In seiner Begrüßungsrede betonte Ökonomierat Heribert Metternich, 1. Vorsitzender der Fördergemeinschaft Braugerste e.V., dass diese lange Zeit der Förderung von Qualitätsbraugerste in Rheinland-Pfalz nicht selbstverständlich und dieser Erfolg durch mehrere Mälzern und Brauern rund um Worms vor 75 Jahren angetrieben wurde. Die gute und enge Zusammenarbeit der gesamten Wertschöpfungskette hat die Fördergemeinschaft dahin geführt, wo sie heute steht und die Bedeutung der Braugerste in Rheinland-Pfalz stetig gesteigert. Witterungsverläufe und u.a. daraus resultierende Marktgeschehnisse waren und sind nicht beeinflussbar, haben die Arbeit der Fördergemeinschaft mitgeprägt und vor neue Herausforderungen gestellt. „Dies hat vor allen Dingen das diesjährige Anbaujahr deutlich gezeigt“, betonte ÖR Heribert Metternich und blickte auf das Anbaujahr 2023 zurück. Die Witterung im Frühjahr sorgte bereits für eine verzögerte Aussaat, welche die Gerste teilweise im Vegetationsverlauf gar nicht mehr aufholen konnte. Die plötzliche Trockenheit sorgte für Stress der Pflanzen. Der Witterungsverlauf zeigte sich ganz deutlich in den Erträgen und Qualitäten. „In solchen Jahren ist vermehrte Flexibilität der gesamten Wertschöpfungskette gefragt, denn regionale Ware sollte vorrangig verarbeitet werden. Dazu sind Kompromisse bei allen Beteiligten nötig, um die Versorgung mit Braugerste auch weiterhin sicherstellen zu können und die Braugerste in Rheinland-Pfalz aufrecht erhalten zu können.“
Staatssekretär Andy Becht gratulierte dem Vorstand und den Mitgliedern zu diesem bedeutenden Jubiläum und würdigte in seiner Rede die Arbeit und Beständigkeit der Fördergemeinschaft. Im Rahmen der Grußworte gratulierte ebenfalls Erwin Malkmus, Kreisbeigeordneter der Kreisverwaltung Mainz Bingen, dem Verein zum 75-jährigen Bestehen. Als Hausherr des Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum ließ es sich Michael Lipps ebenfalls nicht nehmen, einige Grußworte an die Gäste zu richten.

Im Rahmen der Feierstunde wurden die Sieger des Braugerstenwettbewerbs geehrt.

Landessieger wurde die Norbert und Marcel Eidt GbR aus Göllheim. Dr. Friedhelm Fritsch vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau überreichte den Staatsehrenpreis des Landes. Ökonomierat Heribert Metternich übergab die Preismünze der Landwirtschaftskammer in Gold. Ausgezeichnet wurden darüber hinaus drei Gebietssieger. Aus der Region Rheinland-Nassau ging Rainer Stumm aus Dill hervor, Dieter Grün aus Oberflörsheim errang den Sieg für die Region Rheinhessen, und der Sieg für die Pfalz ging an Thomas Wolf aus Lautersheim. Die beste Braugerste des Getreidehandels kam in diesem Jahr von der Piroth & Schreiner GmbH in Kirchberg. Die Sieger erhielten zusätzlich zur Preismünze in Gold der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz jeweils einen Ehrenpreis, gestiftet von der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V.

75 Jahre Braugerstenförderung in Rheinland-Pfalz – wie fing alles an?

Diese Frage stellte sich die Geschäftsführerin Isabelle Sando und nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise zur Entstehung und Entwicklung. Die Brauindustrie durchfuhr eine enorme Expansion bis 1914. Durch den Ersten Weltkrieg, die anschließende Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg geriet diese Expansion in Wanken, Anbaugebiete waren komplett zerstört.
Am 1. März 1948 gründeten Mälzer und Brauer rund um Worms die „Arbeitsgemeinschaft Braugerstenbau“ mit der Geschäftsstelle in Worms. Seit 1989 nennt sich der Verein „Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V.“
Zunächst konzentrierte sich die Entwicklung der Arbeitsgemeinschaft auf die Regionen Rheinhessen und die Pfalz. Erst im späteren Verlauf wurden die Arbeiten der Arbeitsgemeinschaft auf ganz Rheinland-Pfalz und damit Standorte wie Bitburg, Daun oder Wittlich ausgeweitet. Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau unterstützt den Verein seit 1951 sowohl finanziell, als auch personell. Dafür von Seiten der Fördergemeinschaft ein herzlicher Dank, denn ohne diese Unterstützung und die enge Zusammenarbeit hätte der Verein und die Braugerste nicht diesen Stellenwert in Rheinland-Pfalz, sagte die Geschäftsführerin. Im Bundesdurchschnitt ist Rheinland-Pfalz das viertwichtigste Bundesland zur Braugersten-Erzeugung. 95 Prozent der angebauten Sommergerste wird gezielt als Braugerste angebaut.
Die Fördergemeinschaft wurde durch viele Akteure geprägt und stetig weiterentwickelt. Seit nunmehr 75 Jahren erfüllt der Verein den Zweck der Förderung des Qualitäts-Braugerstenanbaues in Rheinland-Pfalz.
Der 1. Stellvertretende Vorsitzende der Fördergemeinschaft, Dr. Georg Stettner, Bitburger Braugruppe GmbH, bedankte sich bei allen Gästen für deren Kommen und zog ein Resümee der Arbeit der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. Eine solch enge Zusammenarbeit aller Institutionen einer Wertschöpfungskette sei nicht selbstverständlich und stelle in Rheinland-Pfalz ein Alleinstellungsmerkmal dar.

Isabelle Sando
-Geschäftsführerin der Fördergemeinschaft Braugerste RLP e.V.-