden QM++ Audits führen zu weiteren Milchmengen, die in der Haltungsform 3 verwertet werden können. Die Verhandlungen mit dem LEH in der weissen Linie werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen lassen, für die April-Abrechnungen werden daher unveränderte Auszahlungspreise angekündigt. 

Arla Foods
Arla berichtet von weiter anziehenden Einzelhandelsumsätzen. Bei gleichzeitig steigenden Milchmengen und nur noch knapp behauptenden Rohstoffmärkten halten die Dänen an ihrer stabilen Markteinschätzung fest. Für April bleibt der Abkontopreis auf Vormonatsniveau, mit kleinen Abschlägen bei den Fett- und Eiweißzuschlägen und einem negativen Effekt über die vierteljährliche Wechselkursanpassung.  

Friesland Campina

FC erhöht seinen Garantiepreis im April um 0,25 ct/kg; korrigiert damit jedoch nur zuvor zu niedrig eingeschätzte Referenzpreise.  

Schwälbchen
Aus Bad Schwalbach wird die Einführung einer QM+ Zertifizierung für Haltungsform 2 mit eine Zuschlag von 1,25 ct/kg vermeldet. Die ersten Audits sind gestartet und eine schnelle Umsetzung für alle Lieferanten wird angestrebt. Wie VLOG und QM Standard, wird QM+ dann auch Liefervoraussetzung an Schwälbchen. 

DMK
DMK berichtet in der aktuellen Milchwelt-Kompakt beim Übergang in das 2. Quartal von uneinheitlicher Preisentwicklung, aber trotz nahender Milchspitze von vergleichsweise ausgeglichener Marktlage. Für den April bleiben die Auszahlungspreise unverändert.

Milchwerke Oberfranken

Aus Wiesenfeld wird von erhöhtem Marktdruck bei Käseprodukten berichtet, angestrebte Preiserhöhungen für die Anschlusskontrakte im LEH gestalten sich dadurch schwierig. Die gestiegene Nachfrage nach Butter führt dagegen zu steigender Verwertung der überschüssigen Sahne und damit zu einer stabilen Preisentwicklung für die Lieferanten.


Fazit

Die anstehenden Verhandlungen mit LEH für die Lieferkontrakte der zweiten Jahreshälfte sind momentan das bestimmende Thema bei den Molkereien mit Produktionsschwerpunkt in der weissen Linie. Die Ausgangslage wird dabei nicht mehr ganz so optimistisch eingeschätzt als noch zuletzt. In der Regel werden zunächst die Mengen platziert, Preisverhandlungen folgen demnach und werden maßgeblich von den allgemeinen marktbestimmenden Faktoren beeinflusst. 
Die Milchpreise für unsere Erzeuger sollten die erreichte Basis im April zumindest gut behaupten können, die Verlagerung der Wertschöpfung in die Bereiche Tierwohl und Nachhaltigkeit wird darüber hinaus zunehmend preisbestimmend werden.   

Erzeuger sollten genau prüfen, welche Investitionen hier für die Betriebsentwicklung nachhaltig sein können. Unsere Berater können hier entscheidende Unterstützung bieten >>>