Gesprächsführung und Konfliktlösung in der Berufsausbildung

Praxisnahe Schulung der Landwirtschaftskammer

Die Fortbildung für Ausbilderinnen und Ausbilder im Rahmen des Projektes Inklusion drehte sich auf dem Gretenhof in Sohren dieses Mal um erfolgreiche Kommunikation und Konfliktlösungen. Die grundlegenden Methoden gelten auch bei der Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderungen, zusätzlich sind je nach Behinderung einige Besonderheiten zu beachten.
Was brauchst du, um die Aufgabe zu lösen?
"Anstatt sich zu ärgern, dass Auszubildende ihre Aufgaben nicht vollständig erledigen, hilft diese Schlüsselfrage zu klären, wie es besser gehen kann", so die Referentin Helma Ostermayer. Die Auszubildenden werden dabei direkt angesprochen und einbezogen. Die Lösungen sind dann meist tragfähig. Weiß ein Auszubildender beispielsweise nicht, wie der Arbeitstisch aufgeräumt aussehen soll, hilft ein Foto, das über dem Tisch befestigt wird. Dann kann er selbst kontrollieren, ob alle anfallenden Aufgaben erledigt sind. Um Konflikten vorzubeugen, ist es hilfreich den Auszubildenden regelmäßig Rückmeldungen über ihre Leistungen und ihr Verhalten zu geben. "Verankern Sie das Feedback strukturell in Ihrem Betrieb", riet Helma Ostermayer. Die Teilnehmenden waren erfreut, einen Rückmeldebogen an die Hand zu bekommen, mit dem die Auszubildenden einfach und systematisch erfahren, wie ihre fachlichen Leistungen und persönlichen Fähigkeiten eingeschätzt werden. Aus den Reihen der Teilnehmenden wurden weitere Methoden für Rückmeldungen vorgestellt. "Wir fragen bei den Teambesprechungen regelmäßig: Was läuft gut? Was macht Sorgen? Was ist zu tun?" so das Beispiel einer Teilnehmerin aus ihrem Berufsalltag. Helma Ostermayer warb dafür, positive Verhaltensweisen und Ergebnisse wahrzunehmen und den Jugendlichen auch mitzuteilen. "Damit üben Sie selbst eine andere Art der Wahrnehmung ein. Wenn Sie Positives zurückspiegeln, hat das auch Auswirkungen auf die Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern!" Für Jugendliche mit Wahrnehmungsstörungen bzw. Lernbehinderung ist es wichtig, die Rückmeldungen am Ort des Geschehens zu erhalten und nicht erst zu einem späteren Zeitpunkt oder an einem anderen Ort. "Sagen Sie direkt am Arbeitsplatz, was gut war und was verbessert werden muss, damit die Jugendlichen Ihre Aussagen auch der Tätigkeit konkret zuordnen können", betonte Helma Ostermayer. Die Kommunikation von Behinderungen im Betrieb war ein weiterer Punkt, über den lebhaft diskutiert wurde. Durch Offenheit lassen sich Berührungsängste im Kollegenkreis abbauen. Dabei ist auch die Mithilfe des Menschen mit Behinderung erforderlich. Persönlichkeitsrechte und Datenschutz der betroffenen Person müssen bei Gesprächen mit Dritten gewährleistet sein.
Wer nicht hören kann, kann ja lesen!? "Das stimmt nicht!" weiß Ergotherapeutin Petra Poetschke, Integrationsfachdienst Trier, aus ihrer täglichen Arbeit. Menschen, die gehörlos oder fast gehörlos aufgewachsen sind, müssen jedes Wort erlernen. Sie lernen nicht "nebenbei", wie Hörende es können. Somit sind sie auch nicht in der Lage, sich ohne Dolmetscher umfassendes Wissen durch Lesen anzueignen. "Sprache und Kommunikation stellen zwischenmenschliche Bindeglieder dar. Gehörlosigkeit führt dazu, dass die Zwischentöne in der Sprache fehlen. Das kann zu Missverständnissen führen." Ausbildende benötigen viel Hintergrundwissen, um diese Zielgruppe erfolgreich in Ausbildung und Betrieb zu integrieren. "Arbeiten Sie viel mit Bildern. Halten Sie Ergebnisse einer Besprechung auf einem Flipchart fest. Erstellen Sie ein Organigramm des Betriebes: Wer ist wofür zuständig? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe? Hängen Sie ein Poster mit Regeln an die Wand. Benennen Sie Ausbildungspaten", so einige Ratschläge der Expertin.
Konfliktmanagement ist eine Führungsaufgabe
"Vermeiden Sie die Eskalation von Konflikten, indem Sie Probleme frühzeitig ansprechen und auf eine Klärung hinwirken. Je früher Sie 'heiße Eisen' anpacken, desto größer ist die Chance auf eine sachliche Lösung", lautete der Rat von Helma Ostermayer. Die Gruppe lernte Konfliktlösungsstrategien kennen und erkannte, dass hinter jedem Verhalten Bedürfnisse stehen, die erkannt werden müssen, um Konflikte zu lösen. Die Ausbilderin oder der Ausbilder muss bei Konflikten darauf achten, keine Partei zu ergreifen, sondern Entscheidungsmöglichkeiten zu entwickeln, denen beide Seiten zustimmen können.
Auch diese Weiterbildung wurde über Mittel des Ausgleichsfonds über das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Ziel der Weiterbildungen es, die betriebliche Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderungen zu fördern.