Aktuelle Lage zur Geflügelpest

Lange war es ruhig um die Geflügelpest, doch die Fallzahlen bei Wildvögeln stiegen im November wieder an. Die kalten Temperaturen und die reduzierte UV-Strahlung stellen günstige Bedingungen für die HPAI-Viren dar.

Hintergrund

Die aviäre Influenza (AI) ist eine Infektionskrankheit, welche über Viren übertragen wird. Als natürlicher „Wirt“ dient dabei vor allem das Wassergeflügel. Durch den Flug der Zugvögel liegt auch Rheinland-Pfalz genau in der Flugschneise, wodurch ein Infektionsrisiko für Hausgeflügel besteht. Die Geflügelpest gilt für Hausgeflügel als hoch ansteckend.

Situation in Deutschland

In den Monaten August und September konnte ein starker Rückgang der Infektionen verzeichnet werden. Im November ist nun ein abrupter Anstieg der HPAI-Ausbrüche zu erkennen. Das Virus tritt in verschiedenen Varianten auf. Allein im November konnten 4 neue Genotypen des Virus in Deutschland nachgewiesen werden. Dem Tierseucheninformationssystem (TSIS) wurden im November 26 Fälle der Variante HPAIV-5 gemeldet. Betroffen waren davon meist Möwen, Enten, Gänse, Kraniche, Greifvögel und ein Schwan. Bei Hausgeflügel konnten 8 Fälle der HPAIV-H5- Variante in Deutschland im Zeitraum von 01.11. bis 01.12.23 festgestellt werden. Darunter aber keiner in Rheinland-Pfalz. Ebenso wurde im November keine Infektion bei einem Säugetier diagnostiziert. Auffällig ist, dass die Ausbrüche meist in Küstennähe auftreten und somit durch das Wassergeflügel weiterverbreitet werden. In vielen Teilen Deutschlands gibt es gute Rast- und Überwinterungsmöglichkeiten. Durch die erhöhte Bewegungsdynamik im Winter, auch über größere Entfernungen, steigt das Risiko des Eintrags wieder an. Die Geflügelpest wird so von rastenden Wasservogelarten in andere Populationen verschleppt. Erschwerend kommt hinzu, dass so auch neue Genotypen entstehen können, wenn Wasservögel an Rastplätzen zusammenkommen.

Dieses Bild spiegelt sich nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa wieder. Auch in Europa ist die Anzahl der HPAIV-H5-Ausbrüche bei Geflügel im November rasant angestiegen. Die Zahl der Ausbrüche belief sich europaweit auf über 1,6 Millionen Vögel (Puten, Hühner, Wassergeflügel). In Regionen mit einer starken Geflügeldichte war dies meist durch Sekundärausbrüche zu erklären. Hier meldete Ungarn die meisten Ausbrüche. Auch bei Wildvögeln wurde diese Tendenz erkennbar. Hier waren vermehrt Graukraniche betroffen. Das verstärkte Auftreten bei Kranichen ist auffällig und neu.

Einschätzung Risiko

Das Risiko des Eintrags an sogenannten Sammel- oder Rastplätzen in Deutschland wird als hoch eingestuft. Somit ist die Weiterverbreitung der HPAI-H5-Viren über Wassergeflügel in Regionen mit hohen Wasservogeldichten als risikoreich anzusehen. Das „Bird Flur Radar“ (EFSA) zeigt zusätzlich für Anfang Dezember eine hohe Eintragswahrscheinlichkeit dieser Virusvariante in Norddeutschland und Südwestdeutschland. Mit diesem Hintergrund steigt somit auch das Risiko des Eintrags der HPAIV-H5-Viren in deutsche Geflügelhaltungen oder zoologischen Einrichtungen. Die Übertragung kann durch direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Wildvögeln erfolgen und wird ebenfalls als hoch eingestuft.

Maßnahmen

Im hinzugefügten Empfehlungskatalog sind Maßnahmen gegen den HPAIV-Eintrag und Ausbreitung bei Geflügel und Wildvögeln in Deutschland zu finden. Dabei werden auch kurzfristige, mittelfristige und langfristigen Maßnahmen aufgeführt.

 

Quelle: Friedrich-Löffler-Institut (2023): Ungekürzte Risikoeinschätzung zur hochpathogenen Aviären Influenza H5 (HPAIV H5) Klade 2.3.4.4B, Stand: 07.12.2023

https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/aviaere-influenza-ai-gefluegelpest/

Empfehlungskatalog: Maßnahmen gegen HPAI-Eintrag und -Ausbreitung bei Geflügel und Wildvögeln in Deutschland Stand 09.12.2022

 

Christiane Reif, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz