Aus 400 Goldenen werden fünf absolute Gewinner

ALZEY Am Ende stehen fünf Flaschen Wein auf dem Tisch. Es sind die fünf Besten. Die Siegerweine der Landesweinprämierung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK RLP) für das Anbaugebiet Rheinhessen. Ein Riesling, ein Spätburgunder, ein Silvaner, ein Weiß- und ein Grauburgunder. Die 21-köpfige Jury hat genau 400 Weine probiert und nach gut drei Stunden die besten gekürt.

Punkt 14 Uhr gibt der Leiter der Dienststelle Alzey, Dr. Ludwig Tauscher, den Startschuss: „Los geht’s!“ Damit ist die diesjährige Siegerweinprobe der LWK RLP für Rheinhessen eröffnet. 400 Weine  - in den vorherigen Prämierungsproben jeweils bereits mit Gold prämiert – sortiert nach Rebsorten sind im Probenraum der Dienststelle Alzey aufgebaut. Über jede Flasche ist ein Weinstrumpf gezogen. Schließlich darf nicht erkannt werden, von wem der jeweilige Wein stammt. Blindverkostung lautet das Fachwort.
Die Jury besteht aus ausgebildeten Prüfern, aus Weinkennern und Weinliebhabern. „Während wir die Prämierungsproben, in denen wir die Weine mit der Kammermünze in Gold, Silber und Bronze auszeichnen, ausschließlich mit geschulten Prüfern durchführen, ist es hier ein wenig anders“, erklärt Tauscher. „Ich möchte in der Siegerweinprobe die Verbraucherseite repräsentiert haben.“ Und so sind heute zum Beispiel auch eine Musikpädagogin, ein Flugkapitän und ein Gymnasialdirektor mit von der Partie.
Rund 100.000 verschiedene Qualitätsweine und -sekte aus Rheinland-Pfalz kommen jedes Jahr auf den Markt. Mit ihren besten Weinen bewerben sich die rheinland-pfälzischen Winzer bei der Landesprämierung. Die allerbesten Tropfen eines ganzen Prämierungsjahres herauszufinden, macht sich der Siegerwein-Wettbewerb zur Aufgabe. Der Siegerwein wird als bester Wein einer bestimmten, für Jahrgang und Region jeweils typischen Kategorie eines Anbaugebietes unter allen goldprämierten Weinen der aktuellen rheinland-pfälzischen Wein- und Sektprämierung ausgewählt. Der Siegerwein gilt somit als Leitwein des Jahres für die jeweilige Kategorie im Anbaugebiet.  

„Gut, aber kein Siegerwein“

Einschenken, anschauen, riechen, schmecken, bewerten – so ist der Ablauf in der ersten Proberunde. Wilhelm Gerlach, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volksbank Alzey-Worms und geschulter Prüfer, und Prüferin Karin Muth probieren zusammen mit Andreas Rück von der LWK die 53 Grauburgunder. Die Gespräche laufen in etwa so: „Der ist gut, aber kein Siegerwein.“ „Nein, der ist zu schlank.“ Oder so: „Man schmeckt genau die Grapefruit-Aromen.“ „Er ist sehr saftig.“ „Ein typischer Grauburgunder.“ Und so tastet sich das Trio voran – bis am Ende fünf der 53 Grauburgunder übrig bleiben. Dasselbe machen die anderen Jurymitglieder in ihren Teams mit den Silvanern, Rieslingen, Weiß- und Spätburgundern. Warum sind es genau diese fünf Rebsorten?  „Das legen wir zusammen mit dem Bauern- und Winzerverband und der Weinwerbung fest. Man muss sich vorher überlegen, was die Region zeigen will. Silvaner und Riesling sind typische Sorten für Rheinhessen und die Burgunder sind momentan sehr gefragt. So haben wir einen guten Querschnitt“, informiert Tauscher.   

Runde zwei: Die Rangordnungsprüfung

„Es ist toll, ein solches Sortiment zu probieren. Diese Gelegenheit ergibt sich sonst nirgends“, betont Karin Muth, kurz bevor Dr. Ludwig Tauscher zur zweiten Verkostungsrunde ruft. Während draußen die Trauben des Jahrgangs 2017 gelesen werden, geht es drinnen weiter mit der Rangordnungsprüfung. Auch hier wird wieder blind verkostet. Es heißt wieder einschenken, anschauen, riechen, schmecken, bewerten. Jetzt ist aber jedes Jurymitglied auf sich allein gestellt. Die fünf Ausgewählten jeder Sorte bringt jeder in seine Reihenfolge.  Der Beste bekommt einen Punkt, der zweitbeste zwei … Wer im Durchschnitt die wenigsten Punkte erhält, ist der Siegerwein in seiner Kategorie. 
Tauscher fragt der Reihe nach ab und gibt die Punkte in den Computer ein. Und dann stehen sie fest: Der beste Silvaner, der beste Riesling sowie der beste Grau-, Weiß- und Spätburgunder Rheinhessens. Jetzt nur noch schnell den Weinstrumpf ausziehen und nachschauen, wer gewonnen hat. „Oh nein, das machen wir nicht. Die Gewinner werden erst bei unserem Siegerweinforum am 24. Oktober im Mainzer Schloss bekannt gegeben. Es bleibt also spannend“, informiert Tauscher.
Denn noch fehlen die Sieger der anderen rheinland-pfälzischen Anbaugebiete. Nach dem Auftakt in Alzey folgen in den nächsten Tagen die Siegerweinproben in Wittlich, Bad Kreuznach und Neustadt sowie eine Probe der besten Sekte für ganz Rheinland-Pfalz wiederum in Alzey. Auch dort heißt es dann wieder einschenken, anschauen, riechen, schmecken, bewerten bis die Sieger feststehen.