Lehrfahrt der Rindermäster und Mutterkuhhalter

In diesem Jahr am 8. Januar haben der Beratungsring für Rindfleischerzeugung, der Rindermastkontrollring und die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wieder ihre alljährliche Lehrfahrt durchgeführt.

Allerlei Wissenswertes aus den Bereichen Zucht, Mast und Bauen wurde den 100 Teilnehmern vermittelt. Die Fahrt führte dieses Jahr in den Raum Kusel und Lauterecken und ausschließlich in Mitgliedsbetriebe dieser Organisationen. Vor allem Glanvieh- und Limousinhalter bzw. Züchter bekamen schönes Tiermaterial zu sehen. Erstes Ziel der Fahrt war der Bullenmastbetrieb der Familie Seyler in Pfeffelbach im Kreis Kusel. Wir wurden hier von den Betriebsleitern freundlich empfangen. Die Familie Seyler bewirtschaftet ihren Betrieb mit 130 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche im Haupterwerb. Es werden 280 Bullen sehr guter Fleischqualitäten auf dem Betrieb gemästet. Ein Großteil der Tiere stammt aus der Region, aber auch aus Brandenburg und Frankreich werden Masttiere zugekauft. Alle Masttiere werden beim Einstallen mit einem Pour-On-Präparat behandelt um Endo- und Ektoparasiten vorzubeugen und keine durch die Parasiten hervorgerufenen geringeren Tageszunahmen zu riskieren. Ursprünglich wurden auf dem Betrieb Milchkühe gehalten, 1999 erfolgte jedoch der Bau des ersten Tretmiststalles mit 8 Boxen, im Jahr 2011 wurde der Betrieb dann um einen weiteren Tretmiststall mit 12 Boxen erweitert. Besonderen Wert legt Familie Seyler auf die Fütterung ihrer Masttiere mit einer sehr maisbetonten Ration, dies spiegelt sich in den täglichen Zunahmen der Tiere wieder. Auch der Futtermischwagen gehört im Betrieb Seyler schon lange zum Standard. Bewusst wird das Mineralfutter (ca. 100-120 g pro Tier/Tag) über die Ration gegeben um einen weiteren Fressanreiz zu gewährleisten. Der erste Stall wurde ohne Gefälle im Liegebereich gebaut, hier ist der Strohbedarf höher als im neu gebauten Stall in dem  sieben Prozent Gefälle realisiert wurden. Auch eine Kante zwischen Einstreu- und Abschiebebereich ist unerlässlich um die Mistmatte trockener zu halten und das Abschieben zu erleichtern. Seine Bullen vermarktet der Betrieb Seyler  an die Metzgerei Peter Braun in Konken, hier besteht schon eine jahrelange Verbindung. Die Familie ist sehr engagiert im Bereich der Bullenmast, sie sind schon seit Jahren Mitglied im Beratungsring Rindfleischerzeugung und nutzen die Verbindungen die über diese Mitgliedschaft zustande gekommen sind. Auch der Wachstumsschritt auf 280 Mastbullenplätze war die richtige Entscheidung da der Absatzweg stimmt und mit dem Tretmist ein tiergerechtes Haltungssystem gewählt wurde.

Der zweite Termin führte die Teilnehmer zum Bio-Hof-Doll nach Dennweiler-Frohnbach, ebenfalls im Kreis Kusel. Die Lage dieser niederschlagsarmen Region mit den flachgründigen, „steinreichen“ Böden eignet sich in erster Linie für die Mutterkuhhaltung. Auf dem Biohof werden 135 ha LN bewirtschaftet wovon der Grünlandanteil bei 125 ha liegt. Das Ackerland wird bestellt mit Winterwicken und Triticale oder Sommerwicken mit Hafer, als Zwischenfrucht wird Alexandrinerklee oder einjähriges Weidelgras gepflanzt. 70 Mutterkühe mit Nachzucht finden sich in den Stallungen der Familie Doll, die 1984 mit der Mutterkuhhaltung begonnen hat. Die frühere Anglerherde wurde durch den konstanten und konsequenten Einsatz eines  Limousin Zuchtbullen  in ihrer Fleischigkeit, sprich Muskelfülle, nachhaltig verbessert. Zurzeit befinden sich zwei Limousinbullen im Deckeinsatz sowie ein Anguszuchtbulle, welcher hauptsächlich bei den Färsen im Hinblick auf den leichteren Kalbeverlauf sowie auf die genetische Hornlosigkeit dieser Rasse genutzt wird. Die männlichen Absetzer werden zum Teil auf dem Betrieb ausgemästet und der Direktvermarktung zugeführt, ein weiterer Teil wird an Bioland-Kollegen aber auch an konventionelle Bullenmastbetriebe weiterverkauft. Die weiblichen Jungtiere welche nicht für die Bestandsergänzung genutzt werden, vermarktet der Betrieb Doll an einen Betrieb der Färsenmast mit Vornutzung betreibt. Grundlage für die Preisgestaltung stellen die Auktionspreise von Krefeld sowie die Preisempfehlung vom Rindermastkontrollring dar. Der Gebäudebestand der Familie Doll umfasst eine Halle mit Satteldach und zwei Pultdachhallen. Ein weiteres Standbein sind zwei Ferienwohnungen. Seit 1993 wird auf dem Betrieb nach den Richtlinien der biologischen Landwirtschaft gewirtschaftet. Frau Doll repräsentiert einen Großteil der Mutterkuhhalter in Deutschland, hier stehen Altgebäudenutzung, überbetriebliche Maschinennutzung, Vergabe von Lohnarbeiten an erster Stelle um zu einem positiven Betriebsergebnis zu kommen. Der gepflegte Betrieb bietet sich sehr gut an um Besuchergruppen, Schulklassen und Kindergärten einen realistischen Einblick in die Mutterkuhhaltung in Rheinland-Pfalz bzw. in Deutschland zu ermöglichen.

Im Heuhotel in Konken konnten sich die Lehrfahrtsteilnehmer bei Familie Schanz mittags mit sehr gutem Essen aus der Region stärken und gut gesättigt zum nächsten Betrieb aufbrechen.

Erster Betrieb am Nachmittag war die Mutterkuhhaltung der Familie Müller in Otzweiler im Kreis Bad Kreuznach. Die Familie Müller bewirtschaftet hier 60 ha Grünland und 40 ha Ackerland. Alle vier Familienmitglieder arbeiten auf dem Nebenerwerbsbetrieb mit und erledigen alle Arbeiten in Eigenregie. Seit 1997 werden auf dem Betrieb Rinder gehalten, mittlerweile sind dies 40 Glan-Herdbuchkühe, 3 Zuchtbullen dieser Rasse und die Nachzucht. Weibliche Tiere werden in die Zucht verkauft und die männlichen als Deck- und Mastbullen. Ein schwieriges Thema stellt dabei der Zukauf von geeigneten Deckbullen dar, denn der Fremdblutanteil darf nicht mehr als 25 % betragen, auf Inzucht muss streng geachtet werden und natürlich müssen auch Bullen mit guter Qualität zur Verfügung stehen. Die Tiere befinden sich in einem 2008 neu errichteten Aussenklimastall auf Tretmist-Basis. Familie Müller ist sehr engagiert in der Zucht und Erhaltung dieser in unserer Region beheimateten Rasse. Gerade die Eigenschaften des Glanrindes wie Robustheit, Genügsamkeit, Fruchtbarkeit, Langlebigkeit sowie Charakterstärke hebt Frau Müller bei ihren Tieren hervor. Die Kälber, die das ganze Jahr über geboren werden, werden mit einem Alter von 7 bis 9 Monaten abgesetzt. Das Erstkalbealter beträgt in der Regel 33-36 Monate.

Zu guter Letzt fanden wir uns auf dem Hobstätterhof im Betrieb Schad und Partner GbR ein. Der Betriebsleiter Hans-Jürgen Gauch begrüßte uns hier freundlich und führte uns über das Gelände des Hofes auf welchem 705 ha Grünland und 230 ha Ackerland seit 2003 nach Bio-Richtlinien bewirtschaftet werden. Der ursprünglich als Pensionspferdehof konzipierte Betrieb beheimatet derzeit 250 Limousinherdbuchtiere mit 10 Limousinzuchtbullen aus besten französischen Zuchtlinien. Insgesamt werden derzeit etwa 600 Tiere im Betrieb Schad und Partner gehalten. Untergebracht sind die Tiere in vier Laufställen mit Aussenpaddocks, einem weiteren Laufstall und dem „baulichen“ Blickfang des Tages, dem Doppellaufstall mit den Maßen 108 m x 60 m, vor allem die einfache Bauweise als auch die bunten Betonsäulen beeindruckten viele der Lehrfahrtsteilnehmer. Der Stall ist zweigeteilt, d.h. über der zentralen Futterachse befindet sich keine Überdachung um eine optimale Luftführung zu gewährleisten. Auffallend auf dem Betrieb war auch der Stallraum der den Tieren zur Verfügung steht, lt. Herrn Gauch sind dies 20 qm pro Mutterkuh. Die Bullen werden derzeit noch größtenteils in die Mast verkauft, Ziel des Betriebes ist es jedoch in Zukunft noch mehr Tiere als Deckbullen an Züchter und/oder andere Mutterkuhhalter zu vermarkten. Die auf dem Betrieb gezeigten Qualitäten sprechen durchaus für diese Form der Vermarktung. Schlachttiere werden vom Betrieb über die „Bioschiene“ der ERAG vermarktet. Ab Sommer 2013 soll sich auf dem Betrieb auch ein Schlachthaus mit Hofladen befinden wo die eigenen Produkte zum Teil direkt abgesetzt werden können.

Der Abschluss der Lehrfahrt fand auch auf dem Hobstätterhof statt, in dem zum Betrieb gehörenden Restaurant „ Der Pferdestall.“ Herr Henn von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz fasste nochmal die Stärken und Schwächen der besuchten Betriebe zusammen. Danach konnten sich die Teilnehmer in aller Ruhe für den Heimweg, bei leckerem und reichhaltigem warmem Buffet, stärken.

Joachim Bauer (Rindermastkontrollring / Beratungsring Rindfleischerzeugung)