Inklusive Ausbildung in den Grünen Berufen

Sabine Günther erhält Zertifikat der Landwirtschaftskammer.

"Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz unterstützt das gesellschaftliche Anliegen der inklusiven Ausbildung in Betrieben", so Brigitte Christoffel, Vorstand der Landwirtschaftskammer (LWK). "Die Grünen Berufe bieten vielfältige Einsatzgebiete für Menschen mit und ohne Behinderungen."
Die Ausbildung von jungen Menschen mit Behinderungen stellt besondere Anforderungen an die Ausbilderinnen und Ausbilder. Der Gesetzgeber hat daher eine Zusatzqualifizierung vorgeschrieben, um die Qualität der Ausbildung sicher zu stellen. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz hat den erforderlichen Lehrgang in diesem Jahr angeboten und Gartenbaumeisterin Sabine Günther ist die erste betriebliche Ausbilderin, die diesen Lehrgang komplett absolviert hat.
Die Landwirtschaftskammer nahm dies zum Anlass, das Zertifikat persönlich zu überreichen. "Sie geben damit ein Beispiel für engagierte Ausbilderinnen und Ausbilder in den Grünen Berufen, die trotz langjähriger Ausbildererfahrung diese sonderpädagogische Zusatzqualifizierung erwerben. Die Landwirtschaftskammer würdigt das Engagement für die Ausbildung von Jugendlichen mit und ohne Behinderungen, die sowohl Sabine Günther als Ausbilderin als auch die Stadt Landstuhl als ihr Arbeitgeber erbringen. Sie leisten damit einen Beitrag dazu, dass die gemeinsame Ausbildung in Betrieben gelebt wird", stellte Brigitte Christoffel bei der Übergabe des Zertifikats heraus.  Boris Bohr, 1.Beigeordneter der Stadt Landstuhl, betonte, dass den Kommunen eine Vorbildfunktion bei der inklusiven Beschäftigung zukommt. "Die Sickingenstadt Landstuhl ermöglicht seit vielen Jahren die inklusive Ausbildung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung in der Stadtgärtnerei. Frau Sabine Günther und ihre Mannschaft bilden seit 1995 Gärtnerinnen und Gärtner regulär aus und bereiten Menschen mit Behinderungen als „Werker im Gartenbau“ erfolgreich aufs Berufsleben vor."

Hintergrundinformationen
Für Menschen mit Behinderung, für die keine Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf in Betracht kommt, hat die LWK für die Berufe Gärtner, Landwirt, Winzer und Pferdewirt entsprechende Helferregelungen erlassen. Bei den Helferausbildungen liegt der Schwerpunkt auf den praktischen Ausbildungsinhalten, der theoretische Anteil ist reduziert. Im Rahmen der Inklusion wird angestrebt, die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen vermehrt in Betrieben der Landwirtschaft zu ermöglichen. Bisher erfolgt die Ausbildung von Helferinnen und Helfern im Gartenbau überwiegend in Bildungseinrichtungen.
Für die Ausbildung von jungen Menschen mit Behinderungen ist es erforderlich, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder neben der fachlichen, persönlichen und berufs- und arbeitspädagogischen Eignung zusätzliche behindertenspezifische Qualifikationen erwerben. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bietet hierzu eine Weiterbildungsreihe an. Die einzelnen Module vermitteln Grundlagen für die Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderungen und Lernschwäche. In Vorträgen und Workshops werden praxisnahe Situationen des Ausbildungsalltages vorgestellt, diskutiert und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Die Seminartage ermöglichen zudem einen intensiven Erfahrungsaustausch zwischen den Berufskolleginnen und -kollegen der Grünen Berufe. Gefördert wurde das erste Angebot dieser Reihe aus Mitteln des Ausgleichfonds. Weitere Angebote erfolgen in Kooperation mit der HWK Trier.
Die LWK hat sich mit einem Projekt an dem bundesweiten Programm zur Förderung der Implementierung von Inklusionskompetenz bei den Kammern beteiligt. Zwei Jahre lang wurde intensiv daran gearbeitet, Chancen und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen und Lernbeeinträchtigungen in den Grünen Berufen auszuloten. Dabei richtete sich der Blick sowohl auf die Funktion der LWK als Arbeitgeber an den sieben Dienststellen im Landesgebiet als auch auf die landwirtschaftlichen Betriebe als Arbeitsplatz für Arbeitnehmer/innen, Auszubildende und Praktikant/innen. Das Projekt der Landwirtschaftskammer war bundesweit der erste Antrag und beispielhaft für Andere. 
Partner im Projekt waren neben dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie Rheinland-Pfalz, das Integrationsamt/Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, der Integrationsfachdienst Trier und die Bundesanstalt für Arbeit und das Forum Arbeit mit Behinderungen.