Ein erfolgreiches Jahr fand seinen Abschluss!

Vor kurzem trafen sich die Mitglieder der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. zu ihrer Mitgliederversammlung in Halsenbach-Ehr.

In diesem Verein haben sich Saatgutfirmen, Ackerbauern, Anbauberater, Handel, Mälzer und Brauer zu einer Wertschöpfungsgemeinschaft zusammengeschlossen. Die Unter¬nehmer und Dienstleister dieser Organisation haben das Ziel, als Endprodukt Biere der Premiumklasse anbieten zu können.

Der Vorsitzende Heribert Metternich konnte fast alle Mitglieder begrüßen. Ein besonderer Willkommensgruß erging an  Christof Wiesner, dem Vertreter des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (MULEWF).

In seiner Eröffnungsrede beklagte sich Metternich über das zunehmende Misstrauen bei der Bevölkerung gegenüber der heutigen landwirtschaftlichen Produktion. „Diese Entwicklung wird durch Gruppen „angeheizt“, deren Ideologie der Kampf gegen die moderne Landwirtschaft ist. Die Verwendung von Mineraldünger, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und moderne Ställe sind für solche Aktivisten ein „Rotes Tuch“, so die deutlichen Worte des Vorsitzenden. Diese Mitbürger müssten dringend daran erinnert werden, dass gerade der Anbau der Braugerste erhebliche ökologische Vorteile mit sich bringe, da weniger gedüngt und gespritzt werden müsse, um die Erträge zu sichern.

Im Geschäftsbericht erinnerte Geschäftsführer Karl Riedesser an das extreme Wettergeschehen im Berichtsjahr. Der Winter war ausgeblieben. Wir hatten die wenigsten Frosttage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Den milden Tempera­turen im Winter folgte ein sehr trockenes Frühjahr. Mit den Niederschlägen Ende April und dem feuchtwarmen Mai „explodierte“ die Natur. In wenigen Wochen wuchsen die Bestände zur Reife heran, sodass schon Anfang Juni die ersten Mähdrescher eine überdurchschnittlich gute Ernte dreschen konnten. Allerdings verhinderte andauernd unbeständiges Wetter ab Anfang August die Ernteerfolge der Frühdruschgebiete in den Höhenlagen.

Die zwei weltweit überdurchschnittlich gute Ernten in Folge füllte die Läger und führte zu sinkenden Preisen. Im August wurden Preise 25 % unter dem Vorjahr verzeichnet. Zum Glück beflügelte der schwache Euro den Export auf dem Weltmarkt, sodass große überschüssige Mengen abfließen konnten und sich der Preis bis Weihnachten um etwa 40 €/t erholte. Damit konnte die Hälfte des Preisrückgangs in der Ernte wieder gut gemacht werden.

Im Lauf des vergangenen Jahres wurde wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen organisiert. „Ziel war immer, den Braugerstenanbau zu beflügeln, hin zu sicheren und hohen Erträgen bei gleichzeitig besten Qualitäten“, gab Riedesser zu verstehen. So kam der „Technische Ausschuss“ am 6. Februar zusammen, um über die neuen Sorten zu beraten und eine Empfehlung für den Anbau auszusprechen. Am 24. Juni fand die sehr gut besuchte Braugerstenrundfahrt auf dem Hunsrück statt. Entgegen den Erwartungen waren sehr ansprechende Bestände zu besichtigen. Am 11. November kamen dann die Experten zur Bewertung der eingereichten Braugerstenproben zusammen, um schließlich beim Braugerstentag am 4. Dezember in Emmelshausen die Gewinner des Wettbewerbs auszuzeichnen. Fachlich wurde den Teilnehmern an diesem Tage vier Vorträge geboten. So wurde die Marktsituation beleuchtet, die Bedeutung des Rohproteins in der Braugerste aus Sicht der Verarbeitung erörtert, Aspekte und Entwicklung der pfluglosen Bodenbearbeitung dargestellt und Neues über den Versuchsanbau berichtet.

Zum Kassenbericht gab es nichts Außergewöhnliches zu berichten. Der Haushaltsansatz wurde weitgehend von den Einnahmen und Ausgaben bestätigt. Der Bericht der Kassenprüfer war ohne Beanstandungen und vollen Lobes für die sparsame Verwendung der Mitgliedsbeiträge. 

Vorstand und Geschäftsführung wurden sodann von den Mitgliedern einstimmig entlastet, verbunden mit dem Dank für die geleistete Arbeit der Geschäftsstelle. 

