Hauswirtschaftliche Fachkenntnisse sind gefragt

"Der Landwirtschaftskammer ist ein aktiver Austausch mit den Praktikerinnen wichtig, um die Berufsbildung weiter zu optimieren," betonte Ökonomierätin Christa Klaß, Vorstand der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, bei der Fachtagung Hauswirtschaft.

60 Fachkräfte der Hauswirtschaft kamen zur jährlichen Fachtagung ins Winzercafé Wetzler in Vendersheim. „Viele Aufgaben und Dienstleistungen verlangen hauswirtschaftliche Kenntnisse. Die Inhalte und die Fertigkeiten des hauswirtschaftlichen Berufsbildes sind gefragt. Es ist unsere Aufgabe, Nachwuchskräfte heranzubilden und zu qualifizieren,“stellte Christa Klaß heraus. Fach- und Führungskräfte in der Hauswirtschaft haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings merkten die Teilnehmerinnen kritisch an, dass die Vergütung für diese anspruchsvollen Leistungen in der Regel zu gering ist. „Hier muss sich etwas ändern, um den Berufsnachwuchs zu sichern“, waren sich die Fachfrauen einig. 

Das Team der Hauswirtschaft der LWK brachte alle auf den aktuellen Stand und stand für Fragen bereit. Gertrud Specht informierte über den Berufswettbewerb, Lehrgänge und Prüfungen. „Die Senior-Experten bieten ehrenamtlich Hilfen für Auszubildende an, damit diese Lücken im Lernstoff aufarbeiten können. Nutzen Sie das Angebot, wenn sich Schwierigkeiten während der Ausbildung zeigen, “ ermunterte sie die Ausbilderinnen. Andrea Schwahn, LWK, klärte über Änderungen in der Gebührensatzung der LWK und den geplanten Meisterbonus in Rheinland-Pfalz auf. Annette Seng, LWK, gab Tipps zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Sie ist bei der LWK Ansprechpartnerin für Themen der Inklusion und für die Beschäftigung von Flüchtlingen. „Die meisten behinderten Menschen haben eine Berufsausbildung oder eine vergleichbare Qualifizierung absolviert und sind hoch motiviert. Behinderung ist nicht mit Leistungsminderung gleichzusetzen. Diese Mitarbeiter können eine Bereicherung für Ihren Betrieb sein, “ so Annette Seng. 

„Bewusst und achtsam essen“ lautete das Schwerpunktthema am Vormittag. Jutta Spiering-Wilfert, Diplom Oecotrophologin aus Stadecken-Elsheim, zeigte Hintergründe und Lösungsansätze für den hektischen Alltag auf. Bei kleinen Kindern besteht ein enger Zusammenhang zwischen Hunger, Essen und Sattsein. Bei Erwachsenen treten Außenreize in den Vordergrund. Nicht Hunger und Sättigung entscheiden über die Aufnahme von Speisen, sondern Werbung, Vorbilder, Gruppenzugehörigkeit und Status. „Kaufen Sie Lebensmittel, für die keine Werbung gemacht wird. Diese sind oft noch unverarbeitet “, rät Jutta Spiering-Wilfert. „Planen Sie Essen als bewusste Pause ein. Essen Sie nicht am Schreibtisch oder nebenbei. Der Körper nimmt nicht wahr, was wir unbewusst essen. Als hauswirtschaftliche Fachkräfte ist es Ihre Aufgabe, gute Lebensmittel auszuwählen, egal wo Sie tätig sind.“ Bewusstes und achtsames Essen nutzt, um Stresskreisläufe zu unterbrechen, zu entschleunigen, Lebensmittel zu wertschätzen und gut für sich selbst zu sorgen. Zudem steigert sich die Genussfähigkeit und das Körpergefühl. Bei einer Essmeditation erlebten die Teilnehmerinnen selbst, wie durch langsames Essen mit allen Sinnen jedes Lebensmittel intensiv geschmeckt wird. „Hauswirtschafterinnen und Meisterinnen sind Vorbilder und können vorleben, wie bewusste und achtsame Ernährung gelingt“, motivierte die Referentin zum offensiven Umgang mit dem Thema Achtsamkeit. In der anschließenden Diskussion zeigten die Teilnehmerinnen ihre Wege dazu auf. 

Am Nachmittag brachte Alexandra Widiger, LWK,  die Teilnehmerinnen mit gezielten Fitness-Übungen in Schwung. Diplom Oecotrophologin Ruth Davin, DLR Westpfalz, nahm aktuelle Ernährungsformen in den Blick. Ob Paleo-Ernährung, veganes Essen oder Clean Eating – viele Menschen scheinen sich heute nach sehr strikten Regeln zu ernähren. Ruth Davin stellte Ernährungstrends vor und bewertete sie aus Sicht der Ernährungsphysiologie. „Oft gibt es einen gesundheitlichen Anlass, die eigene Ernährung zu hinterfragen“, so Ruth Davin.  „Ob ein Ernährungstrend alle lebensnotwendigen Nährstoffe beinhaltet, lässt sich im Abgleich mit den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ermitteln.“