60 angehende Techniker und Auszubildende im Alter von 17 bis 25 Jahren nahmen an dem Wettbewerb in Laimburg teil. Dort maßen sie sich in unterschiedlichen Disziplinen, beispielsweise Rebsorten an den Blättern zu erkennen, weinbautechnische Berechnungen durchzuführen oder auch ganz praktische Aufgaben an Maschinen zu erledigen. Den Gesamtsieg erzielte Florian Desoi mit dem zweiten Platz im Fachgebiet Traubenproduktion und dem ersten Platz in Kellerwirtschaft. Außerdem nahm auch Philipp Keth aus Offstein teil. Er ist wie Anna-Luise Buscher im dritten Ausbildungsjahr an der BBS Oppenheim.
Im Interview erzählen Anna-Luise Buscher und Florian Desoi, warum sie bei dem Wettbewerb mitgemacht haben, welche Rolle die Berufsausbildung im Weinbau dabei spielte und welche Zukunft sie für ihren Beruf sehen.
Wer sind die Gewinner?
Anna-Luise Buscher (AB): Mein Name ist Anna-Luise Buscher, bin 18 Jahre alt und lebe in Bechtheim (Rheinhessen). Derzeit mache ich gerade meine Ausbildung zur Winzerin und bin im 3. Ausbildungsjahr. Mein erstes Lehrjahr habe ich im Cisterzienser Weingut Michel (Dittelsheim-Hessloch) gemacht, das zweite im Weingut Karl-Heinz Gaul in Grünstadt-Sausenheim, und aktuell arbeite ich auf dem Weingut Martinshof in Dienheim.
Florian Desoi (FD): Ich bin Florian Desoi und 21 Jahre alt. Unter der Woche wohne ich in Zell am Main bei Veitshöchheim, und am Wochenende arbeite ich im Familien-Weingut in Bad Kreuznach. Im Juli beende ich mein Studium zum Weinbautechniker in Veitshöchheim. Meine Ausbildung zum Winzer habe ich an der Schule in Bad Kreuznach gemacht. Bei der Technikerausbildung habe ich viel gelernt, warum wann welche Maßnahmen durchgeführt werden sowie die chemischen und biologischen Hintergründe.
Wieso haben Sie am Wettbewerb teilgenommen?
AB: An dem Wettbewerb habe ich nicht teilgenommen, um einen Sieg mit nach Hause zu nehmen. Mein größtes Interesse daran war eher, neue Leute kennenzulernen und Einblicke in den Weinbau europaweit zubekommen. Die hat man auch in kurzer Zeit sehr intensiv bekommen, und das fand ich auch sehr schön und interessant.
FD: Die Technikerschule hat sich angemeldet – unser Semesterleiter hat einige Schüler vorgeschlagen, die er sich dort vorstellen kann, und dann hat die Klasse entschieden. Ziel für mich war vor allem das Networking. Dort sind 60 junge weinbegeisterte Studierende und Schüler aus ganz Europa. Der Austausch war total cool, und die Weine, die wir von den jeweiligen Betrieben zuhause probiert haben, waren mega spannend.
Wie überraschend war dann der Erfolg?
AB: Der Erfolg war sehr überraschend, da die Konkurrenz aus Deutschland, aber auch aus den anderen Ländern sehr groß war. Aber auch wenn es sehr überraschend war: Ich habe mich riesig über den Einzelsieg in Sensorik gefreut!
FD: Ich habe absolut nicht gerechnet, dort zu gewinnen. Wir waren fachlich gar nicht auf den Wettbewerb vorbereitet, und einige dort haben ziemlich viel gelernt. Deshalb waren wir uns eigentlich sehr sicher, nicht zu gewinnen.
Welche Stärken haben Sie mitgebracht und einsetzen können?
AB: Mein Interesse und die Leidenschaft am Beruf des Winzers, der für mich eine Berufung ist, und mein guter Geschmackssinn.
FD: Die Wettbewerbe waren alle auf Englisch, scheinbar ist meins nicht ganz schlecht – das hat auf jeden Fall geholfen. Sonst weiß ich auch nicht genau, wie ich das geschafft hab (grinst).
Welche Rolle spielte dabei die Ausbildung? Haben Sie da einiges einsetzen können, was Sie gegenüber anderen nach vorne gebracht hat?
AB: Die Grundkenntnisse der Weinbau-Theorie.
FD: Die Ausbildung war in jedem Fall sehr wichtig. Etwa die Verbindung in Bad Kreuznach von der Praxis im Weinberg zu den fachlichen Hintergründen, aber auch die Vertiefung dieser Hintergründe in der Technikerausbildung trugen dazu bei. Und natürlich die ein oder anderen lateinischen Begriffe, die ich in fünf Jahren sicher nicht mehr weiß, waren Grundlage für den Gesamtsieg.
Wie geht’s beruflich weiter?
AB: Weiter geht’s mit einem Praxisjahr und dann der Weinbautechnikerausbildung wahrscheinlich bei der LVWO Weinsberg.
FD: Nach dem Abschluss Ende Juli geht‘s mit meiner Frau sofort nach Hause in den Betrieb. Dort wird die Betriebsübergabe mit einem Hoffest am 5. und 6. September auch offiziell gefeiert.
Warum sollten junge Menschen den Winzerberuf erlernen, wo es doch gerade wirtschaftlich nicht so toll läuft?
AB: Junge Menschen sollten den Winzerberuf erlernen, weil er ein schöner Zusammenschluss aus Natur, Technik und Kreativität ist. Man hat jedes Jahr die Chancen, sich selbst zu verwirklichen und seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Auch wenn es wirtschaftlich gerade nicht so gut läuft, schafft man auch mal wieder den Absprung, und es wird wieder bergauf gehen, meiner Meinung nach.
FD: Die Weinwelt ist so unglaublich vielfältig, der Beruf so spannend. Und gute Arbeitskräfte werden trotz der aktuellen tiefen Krise verzweifelt gesucht. Ich liebe den Weinbau und Weine total! Es gibt so viele begeisterte junge Winzer, die Bock haben, das Ruder rumzureißen: Deshalb haben wir guten Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen!
Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
AB: Hoffentlich mit meinem Bruder bei der anstehenden Betriebsübernahme. Dazu möchte ich mich in den nächsten zehn Jahren persönlich und betrieblich weiterentwickeln und Visionen verwirklichen.
FD: Im heimatlichen Betrieb.
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