Verabschiedung von Prof. Dr. Peter Muß im kleinen Kreis

In familiärer Atmosphäre hat sich das Referat Sachverständigenwesen der Landwirtschaftskammer am 15. Dezember von Prof. Dr. Peter Muß verabschiedet, der aus persönlichen Gründen seine langjährige, ehrenamtliche Mitarbeit bei der Kammer beendet hat.

Eingefunden hatten sich neben den hauptamtlichen Mitarbeitern des Sachverständigenreferates eine Reihe derjenigen  Sachverständigen, die zusammen mit Prof. Muß in den letzten Jahren in den einzelnen Fachkommissionen bei der Neubestellung von Sachverständigen mitgewirkt haben. Für den Sachverständigenausschuss der Kammer war dessen stellvertretender Vorsitzender Georg Riede aus Frankenthal erschienen. 

 

Von Seiten des Hauptamtes begrüßte Dr. Udo Sauer die Anwesenden und überbrachte die herzlichen Grüße des Kammerpräsidenten und des Kammerdirektors, überreichte darüber hinaus von der Kammerspitze auch ein Wein- und Buchpräsent. Prof. Muß war vom Präsidenten Ökonomierat Schindler bereits vor zwei Jahren für sein langjähriges, verdienstvolles ehrenamtliches Mitwirken die silberne Kammermedaille verliehen worden.

 

Dr. Sauer gab nach der kurzen Begrüßung einen kleinen Abriss des bemerkenswerten Lebensweges von Prof. Muß. Am 16.11.1936 in einem kleinen bäuerlichen Betrieb im Westerwald als eines von acht Kindern geboren, hat er nach dem Besuch der  Volksschule - noch zu Kriegszeiten - und des Gymnasiums (Internatsaufenthalt) 1957 das Abitur gemacht, was in diesen Jahren für ein Kind, das  aus einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb stammte, als absolut ungewöhnlich anzusehen war. Nach dem Abitur schlossen sich eine landwirtschaftliche Lehre und eine vorübergehende Mitarbeit auf dem elterlichen Betrieb an, bevor sich der 23-jährige junge Mann zum Landwirtschaftsstudium in Bonn entschloss. Nach dem Abschluss zum Diplomlandwirt im Jahr 1963 absolvierte er  eine zweijährige Referendarausbildung in Bitburg. Um neuere Verfahren der landwirtschaftlichen Betriebsplanung kennenzulernen - die zu jener Zeit gerade den Weg aus den USA nach Europa fanden - und diese später an die landwirtschaftliche Praxis weitergeben zu können, entschloss sich der mittlerweile 29-Jährige zur Rückkehr an die Universität Bonn und erstellte dort bei Prof. Steffen im Jahr 1968 über diesen absolut neuen Themenbereich eine Doktorarbeit. Im Anschluss daran  kehrte er wieder nach Rheinland-Pfalz zurück und arbeitete zwei Jahre als betriebswirtschaftlicher Berater und Lehrer an der Landwirtschaftsschule Simmern sowie als Bezirksberater und in der Beraterfortbildung bei der Bezirksregierung Koblenz.  Da er besondere Freude am Lehren und an der Weitervermittlung von Wissen hatte, bewarb er sich 1970 mit Erfolg an der Fachhochschule Nürtingen (Baden- Württemberg), wo er zwei Jahre lang Betriebswirtschaft unterrichtete, bevor er 1972 nach Rheinland-Pfalz zurückkehrte, da er einen Ruf als Professor für Betriebswirtschaft und Betriebsplanung sowie landwirtschaftliche Schätzungslehre (Taxation) an die Fachhochschule nach Bad Kreuznach (später FH Bingen) erhalten hatte.  

 

Wenige Jahre später (1976) wurde Prof. Muß von der Landwirtschaftskammer zum Sachverständigen für Landwirtschaft öffentlich bestellt und vereidigt. Diese Tätigkeit übte er in der Folgezeit 30 Jahre lang  (!!!) aus und beendete sie mit seinem 70. Lebensjahr im November 2006. Einige Jahre zuvor, im Jahr 1998, war er von der Fachhochschule Bingen nach 26-jährigem erfolgreichem Wirken in den Ruhestand verabschiedet worden.

Im Sachverständigenausschuss der Landwirtschaftskammer war Prof. Muß seit dem Jahre 1983 bis 2011 als zugewähltes Mitglied vertreten und hatte dort viele Jahre den Vorsitz der Kommission zur Überprüfung der besonderen Sachkunde bei Sachverständigenbewerbern inne. Von den heute landesweit 86 öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen dürften etwa vier Fünftel (!!!) von ihm geprüft worden sein. Er war aber nicht nur viele Jahre formal Vorsitzender dieser Kommission, sondern auch jederzeit Ansprechpartner für neu bestellte, aber auch "altgediente" Sachverständige. Dies rührte nicht zuletzt auch daher, da er über viele Jahre bei Tagungen und Seminaren der Kammer zu verschiedensten Themen im Bereich des Sachverständigenwesens als Referent tätig war.  

