Braugerstenanbau auch weiterhin im Spannungsfeld?

Die Anbauplanung für 2013 ist weitgehend abgeschlossen, und bis auf den Weizen sind die Winterungen auch schon ausgesät. Da bleibt für den Anbau von Braugerste, wenn er nicht schon eingeplant ist, nur noch wenig Spielraum.

Dennoch erscheint vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Jahre eine aktuelle und rückblickende Bewertung des Produktionsverfahrens  Braugerste im Vergleich zu anderen Marktfrüchten durchaus noch angebracht.

Die Tabelle 1 zeigt, dass 2012 infolge der Auswinterungen die Erträge bei Winterweizen, Wintergerste und Raps deutlich unter dem fünfjährigen Mittel lagen.

DB-
Rechnung I
Winter
weizen
Winter
gerste
Winter
raps
Braugerste (15 % FG)Silomais stehend Feld
Ertrag dt/ha 201265,854,632,856,0480
€/dt Aug.201222,4419,9746,721,9529,40
Marktleistung €uro/Hektar1.4761.0901.5321.2121.411
VK €/ha RBZ 36. 8.9.20121.0358561.072796993
DB €/ha441234460416417
Quellen: StaLa Bad Ems vorl., LWK RL

Festgestellt werden muss auch, dass in diesem Jahr bei einer Umbruchrate von 20 Prozent die Produktionsverfahren Wintergerste und Winterweizen mit zusätzlichen Kosten von etwa 60,00 Euro/Hektar für die erneute Einsaat einer Sommerung behaftet sind. Die Frage, ob dieses Auswinterungsrisiko zukünftig analog dem Marktwarenrisiko bei der Braugerste,  die Produktionsverfahren Winterweizen, Wintergerste und Winterraps dauerhaft belastet, kann derzeit nicht beantwortet werden.

Der Anbau von Energiemais wäre bei einem durchschnittlichen Ertragsniveau von 480,00 dt GM/ha und einem Preis von 30,00 Euro/Tonne Grünmasse stehend auf dem Feld dem von  Braugerste wirtschaftlich vergleichbar.  Zuzüglich der Ernte- und Logistikkosten von 5,00 bis  10,00 Euro die Tonne Frischmasse, je nach Schlaggröße und Transportentfernung belasten diese Substratkosten sicher vielfach den wirtschaftlichen Betrieb einer Biogasanlage.

DB-
Rechnung II

Winter
weizen

Winter
gerste
Winter
raps
Braugerste
(25 % FG)
Silomais
stehend Feld
Ertrag dt/ha Ø 5 Jahre68,959,635,351,6480
Preis €uro/dt Ø 5 Jahre17,8514,9036,4718,2022,30
Marktleistung €uro/ha1.2308881.2878961.070
VK €uro/ha9868261.028750921
DB €uro/ha24462259146149
Quellen: StaLa Bad Ems vorl., LWK RLP

Bei einer Betrachtung der mittelfristigen Verhältnisse nach der Tabelle 2 stellt man generell fest, dass  in der Vergangenheit vielfach im Marktfruchtanbau auf der Basis von Durchschnittserträgen, -preisen und -kosten zwar noch die variablen, aber nicht mehr die Festkosten über die Marktleistung und Ausgleichszahlungen gedeckt werden konnten.

Zudem zeigt sich die Sommerbraugerste aufgrund ihres hohen Marktwarenrisikos nicht gerade wettbewerbsstark.

Der Blick auf die Tabelle 4 zeigt allerdings, dass es auch beim Weizen  zumindest bei der Fallzahl ein gewisses Marktwarenrisiko gibt, was aber durch die geringe Preisdifferenz von etwa 1,60 €uro/dt von Qualitäts- zu Futterweizen deutlich reduziert wird. Zwischen Brau- und Futtergerste lag die Preisdifferenz in den letzten fünf Jahren bei etwa 3,30 €uro/dt.

Braugerste20082009201020112012
VG %95,093,290,694,992,1
Eiweiß %11,710,410,812,510,8
Weizen
Eiweiß %13,112,312,813,7-
Sedi48224352-
Fallzahl < 220 %1,10,021,815,3-
Quelle: StaLa Bad Ems, bes. Ernteermittlung

Eher  kritisch zu sehen war auch schon in den letzten Jahren der Anbau von Winterfuttergerste, wenngleich ihr Anbau wohl aus Fruchtfolgegründen weitgehend stabil geblieben ist.

Bei der Annahme durchschnittlicher Erträge und den aktuellen Preisgeboten für die Ernte 2013 hat die Braugerste, wie aus der Tabelle 3 ersichtlich, zumindest gegenüber dem Weizen eine zumindest vergleichbare Wettbewerbsposition.

DB-
Rechnung III
Winter
weizen
Winterfut-
tergerste
Winterbrau-
gerste(10%FG)

Winter
raps

Braugerste (25 % FG)Silomais stehend Feld
Ertrag dt/ha Ø 5 Jahre68,959,658,635,351,6480
Preis €uro/dt August 201218,516,5021,0040,022,0026,10
Marktleistung €uro/ha1.2759831.1021.4121.0641.253
VK €uro/ha1.0648908501.110805993
DB €uro/ha21193252302259260
Quellen: StaLa Bad Ems vorl., LWK RLP

 Ob dies gestützt durch Fruchtfolgeansprüche und arbeitswirtschaftliche Gründe ausreicht, die Anbaufläche landesweit zu stabilisieren, ist zumindest unsicher. Zielführender wäre da sicher eine Braugerstenprämie als Aufschlag auf den Weizenpreis zur Abgeltung des doch größeren  Anbau-, Qualitäts- und Vermarktungsrisikos. Nicht allzu groß dürften nach einem Abgleich der auf der  Basis aktueller Preise für Produktionsmittel und Arbeitsleistungen ermittelten Produktionskosten mit einer Veröffentlichung von Dr. Alfred Albrecht, Augsburg in der Ausgabe 36 vom 8. September 2012 der Rheinischen Bauernzeitung die einzelbetrieblichen Spielräume in der Kostenstruktur und bei den Erträgen sein.  Durchaus interessant erscheint unter den Preisgeboten Anfang Oktober 2012 für die Ernte 2013 der Anbau von Winterbraugerste.

Ungeachtet dessen ist jeder Betriebsleiter aufgefordert, auf der Basis betriebsindividueller Daten zu Erträgen, Preisen und Kosten sowie der Vermarktungsbedingungen und -strategien seine eigene Entscheidung für die Gestaltung der Anbauplanung zu treffen.

Manfred Schnorbach, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz