Grünland erfüllt ökonomische und ökologische Funktion

Bei idealem Wachswetter luden an diesem Sonntag der Bauern- und Winzerverband Bitburg-Prüm und das DLR Eifel zu dem Internationalen Tags der Milch, dem Internationalen Grünlandtags und dem Tag der offenen Höfe nach Steinborn. Dass der Tag der Milch und der Grünlandtag gemeinsam begangen werden, machte nach Überzeugung von Michael Horper, Vizepräsident von Kammer und Verband, Sinn - denn ohne Milchbauern gäbe es weniger Grünland und in unseren Breitengraden sei Grünland als wichtiger Futterlieferant die ideale Voraussetzung für die Milcherzeugung.

Horper: "Es gibt bei uns keinen Milcherzeuger ohne Grünland und ohne Grünland keine Milchviehhaltung." Kühe seien - wie Schafe - sozusagen die "Rasenmäher" der Landschaft und wichtiger Basisbaustein in der Nahrungsmittelerzeugung. Die Ausstellung "Vom Gras ins Glas" zeige diesen engen Zusammenhang ganz deutlich - und auch die weiteren Komponenten, die unweigerlich dazu gehören: Melken, organischer Dünger, Grünlandpflege und die entsprechenden technischen Möglichkeiten dazu. Die Landwirte seien stolz darauf, sagen zu können, dass sie erfolgreich und nachhaltig Kreislaufwirtschaft betreiben und die Kulturlandschaft durch Offenhaltung pflegen. Grünland sei außerdem auch wertvoller Lebensraum für Flora und Fauna, diene als Wasserspeicher, schütze vor Erosion, binde atmosphärischen Kohlenstoff, produziere Sauerstoff und erhalte die Bodenfruchtbarkeit. Grünland habe ganz nebenbei Erholungswert und damit eine hohe Bedeutung für den Tourismus.

Dahinter müsse natürlich ein ausreichender Preis für die Grundnahrungsmittel Milch und Rindfleisch stehen. Beides werde unter zahlreichen Qualitäts- und Produktionsstandards erzeugt. Milch sei ein wertvoller Grundstoff, der mehr wert ist als nur ein Schnäppchenpreis! Grünland erfülle demnach eine zentrale ökonomische und ökologische Funktion. In den Mittelgebirgslagen, so Vizepräsident Horper, ist es das Rückgrat der landwirtschaftlichen Nutzung. Im Eifelkreis macht es 53 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus, im Landesdurchschnitt etwa 33 Prozent. Zur Erhaltung der Qualität müssten die politischen Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass Umbruch möglich bleibt und dass Forschung, Beratung und Ausbildung weiterhin gefördert werden.

Dass Molkereien heute international zusammenarbeiten sei genauso überlebenswichtig wie grenzübergreifende Agrarpolitik und fachlicher Austausch. Horper freute sich, dass die Veranstalter gerade dies beim Internationalen Grünlandtag mit den beiden Nachbarstaaten Belgien und Luxemburg so erfolgreich zum sechsten Mal betreiben.

Es öffneten drei Höfe ihre Tore, um Fachbesuchern und Bevölkerung ihre Leistungsfähigkeit zu demonstrieren. Landwirtschaft zum Anfassen ermöglichte es insbesondere fachfremden Besuchern, sich ein Bild zu machen, wie Landwirtschaft heute funktioniert. Denn erst mit dem "zweiten Blick" - hinter die Kulissen, in die Ställe, auf die Technik - begreife und erkenne man oft erst wirklich und könne verstehen und objektiv beurteilen. Horper dankte deshalb insbesondere den Leitern der landwirtschaftlichen Betriebe Lenz GdbR, Manfred Jegen und Helmut Keil, dass sie einen Blick in den Hof ermöglichten und dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, dass eine Besichtigung der Grünlandversuchsflächen angeboten wurde.

Unter dem Motto "Vom Gras ins Glas" hatte Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken den 6. Internationalen Grünlandtag in Steinborn eröffnet. "Grünland ist die Basis für Genuss aus der Region, weil es die Hauptfuttergrundlage der Milchviehbetriebe im Dreiländereck Deutschland-Luxemburg-Belgien ist, die frische und wertvolle Lebensmittel produzieren", sagte Höfken. Wiesen und Weiden seien von elementarer Bedeutung für eine nachhaltige Landnutzung und die Wertschöpfung in den ländlichen Räumen, in denen Landwirtschaft und Molkereien wichtige Wirtschaftsfaktoren sind.

Ministerin Höfken wies darauf hin, dass die bäuerlichen Betriebe im Dreiländereck aufgrund der fortschreitenden Konzentration der Milch- und Fleischmärkte gefährdet seien. Bei der Bundesregierung und in Brüssel setze sie sich deshalb mit Nachdruck für die Stärkung der Erzeuger ein, insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in Europa: "Ein starkes Agrarbudget, das nach dem Grundsatz öffentliches Geld für öffentliche Leistungen vergeben wird, ist wichtig für die Entwicklung der ländlichen Räume." In Rheinland-Pfalz werden mit den Geldern aus Brüssel zum Beispiel die Vertragsnaturschutzprogramme finanziert, die Landwirte bei Agrarumweltmaßnahmen unterstützen. Allein in diesem Jahr nehmen rund 7000 landwirtschaftliche Betriebe mit rund 140.000 Hektar an diesen Agrarumweltmaßnahmen teil. Davon entfällt etwa die Hälfte auf Grünland.

Mit Sorge betrachtet Ministerin Höfken die Entwicklung des Dauergrünlands, das in den vergangenen Jahren aufgrund der großen Nutzungskonkurrenz verstärkt umgebrochen werde: "Wir müssen das Grünland erhalten, weil es eine Vielzahl gesellschaftlicher Funktionen erfüllt." Es schütze den Boden vor Wasser- und Winderosion. Wiesen und Weiden seien Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Und nicht zuletzt präge das Grünland die rheinland-pfälzischen Mittelgebirgslandschaften und steigere deren Attraktivität für die Naherholung und den Tourismus