Braugerste - sprechen nicht auch die nicht direkt messbaren Vorzüge für den Anbau?

Zur Mitgliederversammlung kamen vor kurzem die Mitglieder der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. in Halsenbach-Ehr zusammen.

In dieser Gemeinschaft sind Braugerstenzüchter, -anbauer, Händler, Mälzer und Brauer vereinigt. Alle Bemühungen dieses Vereins dienen der Förderung des Braugerstenanbaus in Rheinland-Pfalz, um aus diesem Rohstoff beste Bier für das In- und Ausland brauen zu können.  Neben den Regularien standen wichtige Entscheidungen für das Jahresprogramm auf der Tagesordnung. 

Der Vorsitzende Heribert Metternich konnte eine große Zahl von Mitgliedern begrüßen.  Dies zeige, dass die Fördergemeinschaft einen hohen Stellenwert bei den Mitgliedern habe, so seine Worte. 

Nach der Begrüßung ging Geschäftsführer Riedesser auf die Geschehnisse des Jahres 2013 ein. Dabei berichtete er über die Besonderheiten des Wetters, die überdurchschnittlich gute Ernte in Menge und Qualität und die unbefriedigenden Erlöse für Braugerste.

"Allerdings" betonte er, "konnte die Braugerste im Berichtsjahr beim Vergleich der Deckungsbeitrage der Mähdruschfrüchte hinter dem Winterweizen (670 €/ha) und dem Winterraps (620 €/ha) mit 460 €/ha  den 3. Platz erzielen." Mit diesem Ergebnis schnitt die Baugerste  bei den Sommerungen am besten ab. In diesem Zusammenhang müssten auch die ökologischen und arbeitswirtschaftlichen Vorzüge der Sommergerste in die Kalkulation mit einbezogen werden. Knappe Arbeit bei der Herbstbestellung und damit hohe Nutzungskosten bringen weitere wirtschaftliche Vorteile beim Anbau von Sommergerste. Werden noch die Einsparungen beim Herbizidaufwand in der Fruchtfolge kalkuliert, so bringe die Sommergerste in der Rotation 150 – 200 €/ha mehr, gab Riedesser den Mitgliedern zu verstehen. Ergänzend sagte er hierzu: "Sommerungen in der Fruchtfolge entspannen die zunehmende Problematik wegen fehlender wirksamer  Mittel bei den Ungräsern im Getreidebau".

In seinem Vortrag ging er weiter auf die Bedeutung der Sorten bei Braugerste ein. So hatte die Marthe im Jahre 2009 einen Anteil am Anbau von 54 %, dieser verminderte sich in 2013 auf 27 %. Dagegen stand die Propino 2011 nur auf 11 % der Sommergerstenfelder. Im Berichtsjahr lag der Flächenanteil dieser Sorte bei 61%. 

Zur 65. Braugerstenrundfahrt trafen sich am 20.06.13 etwa 70 Züchter, Ackerbauern, Händler, Mälzer und Brauer zum Informationsaustausch.  Wir besichtigten den TA-Anbau, die Demonstrationsflächen der Züchterhäuser und die Landessortenversuche. Herr Nanz, DLR Oppenheim hielt anschließend ein Referat über den Braugerstenanbau in der Region.

Zum Braugerstenwettbewerb 2013 wurde weit über 100 Proben eingeschickt. Am 14. November kam dann die Fachkommission zusammen, um die sensorische Prüfung vorzunehmen.  Gegen Mittag standen die Sieger fest: Landessieger wurde Stefan Hasenfuß aus Marnheim. Als Gebietssieger wurden ausgezeichnet: Johann Ballmann aus Fleringen (Rheinland-Nassau), Bernhard Storr, Dautenheim (Rheinhessen), Kornelius Kummermehr aus Lautersheim (Pfalz).  Für da beste Handelsmuster wurde Hans Graßmann aus Uelversheim ausgezeichnet.

Zum 5. Braugerstentag konnten wir in der Aula des DLR in Oppenheim mehr als 70 Besucher begrüßen. Die Schirmherrschaft übernahm Frau Ministerin Ulrike Höfken, die auch die Preisverleihung an die Sieger des Braugerstenwettbewerbs übernahm.

