Züchtervereinigung Trier-Wittlich besucht interessante Betriebe in Luxemburg

Nach einer pandemiebedingten zweijährigen Pause führte die diesjährige Züchterfahrt der Züchtervereinigung Trier-Wittlich nach Luxemburg auf zwei sehr interessante Betriebe.

Der erste Betrieb, der besucht wurde, ist der Milchviehbetrieb LISLÉCK Holsteins in Wincrange im Norden Luxemburgs. Christian und Marianne Lis-Vaessen bewirtschaften den Betrieb mit 350 Milchkühen und deren Nachzucht (gesamt ca. 730 Tiere) mit Hilfe von Christians Vater und drei festangestellten Mitarbeitern. Insgesamt werden 270 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) mit 130 ha Grünland, 123 ha Mais und 17 ha Getreide bewirtschaftet. Die Außenwirtschaft inklusiver der Futterernte wird zum größten Teil vom Lohnunternehmen erledigt. Der Betrieb ist in wenigen Jahren auf seine aktuelle Größe gewachsen und geplant ist eine weitere Vergrößerung des Betriebes.  

Wurden vor zehn Jahren noch 60 Kühe in einem Strohstall gemolken, zogen die Kühe 2012 in einen 6-Reiher Boxenlaufstall mit zwei Melkrobotern (erweiterbar auf vier Roboter) um. Ein Jahr später wurde der Kälberstall umgebaut und mit einem Tränkeautomaten ausgestattet. 2015 zogen die Rinder in einen Boxenlaufstall mit 250 Plätzen. Ebenfalls 2015 und 2016 zogen die dritte und vierte Roboterbox ein. Vier Jahre später folgte der fünfte Melkroboter, der speziell für die Färsengruppe angeschafft wurde. Nur zwei Jahre später (in diesem Jahr) wurde ein weiterer sechster Melkroboter, ebenfalls für Färsen, eingebaut. Somit wird die melkende Herde (ca. 350 Kühe) aktuell an sechs Melkrobotern gemolken. Geplant ist in den nächsten Jahren der Bau einer neuen Fahrsiloanlage und ein weiterer Kuhstall mit zwei weiteren Melkrobotern.  

Christian und Marianne erläuterten uns sehr eindrücklich ihr Konzept, wobei deren Zuchtziele auf hohe Milchleistungen, Gesundheit und Produktivität ausgelegt sind uns somit gesunde, leistungsstarke und unkomplizierte Tiere gezüchtet werden.  Auch spielt die Vermarktung von Bullenkälbern für Besamungsstationen und als Deckbullen eine wichtige Rolle bei Familie Lis. Sie beschicken außerdem regelmäßig internationale Auktionen und sind auch auf vielen Tierschauen vertreten. Die Zuchtziele werden nicht nur durch die Besamung mit hochwertigen Vererbern verfolgt, sondern auch durch intensiven Embryotransfer (ca. 10-55 Spülungen pro Jahr), um von den besten Zuchttieren möglichst zahlreiche Nachkommen zu erhalten, und die Übertragung von züchterisch besonders interessanten Embryonen (ca. 50-350 übertragene Embryonen jährlich). Alle Tiere werden genomisch getestet und die Rinder, die genomisch nicht interessant genug sind, um sie zu spülen werden mit Embryonen belegt. Die Kühe werden ebenfalls als Trägertiere genutzt oder aber je nach Zuchtwerten gesext oder konventionell besamt. Alle Deckbullen, die vermarktet werden, stammen aus Anpaarungsverträgen mit Besamungsstationen und sind genomisch getestet. Marianne Lis-Vaessen ist Tierärztin und kümmert sich maßgeblich um alle Belange rund um den Embryotransfer. 