 

Abschließend resumierte Dr. Sauer, dass Prof. Muß aufgrund seiner sachlichen Art, seiner fachlichen Kompetenz, aber auch aufgrund seiner Bescheidenheit und seines honorigen Wesens geradezu den Prototyp des öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen verkörpert habe. Und da er immer mit Leib und Seele Sachverständiger gewesen sei, habe ihm auch immer in besonderer Weise daran gelegen, die nachrückenden neuen oder Rat suchenden, erfahreneren Sachverständigen zu unterstützen. Aus der Sicht des Sachverständigenreferates hätten das Engagement und die Mitarbeit von Prof. Muß über einen so langen Zeitraum sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kammergremien einen unglaublich großen und  wertvollen, unschätzbaren Beitrag zur qualitativ hochwertigen, hierbei aber immer korrekten Erledigung der Aufgaben im Bereich des Sachverständigenwesens beigetragen. Man könne sicherlich ohne Übertreibung feststellen, dass das Ansehen der landwirtschaftlichen Sachverständigen und des Sachverständigenwesens heute nicht so gut  und  anerkannt wäre ohne das jahrzehntelange Mitwirken von Prof. Muß.  Augenzwinkernd fragte Dr. Sauer Herrn Prof. Muß, ob er auch nach seinem beabsichtigten Umzug  - in die Nähe seiner Töchter - nach Trier noch dessen Telefonnummer bekommen und anwählen dürfe, falls er ihn in einer kniffligen Angelegenheit ggfs. einmal um Rat fragen wolle.

 

Abschließend meinte Dr. Sauer:" Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute. Sie werden uns persönlich und fachlich sehr, sehr fehlen. Nochmals herzlichen Dank für alles !"

In einem weiteren kleinen Beitrag dankte das nach Prof. Muß dienstälteste - im Garten- und Landschaftsbau beheimatete - Ausschussmitglied Frank Heims für die vielen Jahre kollegialer Zusammenarbeit in den Sitzungen der Fachkommission, in denen es um die Zulassung neuer Bewerber zum Sachverständigen ging. Er betonte die große Kompetenz, Souveränität und Bescheidenheit von Prof. Muß und dass er es immer verstanden habe, in den fachlichen Prüfungen das Gespräch betont sachlich,  fair und  menschlich angenehm, wenn  auch in der Sache bestimmt und klar zu halten. Wenn Prof. Muß - fast unbemerkt und zurückhaltend -, so Herr Heims,  den Raum betreten habe, habe sich die Stimmung immer  irgendwie auf positive Weise verändert. Dies habe wohl  ganz einfach an seiner Ausstrahlung gelegen. Man werde ihn in Zukunft sicherlich enorm vermissen. Er bedankte sich nochmals für die angenehmen Stunden, die man - immer in konzentrierter Arbeitsatmosphäre - zusammen verbracht habe und die auch ihm sehr viel Freude bereitet hätten. Als kleines DANKESCHÖN überreichte er im Namen der anwesenden Fachkommissionsmitglieder ein kleines Buchpräsent.

 

Last but not least richtete der in Vertretung für den Ausschussvorsitzenden Horst Klöppel teilnehmende Georg Riede im Namen des Ausschusses ein herzliches Dankeschön an Prof. Muß und wünschte ihm für seinen neuen Lebensabschnitt - insbesondere angesichts des bevorstehenden Umzug zu seinen Töchtern nach Trier - Gesundheit und Wohlergehen. Es sei für die Kammer und das Sachverständigenwesen in Rheinland-Pfalz sicherlich ein einmaliger Glückfall gewesen, über so viele Jahre jemanden wie Prof. Muß zu haben, der auf so ideale Weise so viel Positives auf sich vereinigt habe: Praxisbezug, theoretisch-methodisches Fachwissen, Bescheidenheit sowie den Willen und die Freude daran, die eigenen Kenntnisse weiterzugeben und den Rat suchenden Kollegen immer bereitwillig einen entsprechenden Rat zu erteilen. Er sei auf absehbare Zeit  nicht zu ersetzen und werde im Sachverständigenwesen eine große Lücke hinterlassen. Als kleines DANKESCHÖN überreichte er ihm ein Geschenkpaket mit Köstlichkeiten und Spezialitäten aus der Pfalz.         

 

Mit bewegten Worten bedankte sich Prof. Muß und meinte - auf die ihm eigene bescheidene Art -  man habe es mit den Lobpreisungen wohl etwas übertrieben. Er erinnerte nochmals kurz an seine Jugendzeit und dass es für ihn ein riesengroßes Glück gewesen sei, dass er überhaupt das Abitur habe machen und anschließend den schon vorher beschriebenen beruflichen Weg habe einschlagen können. Er habe die ganzen Jahre über gerne im Sachverständigenwesen gearbeitet und die ehrenamtliche Mitarbeit in den Gremien  der Landwirtschaftskammer und die Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern immer sehr geschätzt und als angenehm und auch für ihn bereichernd empfunden. Und wenn er sich in der Runde umblicke und auch an die bei der Kammer tätigen, hauptamtlichen Mitarbeiter denke, seien da doch eine ganze Reihe, die er an der Fachhochschule in Bad Kreuznach bzw. später in Bingen als Professor unterrichtet habe. Das erfülle ihn natürlich auch mit Dankbarkeit und Stolz.  Abschließend bedankte er sich ausdrücklich nochmals bei den Sachverständigenkollegen sowie allen hauptamtlichen Mitarbeitern der Kammer,  die ihn in all diesen Jahren begleitet haben.

Die fast familiäre, kleine Runde wurde dann - fachsimpelnd, Anekdoten erzählend, aber auch in die Zukunft blickend - bei Kaffee und Kuchen in angenehmer Atmosphäre fortgesetzt.

 

 

 

Dr. Udo Sauer,  Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Referatsleiter Sachverständigenwesen, Testbuchführung und Agrarstatistik