Ausschuss Sonderkulturen/ Beregnung der LWK tagte am 1.12.2014

Zur Ausschusssitzung des Ausschusses Sonderkulturen/Beregnung konnte Vorsitzender Hermann Reber die Mitglieder im Gebäude der Landwirtschaftskammer in Bad Kreuznach begrüßen.

Er berichtete von Entwicklungen aus der Politik, die den größeren Obst- und Gemüsebaubetrieben in der Zukunft Probleme bereiten können.

 „Aktuelle N-min Aktivitäten – Wie gut sind wir gerüstet?“ war dann das Thema von Klaus Strohmeyer von der Bolap GmbH. Wenn man sich in einer Solidargemeinschaft befindet, so Strohmeyer, dann muss man auch fremde Lasten mittragen. Und trotz unterschiedlicher Sichtweisen, Kulturen, Betriebsgrößen, Flächennutzung und Ökobilanzen sieht er den Gemüsebau als eine Solidargemeinschaft, die ein gemeinsames Problem hat. Er berichtete davon, dass es erste Schritte zur kontrollierten Nachhaltigkeit gibt. Ein Beispiel dafür ist die Aktion „Pro Planet“, der für Speisekartoffel bei der REWE zum ersten Mal probiert wurde. Das „Pro Planet“ Label ist eine zusätzliche Kennzeichnung aus Betrieben, die ihre Produktion schrittweise nachhaltiger gestalten und an einem Zertifizierungsprogramm teilnehmen. Und „Pro Planet“, so Strohmeyer, muss kein REWE-spezifischer Weg sein, es kann weiten Einfluss in die Gemüseproduktion haben. Welche Entwicklung Nitratwerte mit einer guten Beprobung und einer Beratung nehmen können, zeigte er anhand der Braugerstenwerte von 1993 und 2003. Bei den verschiedenen Vorkulturen Getreide, Kartoffel, Zuckerrübe, Mais und Zwiebel habe sich in 1993 ein durchschnittlicher N-min-Wert von 0 bis 60 cm in Kg/ha von 103 ergeben. In 2003 habe man diesen Wert auf 41 senken können. Auch die Spanne, gemessen in N-min-Werte, hat sich stark verkleinert. In 1993 hatte man noch N-min-Werte zwischen 44 und 178 Kg/ha gemessen, in 2003 nur noch zwischen 24 und 98. Im Wasserschutzgebiet Eich sind von 2002 bis heute müssen sehr viele N-min-Messungen durchgeführt worden, weil sie auch von dem Wasserversorger unterstützt wurden. Hier haben sich nun N-min-Messwerte in 0 bis 90 cm zwischen 50 und 100 Kg/ha ergeben. Eine sehr negative Entwicklung gibt es, so Strohmeyer, beim Beprobungsindex, das heißt bei der Frage wie viel N-min Proben pro ha gezogen werden. Hier haben sich die Zahlen von 1993 von 2,75 auf 6,21 deutlich erhöht. Dies bedeutet, dass weniger N-min Proben pro Fläche gezogen wurden. Bei Messungen von N-min-Werten im Frühjahr zeigen sich bei verschiedenen Vorkulturen sehr unterschiedliche Ergebnisse. Die höchsten Werte waren bei Blumenkohl, Brokkoli und Porree gemessen worden. Das Problem Nährstoffe, so Strohmeyer, und intensiver Gemüsebau, ist nicht wegzudiskutieren. 18.000 ha Gemüseproduktion in der Vorderpfalz hinterlassen messbare Spuren. Die bisher gezeigten Aktivitäten reichen nicht aus, weder in ihrer Innen- und noch in ihrer Außenwirkung und die Lage ist ernst und nicht leicht zu lösen. Nährstoffüberschüsse und der Umgang damit werden die neuen aktuellen Herausforderungen für die Gemüsebaubetriebe sein. Der Gemüsebau muss lernen, so Strohmeyer, selber die Maßstäbe für seine Produktion vorzugeben, sie aber auch umzusetzen. Jeder Betrieb ist gefordert, denn nur die gemeinsamen Anstrengungen werden ein gutes Ergebnis für die Region bringen und agieren ist besser als reagieren.

 „Chancen und Probleme durch die Betriebsentwicklung der letzten Jahre in Obst- und Gemüsebau“ war das Thema von Dr. Norbert Laun vom DLR Rheinpfalz.

Im statistischen Bundesamt sind für Rheinland-Pfalz noch 648 Obstbaubetriebe ausgewiesen, die 1.355 ha Äpfel, 496 ha Süßkirschen, 617 ha Sauerkirschen und 836 ha Pflaumen und Zwetschgen bewirtschaften. Bei der Fläche ist Rheinhessen mit über 52 % der Gesamtfläche von Rheinland-Pfalz am stärksten vertreten. Bei der Anzahl der Betriebe sind Rheinhessen und die Pfalz mit 36 % bzw. 35 % gleichauf. Als Entwicklung der letzten zehn Jahre lässt sich feststellen, dass die kleinen Betriebe, kleiner als 5 ha, sehr stark abgenommen haben und nur die Betriebe, größer als 10 ha, stabil geblieben sind. Dies bedeutet, da die Fläche nur geringfügig von 5.400 ha auf 3.700 ha abgenommen hat, dass die übrig gebliebenen Betriebe deutlich größer geworden sind. Die Obstanbaufläche in Rheinland-Pfalz hat insgesamt abgenommen. Einzige Ausnahme: Die Süßkirsche hat um 19 % Fläche zugenommen. Anders sieht die Situation im Gemüsebau aus. Hier hat sich die Fläche von Jahr 2000 mit 14.000 ha bis 2012 mit 19.000 ha deutlich erhöht. Wichtigste Kulturen in der Pfalz sind Radies, Lauch, Bundzwiebeln, Blumenkohl, Feldsalat, Spargel und Möhren. Für den Pfalzmarkt sind Bundzwiebeln, Radies und Lauch die drei wichtigsten Produkte, die insgesamt 30 % des Gesamtumsatzes des Pfalzmarkts ausmachen. Die Anzahl der Gemüsebaubetriebe hat sich von 2000 mit knapp 1.000 Betrieben auf unter 500 in 2013 verringert. Mit der Ausweitung der Gemüsebaufläche in der Vorderpfalz, aber auch mit der Vergrößerung der Gemüsebaubetriebe hat sich auch die Ernteverfrühung entwickelt. 2000 waren noch 2.500 ha unter Flies oder Folie während es im Jahre 2010 schon über 4.000 ha waren. Laun beleuchtete die Chance und Probleme des Gemüsebaus. Die Betriebsgröße ist einerseits eine große Chance, andererseits auch ein erhebliches Problem. Bei Betrieben mit mehreren Million Euro Umsatz und mehreren hundert Arbeitskräften sind die Anforderungen, die an den Nachfolger gestellt werden, extrem hoch. Dies bedeutet, dass einige Betriebe eventuell keine Nachfolger finden werden und somit aus der Produktion ausscheiden. Auch das Problem qualifizierte Mitarbeiter im Gemüsebau zu finden könnte die Entwicklung des Gemüsebaus auf Dauer behindern. Im Obstbau ist trotz Flächenrückgang eine Intensivierung und Vergrößerung der verbleibenden Obstbaubetriebe zu beobachten. Probleme für die Zukunft sind sicher Pflanzenschutzmittel und die Einnetzung von Obstkulturen. Wünschenswert im Obstbau wäre ein stärkerer Marktpartner.

Den Aktionsplan Pflanzenschutz im Obst- und Gemüsebau stellte anschließend Andrea Schneider vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd vor. Der Aktionsplan Pflanzenschutz im Obst- und Gemüsebau ist eine Ergänzung zum nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. In ihm stehen Strategien zur Bekämpfung wichtiger Schadorganismen im Obst- und Gemüsebau und ihre kurz- und langfristige Umsetzung. Im Gemüsebau sind das Weiße Fliege im Freiland und Gewächshaus, Kohlmottenschildlaus, Grüne Salatblattlaus, Gemüsefliegen, Thripse Unkräuter sowie pilzliche Schaderreger. Für den Obstbau sind das Feuerbrand, Schildläuse, Kirschfruchtfliege, Kirschessigfliege und Apfelblutlaus. Das Ziel des Aktionsplanes ist eine Verbesserung der Planungssicherheit für Pflanzenschutzverfahren im Obst- und Gemüsebau sowie mittel- und langfristig von den jährlich kurzfristig zu erteilenden Notfallgenehmigungen wegzukommen. Dies bedeutet jedoch, dass es zu einer Zulassung von entsprechenden Pflanzenschutzmitteln im normalen Zulassungsverfahren kommen muss.

Weitere Themen des Tages waren die Probleme von großen landwirtschaftlichen Betrieben mit starkem Zukauf und Verarbeitung beim weiteren Bauen im Außenbereich. Das Thema Sachkundenachweis, Bekämpfung der Kirschessigfliege durch Einsatz von Mitteln aus den USA, die Beregnungsverbandinitiative für die Südpfalz und das Thema soziale Standards.

 

W. Rietmann

Landwirtschaftsdirektor

            Referat 22