Der Betrieb melkt eine beachtliche Leistung von 12.862 kg Milch mit 4,00% Fett und 3,44 % Eiweiß (letzter Jahresabschluss). In dieser Betriebsgröße solche Leistungen zu erzielen geht nur mit einem sehr strikten Management. Dass hier ein ganz klares Konzept zugrunde liegt, dass strikt eingehalten wird zeigt sich sowohl im Fütterungsregime als auch in der Kälberaufzucht und –haltung. Alle neugeborenen Kälber erhalten so zeitig wie möglich Biestmilch, die zuvor auf ihre Qualität überprüft wurde. Danach erhält jedes Kalb fünf Tage lang Muttermilch und dann Milchaustauscher, Wasser und Kälberstarter. Die Tränkeperiode dauert 63 Tage und die Tränkemenge bleibt über die komplette Tränkedauer mit 6l täglich gleich bis zum Absetzen. Die Futterration besteht aus Maissilage, Grassilage, Maismehl, Rapsschrott und Mineralien, die melkenden Kühe erhalten im Roboter außerdem 1,8kg Kraftfutter.

Nach einem Mittagessen in Lentzweiler ging es ins eine gute Stunde Fahrt entfernte Manternach. Manternach liegt im Osten Luxemburgs, nahe der deutschen Grenze bei Grevenmacher. Auf dem Betrieb von Philippe Duhr, den wir dort besichtigten, werden sowohl 60 Milchkühe, die in einem Melkroboter gemolken werden als auch 130 Mutterkühe der Rasse Limousin und deren Nachzucht gehalten. Der Gesamtviehbestand des Betriebes beläuft sich somit auf ca. 470 Tiere. Familie Duhr bewirtschaftet 220 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon sind 140 ha Grünland und 80 ha Acker. Der Ackerbau besteht aus 35 ha Mais, 35 ha Weizen und 10 ha Leguminosen.   

Der Schwerpunkt unserer Besichtigung lag auf der Limousinherde, die an einem anderen Standort als die Milchkuhherde gehalten wird.

Die Limousinkühe werden in einem großen komfortablen Strohstall gehalten, in dem die Mutterkühe mit Kälbern sowie die Nachzucht Platz finden. In einem weiteren Stall werden die Zuchtbullen gehalten. Dieser ist speziell auf deren Bedürfnisse angepasst und als Zweiraum-Stall mit einem Spaltenbreich am Futtertisch und einem Strohbereich angelegt. Außerdem gibt es in diesem Stall ein ausgeklügeltes Treibwegesystem, welches das Sortieren, Wiegen und Verladen der Tiere erleichtert. Neben den beiden Rinderställen gibt es eine große Lagerhallen für Stroh, Getreide und Maschinen. In den Sommermonaten (April bis November) werden die Tiere auf der Weide gehalten. Auch die Bullen dürfen auf die Weide. Die Abkalbungen finden nicht saisonal, sondern über das ganze Jahr verteilt, statt. Die Kälber werden im Alter von ca. sieben Monaten von den Müttern abgesetzt. Die Fütterung besteht aus einer Ration aus Gras, Mais und Stroh und einer speziellen Ration für die Kälber. 

Der Betrieb betreibt bereits seit 1984 Herdbuchzucht mit der Rasse Limousin. Die Herde besteht derzeit aus ca. 55% hornlosen und 45% gehörnten Tieren. Es werden alle Tiere genetisch auf Hornlosigkeit getestet. Die Vermarktung von hochwertigen Zuchttieren ist ein Schwerpunkt des Zuchtbetriebes, insbesondere werden auch erfolgreich Deckbullen zur Zucht vermarktet. Die Tiere von Philippe Duhr sind auch mehrfach jährlich erfolgreich auf internationalen Ausstellungen vertreten. Die Vermarktung des Rindfleischs erfolgt über das luxemburgische Cactus-Fleesch Programm. Der Betrieb von Philippe Duhr ist ein absoluter Vorzeigebetrieb für die Fleischrinder- und insbesondere Limousinzucht.

Die diesjährige Züchterfahrt der Züchtervereinigung Trier-Wittlich war ein voller Erfolg und alle konnten viele neue Eindrücke mit nach Hause nehmen. Ein besonderes Dankeschön an die beiden vorbildlichen und engagierten luxemburgischen Betriebe, die uns interessante Einblicke in ihre tägliche Arbeit gewährten und uns außerdem noch bestens verköstigt haben.

Nadine Hemmes, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz