"Einzigartige Beratungsleistung im Land muss bei der Kammer bleiben"

Landwirtschaftlich erfolgreich sein, das Klima schützen und dabei auch noch Geld sparen: Was sich nach der Quadratur des Kreises anhört, ermöglicht die Expertise des Projekts „Klima-Farm-Bilanz“ an der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.

Das Hofgut Acker in Bodenheim ist einer von rund 100 Betrieben, die das kostenlose Beratungsangebot in Anspruch genommen haben. Dort trafen sich nun alle Beteiligten des auf zwei Jahre angelegten Projekts, um Bilanz zu ziehen. Aber auch, um vom rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium zu hören, ob das Beratungsangebot fest installiert werden kann. Staatssekretär Andy Becht erkennt die Leistungen des Projekts uneingeschränkt an, allerdings „sehe ich die Kompetenzen auf diesem Gebiet breit gestreut, und da sind auch unsere Dienstleistungszentren im Land gut aufgestellt.“  

Johannes Dries und Philipp Holz informierten die Runde zum aktuellen Stand: Das EIP-Agri-Projekt wird zu 80 Prozent aus EU-Mitteln gefördert, die restlichen 20 Prozent finanziert das Land. „EIP“ ist die Abkürzung für „europäische Innovationspartnerchaft“, während „Agri“ für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit steht. Am 31. August dieses Jahres läuft das Projekt aus. „Sieben landwirtschaftliche Betriebe, darunter drei mit Weinbau und drei Wissenschaftler bilden die operationelle Gruppe, koordiniert durch die Landwirtschaftskammer. Das ist unsere Projektstruktur“, sagte Philipp Holz und verwies auf das konkrete Anliegen: Quantifizierung von Quellen und Einsparpotenzialen klimaschädlicher Treibhausgase in der Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz. Landwirt und Winzer Peter Acker gehört zur operationellen Gruppe und war zu Beginn noch etwas skeptisch: „Eigentlich sind wir schon ausreichend mit bürokratischen Vorgängen beschäftigt. Außerdem ist uns schon immer wichtig, so klimaschonend wie nur möglich zu arbeiten. Doch die Projektteilnahme hat sich auch für unseren Betrieb ausgezahlt.“ Das Hofgut Acker betreibt Weinbau, hält Mastschweine, Mastbullen und Legehennen. Im hofeigenen Laden werden die regionalen Produkte vermarktet. „Ich kann nur aktiven Tierschutz betreiben, wenn mich passive Tierschützer durch ihren Einkauf unterstützen“, lautet eines der Credos im Hofgut Acker. Die Projektteilnahme hatte Peter Acker etwa auf dem Gebiet der Stickstoffeffizienz Erfolge gebracht, um die Nährstoffe bei der Düngung noch gezielter als bisher nutzen zu können. Aber auch in energiewirtschaftlicher Sicht wurde profitiert, beispielsweise bei der zeitlichen Abstimmung von Stromverbrauchern mit der PV-Anlage. „Wenn die Sonne scheint, wird geschrotet“, könnte einer der Grundsätze lauten.

Klimathema versachlichen

Das Beratungsangebot ist bisher einzigartig im Bundesland und soll zur Versachlichung des Themas „Klima und Landwirtschaft“ beitragen. Somit gibt es nicht nur eine rein wissenschaftliche Komponente, sondern auch eine kommunikative mit Außenwirkung. Winzer und Landwirte erhalten bei der Kammer Auskunft über ihren „CO2-Fußabdruck“ und bekommen wirkungsvolle Maßnahmen zu einer klimafreundlicheren Produktion an die Hand. Bisher wurden rund 100 Klimabilanzen erstellt, so der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler: „Landwirte und Winzer lernen das Thema Klimaschutz bei zukünftigen betrieblichen Entscheidungen mitzudenken und können das wichtige Zukunftsthema in ihre Betriebsführung integrieren. Darüber hinaus generiert und bündelt das Projekt wertvolles Wissen über Klimaschutz in der Landwirtschaft für den Berufsstand in Rheinland-Pfalz. Durch die bundesweite Vernetzung konnte hierbei auf viel Wissen und Erfahrung von Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland zurückgegriffen werden. Die Landwirtschaftskammer hat sich im Bereich Klimaschutz mit dem Projekt Klima-Farm-Bilanz durchaus eine Vorreiterstellung in Rheinland-Pfalz erarbeitet.“ Dass Praxis und Wissenschaft eng zusammengearbeitet und Ergebnisse erzielt haben, sei ein großer Verdienst dieses Projekts. „Das müssten wir nun auch dauerhaft in der Praxis etablieren. Bei der Landwirtschaftskammer ist diese Beratungsleistung an der richtigen Stelle angesiedelt und müsste fortgeführt werden“, stellte etwa auch Ökonomierat Michael Horper fest, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Zumal man auch andere Bereiche der Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz bei der Klima-Farm-Bilanz unter die Lupe nehmen sollte, beispielsweise den Obstbau.

„Die Landwirtschaft wird Gemeinwohlleistungen wie Klimaschutz nur dann in ausreichendem Maße erbringen können, wenn sie dafür auch die entsprechende Wertschätzung von der Bevölkerung erfährt“, sind sich die Projektmitarbeiter Johannes Dries und Philipp Holz sicher. „Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif, auch wenn es zum Teil von der Politik und dem Lebensmittelhandel so suggeriert wird.“

Weitere Informationen zum Projekt Klima-Farm-Bilanz gibt es hier: www.klima-farm-bilanz.de