Auf Einladung von Walter Manz – Vorsitzender im Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer e.V. – tagte der Ausschuss am Standort der Südzucker AG in Offstein. Nach einer sehr informativen Führung über das Werksgelände, vorbei an allen Produktionsschritten der Zuckerherstellung, erfolgte eine angeregte Diskussion über die aktuellen Probleme und Herausforderungen des Pflanzenbaus. Dr. Christian Lang, Geschäftsführer des Verbandes Hessisch-pfälzischer Zuckerrübenanbauer e.V., stellte in diesem Zusammenhang aktuelle Ergebnisse und Erkenntnisse der vorangegangenen Projekte dar.
Die Ausbreitung der Schilfglasflügel-Zikade (SGFZ) stellt die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz und der gesamten süddeutschen Region vor bisher unbekannte Herausforderungen. Das Insekt, obwohl in Europa heimisch, überträgt zwei schwerwiegende phloem-limitierte Erreger (ARSEPH und PHYPSO), die empfindliche wirtschaftliche Schäden in zahlreichen Kulturen verursacht. Zu Beginn kritisierte Dr. Christian Lang die gängige Einteilung in „gesunde“ und „kranke“ Pflanzen. Eine „gesunde“ Pflanze sei in der Praxis häufig lediglich eine Pflanze ohne nachgewiesenen Erreger, nicht jedoch automatisch infektionsfrei. In Rheinland-Pfalz sind mittlerweile tatsächlich keine vollständig gesunden Zuckerrübenbestände mehr zu finden. Die hohe Dunkelziffer ergibt sich daraus, dass negative Erregernachweise oft nur Momentaufnahmen darstellen. Die SGFZ ist in der Lage, Erreger rasch und effizient weiterzugeben – teils sogar vertikal an ihre Nachkommen.
Die SGFZ verfügt über eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit: Adulte Tiere bevorzugen trocken-warme Bedingungen und profitieren damit von den Folgen des Klimawandels. Für Eiablage und Nymphen-Entwicklung werden jedoch feuchte, schwere Böden bevorzugt – ein Standortvorteil vieler Regionen in Rheinland-Pfalz. Mittlerweile steht fest, dass das Insekt nahezu alle landwirtschaftlichen Kulturen befallen kann. Während Kulturen wie Ölrettich und Sojabohnen eine geringere Überlebensrate der Nymphen aufweisen, dienen Wintergetreidearten wie Weizen und Gerste vor allem zur Überwinterung, ohne selbst große Schäden zu zeigen. Der polyphage Charakter der Art macht Eindämmungsmaßnahmen besonders schwierig. Beide Erreger schwächen die Pflanzen erheblich und fördern sekundäre Infektionen. Ein einheitliches Bekämpfungsmittel gibt es derzeit nicht. Vielmehr muss jeder Betrieb individuell aus einem „Werkzeugkasten“ an Maßnahmen auswählen: Anpassung der Fruchtfolge, Tiefe der Bodenbearbeitung, Nacherntemanagement sowie Schwarzbrachen scheinen Erfolge zu verzeichnen.
Fest steht: Die Bekämpfung dieses Schädlings wird ein langer und steiniger Weg für die landwirtschaftlichen Produzenten werden. Dringend benötigt werden mehr Forschung, mehr politische Aufmerksamkeit und vor allem Maßnahmen zur gezielten, wirkungsvollen Bekämpfung der Erreger.
Eva Berwanger
Referat Pflanzenbau, LWK RLP
