Landurlaub voll im Trend

Aus aktueller Reiseanalyse können viele nützliche Erkenntnisse für die Anbieter von Ferien auf Bauern- oder Winzerhof geschöpft werden.

Wenn am 29. Juni mit dem Ferienstart in Nordrhein-Westfalen die Spitze der Sommersaison 2015 in den Urlaubsregionen beginnt, starten die ganz großen Besucherströme im In- und Ausland und fließen auch wieder nach Rheinland-Pfalz. Nach den Erhebungen des Statistischen Landesamtes, die in den bisherigen Monaten des Jahres jeweils immer eine Zunahme der Übernachtungszahlen verzeichnet hatten, ist auch für die besucherstärksten Monate des Jahres Juni bis Oktober mit 2,5 bis nahe an 3 Millionen Übernachtungen pro Monat zu rechnen. Da Tourismusexperten allgemein von stabilen bis leicht steigenden Urlaubszahlen ausgehen, könnten in Rheinland-Pfalz die bisherigen Rekordmarken von 9,12 Millionen Gästen und 24,38 Millionen Übernachtungen von 2014 noch einmal übertroffen werden.

Nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wird 2015 ein gutes Urlaubsjahr mit hervorragenden Aussichten für die aktiven oder ehemaligen Agrarbetriebe, die unter dem Titel Landtourismus Gastro- und Ferienangebote vorhalten. Die Kammer bietet diesen Betrieben seit Jahren ein erhebliches Informations-, Beratungs- und Schulungsangebot und betrachtet sie gut aufgestellt, die hohen Erwartungen der Gäste auch in diesem Jahr zu erfüllen. Für die Betriebe selbst sieht die Kammer in Landtourismus und Landgastronomie ein immer stärker tragendes unternehmerisches Standbein und empfiehlt den Betrieben die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Daten der Reiseanalyse zu ziehen.

Die von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) in Kiel vorgelegte 45. RA Reiseanalyse 2015 ( www.fur.de ) bescheinigt den Deutschen eine anhaltend zunehmende Reiselust, von der sich auch in diesem Jahr trotz latent schwelenden Finanzkrise wieder mehr 77 Prozent gerne anstecken lassen und über 70 Millionen Urlaubsreisen mit mindestens fünftägigem Aufenthalt buchen werden. Für Rheinland-Pfalz sieht die Kammer von Interesse, dass darüber hinaus wie 2014 wieder 76 Millionen Kurzreisen (1-2 Tage) erwartet werden, weil diese zu einem nicht geringen Teil von den umliegenden Ballungsräumen in die rheinland-pfälzischen Urlaubs- und Naherholungsregionen gehen. Für 2015 haben sich  laut FUR lediglich 11 Prozent der Deutschen bislang für einen Verzicht auf eine Ferienreise entschlossen. Das verbleibende Potenzial von urlaubswilligen 89 Prozent verspreche auch für Rheinland-Pfalz und den Landtourismus ein erneutes Wachstum.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben nach Einschätzung der ohne negative Auswirkung auf die Reisebranche. Wenn nach aktuellen Umfrage 76 Prozent der die allgemeine wirtschaftlichen Lage in Deutschland als sehr gut bis gut beurteilen, dürfte das die Urlaubseuphorie noch beflügeln. Da eine Verschlechterung der persönlichen wirtschaftlichen Situation in den nächsten 12 Monaten auch nur von 10 Prozent erwartet wird, während die Übrigen von keiner Veränderung (60 Prozent) oder gar einer Verbesserung (18 Prozent) ausgehen, überwiegt schließlich doch der Trend zum Positiven.

Die Potenziale für den auch in Rheinland-Pfalz wachsenden Landtourismus sieht die Kammer im seit  rd. zehn Jahren kontinuierlich zunehmenden Marktanteil des Urlaubslandes Deutschland, der mit 22 Mio. Urlaubsreisen im Vorjahr bei 31 Prozent lag. Damit ist Deutschland mit Abstand das beliebteste Urlaubsland der Deutschen. 27 Prozent verteilen sich auf die Länder rund um das Mittelmeer, etwa ein weiteres Drittel auf den Rest der Welt. Innerhalb Deutschlands bilden Mecklenburg-Vorpommern, Bayern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg nach wie vor die Top 5 der beliebtesten Urlaubsländer. Unter 1 Prozent der von den Deutschen insgesamt angesteuerten Urlaubsziele lag 2014 in Rheinland-Pfalz; ein Wert mit Luft nach oben.

