Schulterschluss von Landwirtschaft und Naturschutz

Mit einer bisher einzigartigen Kooperation der Landwirtschafts- und Naturschutzverbände geht ein sehr starkes Zeichen an die künftige rheinland-pfälzische Landesregierung: In einem gemeinsamen Appell rufen die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V., der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V., der NABU Rheinland-Pfalz, der BUND Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., die GNOR e.V., die AÖL Rheinland-Pfalz/Saarland e.V. und der ÖJV Rheinland-Pfalz e.V. dazu auf, bei den Bestrebungen zur Förderung der Artenvielfalt auf praxisgerechte Lösungen zu setzen.

So sollen nicht nur ökologische Ziele erreicht werden, sondern die landwirtschaftlichen Betriebe auch Geld verdienen können. Dies ist die Basis für ein flächendeckendes und nachhaltiges gemeinschaftliches Engagement von Landwirtschaft und Naturschutz.

In einem gemeinsamen Papier formulieren Landwirtschaft und Naturschutz konkrete Vorschläge, mit welchen Maßnahmen in den Bereichen Ackerbau, Dauergrünland und Sonderkulturen die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie ermöglicht werden kann. Dabei haben die landwirtschaftlichen Betriebe mit ihren umfangreichen Praxiserfahrungen, aber auch ihrem unmissverständlichen Bekenntnis zum Naturschutz einen wichtigen Beitrag geleistet. Gleichzeitig haben die Naturschutzverbände das große Engagement der Landwirtschaft für den Naturschutz anerkannt und unterstützen ausdrücklich deren Forderung, dass Naturschutzmaßnahmen immer auch wirtschaftlich darstellbar sein müssen.

Herausforderungen in Einklang bringen

In der Zusammenarbeit können die Herausforderungen für den Schutz der Natur und den Erhalt beziehungsweise die Weiterentwicklung der Artenvielfalt sowie wirtschaftlich notwendige Einkommen für die landwirtschaftlichen Betriebe in Einklang gebracht werden. Ziel muss es sein, die einzigartige und äußerst vielfältige Kulturlandschaft im Land zu erhalten beziehungsweise weiter zu entwickeln und dabei auch die regionale Produktion von qualitativ hochwertigen und gesunden Lebensmitteln zu sichern.

Vor diesem Hintergrund haben die Naturschutzverbände und die landwirtschaftlichen Verbände den Dialog in den vergangenen Wochen intensiviert, um das Prinzip des kooperativen Naturschutzes gezielt umzusetzen. Dabei wurden naturgemäß auch unterschiedliche Sichtweisen zwischen den Verbänden deutlich. Gerade deshalb soll dieser Austausch auf Augenhöhe zur Überwindung von Zielkonflikten auch zukünftig fortgeführt werden, um Kompromisse erarbeiten zu können. Die Naturschutz- und Landwirtschaftsverbände fordern daher die zukünftige Landesregierung auf, wirkungsvolle Förderprogramme im Agrarumweltbereich zu gestalten, die auf eine breite Akzeptanz bei den Landbewirtschaftern stoßen werden.

Abbau bürokratischer Hemmnisse

Hierzu bedarf es neben dem Abbau bürokratischer Hemmnisse und der Anerkennung der Leistungen der Landwirtschaft für die Artenvielfalt auch eine wirtschaftlich attraktive Honorierung, die über den Ausgleich von Mehraufwand und Ertragseinbußen hinausgeht.

Betriebsintegrierte und standortangepasste Maßnahmen sind unerlässlich. Bei der Neugestaltung der Förderprogramme sollten, ebenso wie bei der auszubauenden Biodiversitätsberatung, Ergebnisse bereits laufender kooperativer Projekte sowie Maßnahmen der Studie „Artenreiche Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz 2030“ berücksichtigt werden. Sollte das enge Regelungskorsett der EU innerhalb der kofinanzierten Programme sinnvolle Maßnahmen verhindern, muss das Land eine gesonderte Förderung ermöglichen.

Landwirte, Winzer und Naturschutzverbände stellen klar, dass sie gemeinsam einen Weg gehen wollen, um die Artenvielfalt in Rheinland-Pfalz zu erhalten und zu fördern. Neben dieser Zusammenarbeit ist die tatkräftige Unterstützung der Politik notwendig. Die Verantwortlichen der kommenden Legislaturperiode sollten daher den partnerschaftlichen Schulterschluss von Naturschutz und Landwirtschaft anerkennen und ihm zum Erfolg verhelfen.