In diesem Jahr stand die Neuwahl des gesamten Vorstandes an. Als Wahlleiter wurde vom Vorsitzenden Metternich Christof Wiesner, MULEWF, berufen. Im Vorfeld wurde von der Geschäftsstelle ein Wahlvorschlag ausgearbeitet, der die Vertretung alle Mitgliedergruppen im Vorstand zum Ziel hatte. Dieser Vorschlag wurde vom Geschäftsführer erläutert und von der Mitgliederversammlung befürwortet. Nachdem niemand eine geheime Wahl beantragte wurde per Handzeichen abgestimmt. Die Kandidaten wurden einstimmig gewählt, wobei sich die Betroffenen bei der Wahl ihrer Stimme enthielten. Für die nächsten drei Jahre bilden folgende Personen den Vorstand und Beirat der Fördergemeinschaft: Heribert Metternich (Vorsitzender), Landwirtschaftskammer (LWK), Berthold Klee (stellv. Vorsitzender), Brau- und Mälzerbund, Landesgruppe Kurpfalz, Dr. Georg Stettner (stellv. Vorsitzender), Bitburger Braugruppe GmbH, Dr. Sven Bischoff, Verband Pfälzischer Brauereien, Adolf Dahlem, LWK, Dirk Hämke, Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter, Ferdinand Hoffmann, Leiter des staatl. landw. Versuchswesens, Gisela Horix, MULEWF, Ulrich Lamberth, Brauereiverband Hessen-Rheinland-Pfalz, Bernhard Preiss, Agrargewerbliche Wirtschaft Rheinland-Pfalz, Wolfgang Schöben, Vereinigung der Erzeugergemeinschaften Qualitätsgetreide Rhein-Mosel-Höhen, Claus-Werner Sewenig, Raiffeisen-Waren-Zentrale Köln, und Jörg Weickel, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Bad Kreuznach. 

Im weiteren Wahlgang waren die Kassenprüfer zu wählen. Vorgeschlagen wurden erneut Jörg Müller, LWK und Constantin König, Cerealien Bischheim GmbH. Beide wurden per Handzeichen einstimmig, bei Stimmenthaltung der Betroffenen, als Kassenprüfer bestätigt. 

Zum Rück- und Ausblick des Braugerstenanbaus erwähnte der Geschäftsführer folgendes: Auf das vergangene Jahr rückblickend konnten die Mitglieder  ein gutes Braugerstenjahr verzeichnen. Weit überdurchschnittliche Hektarerträge und im Vergleich zum Vorjahr eine höhere Prämie gegenüber der Futtergerste verbesserten die Wirtschaftlichkeit des Braugerstenanbaus erheblich. Abstriche mussten allerdings die Erzeuger in den Höhengebieten machen, die wegen des schlechten Erntewetters oft nur noch Futtergerste ernten konnten. 

Die Aussichten für das laufende Jahr, so der Geschäftsführer weiter, seien auch nicht schlecht. Weltweit steigender Bierabsatz im Allgemeinen und in der Premiumklasse im Besonderen erfordert Braugerste und Malz höchster Qualität. Eine solche Ware könnten vor allem die Erzeuger in Deutschland bieten. 

Ferdinand Hoffmann informierte schließlich noch über die Landessortenversuche 2015. Acht Sorten werden im Versuchsanbau stehen. Hierbei werden die Ergebnisse der Sortenempfehlung berücksichtigt. Hinzu kommen die neuen vom Bundes­sortenamt zugelassenen Sorten und eine Winterbraugerste. 

Zum großtechnischen Anbau im Rahmen des Berliner Programms informierte  Riedesser über die Ergebnisse des Technischen Ausschusses. Nach den guten Ergebnissen der Wertprüfung bieten sich die beiden Sorten RGT Planet und Ventina für den Anbau an. Beide Sorten zeichnen sich durch gute agronomische Eigenschaften, gute Gerstenqualität (Sortierung, Proteingehalte, Kornanomalien), gute Malzqualität (sehr hohe Extraktausbeute) hohe Würzequalität und beste Bierqualität aus. Diese neuen Sorten kommen sowohl auf dem Hunsrück als auch in Rheinhessen zum Anbau. Als Vergleichssorte wird, wie in den vergangenen Jahren, die Sorte "Marthe" angebaut.

Um den Braugerstenanbau, die Malz- und die Bierherstellung in Frankreich kennen zu lernen, wollen die Mitglieder im Juni eine Studienfahrt nach Frankreich unternehmen; die zweitägige Fahrt führt in die Region Champagne. 

Die anstehenden Termine wurden noch bekannt gegeben. Die Braugerstenrundfahrt 2015 findet am 23. Juni  in der Region Montabaur statt. Es werden die Bestände neuer Sorten der Züchterhäuser und die Versuchsparzellen des staatlichen Versuchswesens besichtigt. Erweitert wird das Programm durch den Besuch einer Brauerei. Im November steht die Bonitur der Braugerstenproben an, wobei die Sieger des Braugerstenwettbewerbs ermittelt werden. Die Ehrung und Auszeichnung erfolgt dann auf dem Braugerstentag am 1. Dezember in Oppenheim. „Zu der Braugerstenrundfahrt und zum Braugerstentag sind sie jetzt schon herzlich eingeladen“, betonte der Vorsitzende Metternich. 

Nach dem sich niemand mehr zu Wort meldet, schließt Heribert Metternich die Mitgliederversammlung. Er bedankt sich für die Teilnahme, die Diskussionsbeiträge und wünscht allen eine gute Heimfahrt. 

Karl Riedesser

Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V.