Oftmals reicht es hinten und vorne nicht

Erlöse aus dem Verkauf der erzeugten Produkte plus Subventionen minus Erzeugungskosten, ist gleich Unternehmensgewinn. So die einfache Formel vieler Kommentatoren, wenn es um die Ertragssituation landwirtschaftlicher Betriebe geht. Doch die Sache sieht bei näherer Betrachtung anders aus.

Und das erklärt die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz am Beispiel eines fiktiven Betriebs mit 100.000 Euro Jahresergebnis.

Aus dem Unternehmensergebnis ist der Lebensunterhalt der Familienarbeitskräfte zu bestreiten. Dieses Ergebnis unterliegt der Einkommensteuer und ist sozialabgabenpflichtig. Für eine Familie mit 4 Personen sind daher Entnahmen von rund 75.600 € realistisch, 22.600 € davon sind nach Einkommenssteuertabelle an privaten Steuern zu veranschlagen (vereinfacht, ohne Werbungskosten und Kirchensteuer). Sind mehrere Generationen im Betrieb tätig, ist der Bedarf für Lebenshaltung und Kapitalbildung höher als die im Beispiel angesetzten 100.000 €. Im Mittel der vergangenen 5 Jahre einschließlich dem jüngsten, überdurchschnittlichen Jahr, erreichten die Testbetriebe ohne Dauerkultur 83.330 € Unternehmensergebnis.

Entnahmen von 75.600 € bei durchschnittlich 1,6 Familienarbeitskräften im Betrieb (eine Generation) entsprechen etwa einem Brutto-Lohn von 46.625 Euro je Arbeitskraft. Der Durchschnittslohn eines Beschäftigten im Bundesdurchschnitt liegt bei 49.260 Euro, wobei im landwirtschaftlichen Betrieb auch an Wochenenden, Feiertagen usw. gearbeitet wird. Darüber hinaus lösen Betriebsleiter und deren Familien als Selbstständige meist nicht den gesetzlichen Urlaubsanspruch der Angestellten ein.

Aus dem Unternehmensergebnis müssen außerdem Eigenkapitalbildung und die Tilgung der betrieblichen Darlehen finanziert werden, zumindest soweit diese über die Abschreibung hinaus gehen. Anders als bei Arbeitnehmern, muss aus dem Ergebnis eine Existenzsicherung finanziert werden. Da betriebliche Gebäude und Maschinen nicht zu ihrem historischen Herstellungswert wiederbeschafft werden können, sondern technische Verbesserungen, mehr Tierwohl usw. stets zu Kostensteigerungen führen, müssen hierfür Rücklagen gebildet werden, wenn der Betrieb nachhaltig betrieben werden soll. Nachhaltig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Hof eine Existenzgrundlage auch für die nächste Generation sein soll. Dass dies bei den erreichten Ergebnissen aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht immer möglich ist, zeigt auch die große Zahl der Betriebsaufgaben und auslaufenden Betriebe.

Kurz gesagt: Oftmals reicht es einfach nicht zum betriebswirtschaftlichen Überleben.

Hans-Werner Brohl, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz