Wiesenbrüterschutz funktioniert nur zusammen mit der Landwirtschaft

Der Westerwald ist einer der wenigen Standorte in Deutschland, auf denen sich die Population des Braunkehlchens noch halten konnte. Aber auch rund um den See in Waigandshain hat die Zahl der Brutpaare in den letzten Jahren abgenommen. Fehlende Strukturen in den landwirtschaftlichen Flächen, Prädatoren, aber auch Wanderer und Spaziergänger mit Hund, dies alles trägt zum Verlust der Bestände bei.

Vor zwei Jahren hat die SGD Nord als Obere Naturschutzbehörde die Thematik mit der Landwirtschaftskammer diskutiert. Schnell war klar, dass die eigentlich immer schon extensive Bewirtschaftung der Dauergrünlandflächen noch eine weitere Entwicklung benötigt, damit sich die Brutpaare des Braunkehlchens dort wieder vermehrt ansiedeln. Auf geeigneten Standorten das Mahd- und Düngeniveau anpassen, den Wiesebrütern Sitzstangen anbieten, die nicht auch von Prädatoren genutzt werden können und eine gezielte Lenkung der Maßnahmen in die sensiblen Räume war die Idee der SGD Nord.
Die örtliche Landwirtschaft hat aber nicht wie man vielleicht erwarten könnte abgewunken sondern hat sich für die Maßnahmen offen gezeigt. In enger Abstimmung mit dem Umweltministerium und der SGD Nord hat die Landwirtschaftskammer Vergütungssätze errechnet, die den zusätzlichen Aufwand und die Ertragseinbußen ausgleichen sollten. Erstmals wurde auch versucht, eine Brutprämie festzusetzen, die den Bewirtschaftern ergänzend gewährt wird, wenn sich tatsächlich ein Bruterfolg auf den Flächen zeigt. Gerade letzteres war erfolgreich.

Das Projekt im Westerwald wird vom Biotopbetreuer des Landkreises Markus Kunz betreut. Als Ergebnis der ersten zwei Jahre konnte festgestellt werden, dass sich die Zahl der Brutreviere in 2018 im Vergleich zu 2017 deutlich zugenommen haben. Für das Jahr 2019 laufen derzeit die Erfassungen.

Bei einem Termin und Erfahrungsaustausch, zu dem die Vizepräsidentin der SGD Nord Nicole Morsblech in das Waigandshainer Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte, bestätigte der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Rheinland- Pfalz, Ökonomierat Heribert Metternich, dass es zweifellos gute Beispiele der Zusammenarbeit von Landwirten und dem Naturschutz gibt. Der Wiesenbrüterschutz im Westerwald ist hierfür ein gutes Beispiel. Der Erfolg habe sich aber auch nur deshalb eingestellt, so Matthias Müller, der neue Kreisvorsitzende des Bauernverbandes im Westerwald, weil die Landwirte verstanden haben, was für das Braunkehlchen konkret erforderlich ist und weil es die Bereitschaft des Landes gab, Aufwendungen und Nachteile entsprechend zu kompensieren. Mit der Habitatprämie habe man, so Matthias Müller, nun auch neue Wege bestritten, die auch in anderen Teilen des Landes genutzt werden sollten.

Der Einladung von Nicole Morsblech waren über 40 Teilnehmer gefolgt, davon mehr als die Hälfte Landwirte, die sich auch in Zukunft offen zeigen, um Maßnahmen für den Naturschutz in landwirtschaftliche Betriebsabläufe zu integrieren. Bei einem Geländerundgang konnten zahlreiche Braunkehlchen aber auch andere schützenswerte Pflanzen und Tiere entdeckt werden, die für eine breite Biodiversität in der Landwirtschaft beispielhaft sind.

Ralph Gockel, Referat Raumordnung, Regionalentwicklung und Naturschutz, LWK Bad Kreuznach