78 Personen nehmen Goldene Meisterbriefe entgegen

Vor 50 Jahren hielten sie als junge Männer ihre Meisterbriefe in Händen. Heute, ein halbes Jahrhundert später, nahmen 78 Herren aus den Bereichen Gartenbau, Landwirtschaft und Weinbau im Kurhaus Bad Kreuznach ihre Goldenen Meisterbriefe entgegen. Sie erhalten damit eine Auszeichnung für ihre Lebensleistung. „Viele junge Menschen begeistern sich für die Grünen Berufe und führen das, was Sie aufgebaut haben, weiter“, würdigte der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK RLP), Ökonomierat Norbert Schindler, die Anwesenden.

111 Goldene Meisterbriefe hatte die LWK RLP erstellt. Denn es konnten 56 Landwirte, 19 Gärtner und 36 Winzer ausfindig gemacht werden, die im Jahr 1969 ihren Meister gemacht hatten. 78 hatten die Möglichkeit, die Auszeichnung persönlich in Bad Kreuznach entgegenzunehmen. Präsident Schindler erinnerte mit Filmausschnitten und in seiner Rede an das Jahr 1969: „Die Mondlandung ist wohl das Ereignis, das die meisten mit diesem Jahr in Verbindung bringen. Aber Willy Brandt als neuer Bundeskanzler, der neue Bundespräsident Gustav Heinemann und der Jungfernflug des Überschallflugzeugs Concorde fallen in dieses Jahr“, so Schindler. „Und natürlich Ihre bestandene Meisterprüfung! Sie sind Meister aus der Generation des Wirtschaftswunders und aus der Generation des Protests. Einerseits boomte die Wirtschaft und gleichzeitig wurden traditionelle Strukturen und Werte in Frage gestellt“, erinnerte Schindler.
Landwirtschafts- und Weinbauminister Dr. Volker Wissing ehrte den Verdienst der Goldenen Meister: „Landwirtschaft übt nach wie vor eine große Faszination aus – die Grünen Berufe sind etwas ganz Besonderes: Sie verknüpfen Tradition mit modernster Technologie. Ohne die Meisterinnen und Meister wären wir heute bei der Digitalisierung der Landwirtschaft lange nicht so weit. Diese Zukunftsgewandtheit haben wir Ihnen zu verdanken, die das erforderliche Know-how und die Begeisterung für den Beruf an junge Menschen weitergegeben haben. Sie haben Verantwortung für junge Menschen, ja für die gesamte Gesellschaft übernommen. Dafür danke ich Ihnen und gratuliere Ihnen allen ganz herzlich zum Goldenen Meisterbrief.“

Fotos lassen Erinnerungen aufleben
Neben dem Rückblick ins Weltgeschehen gab es auch einen Rückblick in das Leben der Goldenen Meisterinnen und Meister. Sie waren im Vorfeld dazu aufgerufen worden, Fotos aus ihrer Vergangenheit an die Landwirtschaftskammer zu schicken. Daraus war eine Präsentation geworden, die die Anwesenden in die damalige Zeit zurückversetzte und viele Erinnerungen wachrief. Ob die Übergabe des Meisterbriefes, die Kartoffelernte in den 1960er Jahren, gemeinsame Ausflüge oder die Weinlese mit der Familie – alles wurde wieder lebendig. Die Goldenen Meister nutzten die Gelegenheit, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, und Kammerpräsident Schindler hatte noch ein besonderes Schmankerl parat. „Herr Wilhelm aus Schwall hat den Aufruf an die Goldenen Meister im dortigen Wochenspiegel gelesen“, informierte Schindler. „Er findet die Idee der Goldenen Meisterfeier so toll, dass er uns eine Flasche Wein des Jahrgangs 1969 zugeschickt hat. Diesen dürfen wir heute öffnen und probieren.“
Für die Landwirtschaftskammer ist es alljährlich eine große Rechercheaufgabe, die Goldenen Meister zu ermitteln. Erst 1972 wurde die heutige Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz aus drei regionalen Landwirtschaftskammern gegründet. Hinzu kommt, dass auch Namens- und Wohnortänderungen über den langen Zeitraum zu berücksichtigen sind. Auch viele staatliche landwirtschaftliche Schulen und Dienststellen wurden an neuen Standorten zusammengefasst und neu aufgebaut. Daher haben die zur Verfügung stehenden Daten keinen Anspruch auf Vollständigkeit. „Wir freuen uns, alljährlich die Mehrzahl der Jubilare ermitteln zu können und ihnen den Goldenen Meisterbrief zu überreichen“, sagte Kammerpräsident Schindler. Die Gespräche mit den Jubilaren zeigten, dass diese Auszeichnung als hohe Anerkennung empfunden werde.

Die LWK RLP nahm den feierlichen Rahmen auch zum Anlass, zehn langjährig in der Amtlichen Qualitätsweinprüfung tätige Sachverständige sowie zwei Mitarbeiter in einem landwirtschaftlichen Betrieb für 30 beziehungsweise 50 Jahre Betriebszugehörigkeit zu ehren.

Fotos von der Veranstaltung stehen hier in der Mediathek zum Download bereit.