Die Teilnehmer  konnten viele Informationen durch die Vorträge mitnehmen. So referierte Stefan Veeh zum Thema: Koordinations- und Organisationsmodelle was bringen diese für die regionale Wertschöpfung? Dr. Martina  Gastl ging in ihrem Vortrag auf die Frage ein: "Verarbeitungsempfehlungen "Berliner Programm" - welche Qualitätskriterien braucht ein gutes Bier? Dr. Hans Voßhenrich, Experte für Bodenbearbeitung, informierte in seinem Vortrag über die Systeme der Bodenbewirtschaftung. Otto Köneke referierte über die Braugerstenzüchtung der Zukunft.

Mehrere Fachartikel wurden von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle  geschrieben. Zum einen zur Produktionstechnik und zum andern zur Wirtschaftlichkeit der einzelnen Kulturen untereinander.

Genauso wurden Berichte über die Veranstaltungen verfasst. So wurde über die Ergebnisse der TA-Ausschusses zur Sortenempfehlung, der Braugerstenrundfahrt und des Braugerstentages umfassend in den Bauerzeitungen berichtet.

Des Weiteren waren die Mitarbeiter auch in der Aus- und Weiterbildung bei Lehrgängen für die landwirtschaftlichen Berufsschüler und Meisteranwärter/innen tätig. 

Im Kassenbericht ging der Geschäftsführer auf die wichtigsten Einzelposten ein. Der Saldo des Haushaltsvoranschlags konnte weitgehend eingehalten werden. Die Kassenprüfer bescheinigten eine einwandfreie Kassenführung und eine sparsames Haushalten. Somit stand einer Entlastung von Vorstand- und Geschäftsführung nichts mehr im Wege; sie wurde einstimmig erteilt. 

Die Mitglieder tauschten sich über den Baugerstenanbau in 2013 aus. Wenn auch die Vegetationszeit wegen des langen Winters kurz war konnten dennoch hervorragende Ernteergebnisse erzielt werden.  Wegen der unbefriedigenden Preise könne man davon ausgehen, dass in diesem Jahr weniger Braugerste angebaut werde, so ein Erzeuger aus den Reihen der Mitglieder. 

Der stellvertretende Vorsitzende Dr. Stettner berichtete über die Sitzung des Technischen Ausschusses, der die Eigenschaften neuer Sorten bespricht und Empfehlungen für die Sortenwahl abgibt. Am 6. Februar habe diese Expertengruppe beschlossen für das Jahr 2014 für den Anbau folgendes zu empfehlen: in den Höhenlagen des Landes die Sorte "Catamaran" und für die wärmeren und trockeneren Standorte die Sorte "Propino". Allerdings wurde die Empfehlung für die Propino mit dem Vermerk "auslaufend" versehen, da die Ablösung der Spelze bei der Vermälzung Schwierigkeiten mache, so Dr. Stettner einschränkend. 

Zur Braugerstenrundfahrt trifft man sich in diesem Jahr auf dem Hunsrück. Diese Veranstaltung findet am  24.06.2014 im Raum Kirchberg statt. Der traditionelle Braugerstentag wurde auf den 04.12.2014 gelegt. An diesem Tag werden wieder die Preise der Braugerstenprämierung den Siegern überreicht. Außerdem ist eine Vortragsreihe vorgesehen: Pfluglose Bodenbearbeitung und die Marktsituation bei Braugerste steht auf dem Programm. Und ein Vortrag zu den Ansprüchen der Premium-Biere an die Braugerste. 

In diesem Jahr möchten die Mitglieder noch den Braugertenanbau in Frankreich kennenlernen. Deshalb ist eine Lehrfahrt nach Frankreich vorgesehen. 

Am Schluss bedankt sich der Vorsitzende Metternich für die Teilnahme an der Mitgliederversammlung und gibt allen mit auf den Weg: "Wenn der Preis für die Braugerste nicht befriedigend ist, der Markt aber nicht mehr hergibt, so sollten wir uns den "weiteren Nutzen" im arbeitswirtschaftlichen Bereich und bei der Einsparung an Produktionsmitteln vor Augen führen". 

Karl Riedesser, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V.