Die Deutschen fahren weiter gerne mit dem Auto (46 Prozent)  in Urlaub. Das Flugzeug folgt mit 39 Prozent vor Bus oder Bahn mit 13 Prozent. Die durchschnittliche Urlaubsdauer ist nicht weiter rückläufig und liegt wie im Vorjahr bei 12,5 Tagen. Geben die Deutschen für einen Auslandsurlaub im Schnitt 1.124,- Euro aus, darf der im Inland nur 582,- Euro kosten.

Die erweiterten und benutzerfreundlich gewordenen Möglichkeiten, die Buchung von Urlaubsreisen von der ersten Information bis zur abschließenden Reservierung über das Internet abzuwickeln, muss nach Auffassung der Kammer von den Anbietern zwingend berücksichtigt werden. Während das Reisebüro als Buchungsstelle weiter Marktanteile verloren hat, buchen beim Unterkunftsanbieter direkt 31 Prozent, von denen viele Stammgäste sind, die übrigen aber sich zuvor übers Internet informiert haben dürften. 35 Prozent der Reisenden buchen inzwischen über entsprechende Internetportale, wie beispielsweise über das Portal www.landsichten.de/rheinland-pfalz. 80 Prozent der Deutschen sind inzwischen an das World Wide Web angeschlossen. 56 Prozent nutzen mobiles Internet und verwenden dieses Medium immer intensiver auch für ihre Reiseplanung. Mit einer attraktiven und informativen Homepage bringen auch Bauern- und Winzerhöfe ihr Angebot zielgerichtet und erfolgversprechend zu den Nachfragern. 45 Prozent der Deutschen surfen unterwegs und natürlich auch im Urlaub mit Smartphone oder Tablet-PC im Internet.

Bei den Urlaubsarten sieht die FUR eine Entwicklung die dem rheinland-pfälzischen Landtourismus entgegen kommt. Zwar bleibt der Strand- und Badeurlaub an der Spitze, im positiven Trend befinden sich jedoch Ausruhen, Natur, Familie, Sightseeing, wobei Urlaubskunden zunehmend multioptional ausgerichtet sind, d.h. sie mischen gerne Urlaubsarten, ohne in die Extreme zu anstrengend oder zu eintönig zu verfallen. Die wesentlichen Effekte, die Urlauber sich von ihrer Reise versprechen, sind Erholung, Gesundheit und Glück. Die sind damit entscheidende Zielvorgaben für Urlaubsanbieter.

Für die nächsten zehn Jahre erwarten die Reiseanalysten, dass sich die Kundenstruktur entsprechend der Gesellschaftsstruktur und hier insbesondere durch die demografische Entwicklung verändert. Sie sehen für 2025 weniger, ältere und durch Migration buntere Gäste mit viel Reiseerfahrung und entsprechender Kompetenz ausgestattet. Die multioptionale Ausrichtung wird ebenso zunehmen wie der Wunsch nach individueller Abwechslung. Always online wird dann eine schlichte Selbstverständlichkeit sein.

Die Landwirtschaftskammer rät Anbietern landtouristischer Dienstleistungen und insbesondere landwirtschaftlichen und weinbaulichen Betrieben, die neu in diesen Markt einsteigen wollen, immer auf das Beratungsangebot der Kammer zurückzugreifen (www.lwk-rlp.de, unter Beratung und Landtourismus). Da Investitionen in diesem Bereich im Regelfall sehr kostenintensiv sind, gilt es, Fehlentscheidungen zu vermeiden und alle Planungen betriebswirtschaftlich und marktorientiert abzusichern. Die Berater der Kammer kennen die Erwartungen der Gäste und wissen, wie auf dem Ferienhof die Voraussetzungen dafür geschaffen werden können, dass der Urlauber hier Entspannung und Wohlbefinden für Geist und Körper in einer wertigen und gepflegten Umgebung mit authentischer, warmherziger Atmosphäre findet. Große und weiter wachsende Bedeutung kommt der Präsentation der Betriebe und der Attraktivität ihres Angebotes im Rahmen eines offensiven Marketings zu. Dabei sind die Präsenz in einem einschlägigen Internetportal und die Pflege einer gut gemachten, anwenderfreundlichen Homepage mit unmittelbaren Kommunikationsangebotl inzwischen unverzichtbar.

Frieder Zimmermann, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz