Schindler: "Wollen unseren Beitrag zur Ernährungssicherung leisten"

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler, hat sich in einem persönlichen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt und um praxisnahe Regelungen gebeten, die Ernährungssicherung in Deutschland und Europa zu gewährleisten.

„Mir ist bewusst, vor welchen Herausforderungen die Bundesregierung mit ihren europäischen Partnern in diesen Tagen steht. Eine sachgerechte Antwort an die Verursacher des Krieges in Europa, die Beschlüsse der erforderlichen Sanktionen und die Aufrechterhaltung des Schulterschlusses mit unseren Verbündeten steht alles in enger Verbindung zu den Folgen für unser Land, unsere Bevölkerung und den sozialen Frieden“, schreibt Präsident Schindler nach Berlin. Diskutiert werde die Frage der Energiesicherheit Deutschlands und die zunehmende Bedeutung der regenerativen Energien. „Für uns kann ich Ihnen versichern, dass die Landwirtschaft bereit ist, ihren Beitrag hierzu zu leisten. Aber wir dürfen die Versorgungsicherheit nicht allein an der Gas- und Stromversorgung festmachen“, fordert Schindler. Auch wenn volle Regale in den Lebensmittelmärkten eine Selbstverständlichkeit waren, fürchte man nun durch das Wegbrechen der Exporteure Russland und Ukraine als Folge des Krieges um die Versorgungssicherheit am Weltgetreidemarkt, so der Präsident: „Die beiden Länder machen rund ein Drittel des Weizenexportmarktes aus.“

Die Preisentwicklungen an den Märkten für Getreide und Ölsaaten zeigten schon deutlich nach oben, und mit Sicherheit werde sich das weltweite Angebot deutlich verknappen, worunter die armen und hungernden Länder am ehesten leiden werden, auch wenn sich steigende Produktpreise für die Erzeuger betriebswirtschaftlich positiv auswirkten. Der Kammerpräsident wolle nicht pauschal fordern, alle neuen Regelungen der europäischen und deutschen Agrarpolitik „auf null zu setzen“. Man wolle auch nicht „die alten Sprechzettel“ herausholen, wie es der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir formuliere. „Aber wir benötigen eine schnelle Überprüfung der neuen agrarpolitischen Rahmenbedingungen, die möglicherweise mit der Umsetzung der GAP in Deutschland ein Hindernis für eine nachhaltige Versorgungssicherheit sind. Daher muss ich dringend daran appellieren, dass eine Nahrungsmittelproduktion gerade auf ertragsstarken Standorten, wie wir sie in einer klimatischen Gunstlage in Rheinland-Pfalz haben, nicht eingeschränkt werden darf“, beschreibt Ökonomierat Schindler eine Kernforderung.

Die Landwirtschaft stehe zu den Herausforderungen der Biodiversität, des Wasserschutzes und des Anpassungsbedarfs an den Klimawandel. Aber man müsse mindestens Regelungen aussetzen, die einer Flächenstilllegung gleichkommen. „Wir brauchen die Freiheit einer sachgerechten Düngung ohne pauschale Einschränkungen, bei gleichzeitigem Nachweis, dass keine Nährstoffüberschüsse entstehen. Wir brauchen Abstandsregeln an den Gewässern, die einheitlich und wirksam sind. Und wir brauchen die Sicherheit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat, die in Zeiten hoher Energiekosten auch in der Landwirtschaft eine mechanische Unkrautbekämpfung unrentabel werden lassen.“

Schindler wende sich direkt an den Bundeskanzler, weil es hier nicht nur um die Frage der klimagerechten europäischen Agrarpolitik gehe, die Minister Cem Özdemir nachhaltig verfolge, sondern um die deutsche und europäische Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln. „Deutschland kann hierzu einen nachhaltigen Beitrag leisten. Staatliche Reglementierungen, die die Produktion unnötig einschränken, sind derzeit nicht angebracht.“ Die Landwirtschaft stehe vor der Frühjahrsgetreideaussaat und Düngeplanung, sagt der Kammerpräsident und appelliert an Bundeskanzler Scholz: „Bitte setzen Sie sich im Kabinett und im Europäischen Rat der Regierungschefs dafür ein, dass wir, die Landwirte, unseren uneingeschränkten Beitrag für die Versorgung mit Lebensmitteln leisten können.“