Das zurückliegende Jahr stellte die Grünlandbetriebe in RLP vor komplexe, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Die Kombination aus volatilen Absatzmärkten, deutlichen Veränderungen in Bestandsentwicklung und Futterqualität sowie steigende Anforderungen an Natur- und Artenschutz prägte die Diskussion des Ausschusses. Viele Betriebe sahen sich mit einer Vielzahl Herausforderungen konfrontiert. Auch der Rückgang der Weidetierhaltung hat spürbare Auswirkungen auf die Nutzung und den Erhalt des Grünlands.
Diese Situation wird durch witterungsbedingte Einflüsse im Jahresverlauf geprägt, da Hitzeperioden, verzögerte Bestandsentwicklung und ungleich verteilte Niederschläge zu deutlichen Qualitätsunterschieden der Aufwüchse führen. Für die Fütterung bedeutet dies zunehmend aufwendigere Rationsanpassungen und teils zusätzliche Kosten für ergänzende Futtermittel. Vor diesem Hintergrund nimmt auch die Weiterentwicklung der Futterkennzeichnung eine immer wichtigere Rolle ein. Präzisere und praxisgerechte Kennzahlen sollen künftig zur verlässlicheren Rationsplanung beitragen. Eine einheitliche und transparente Kennzeichnung in der Rationsberechnung ist entscheidend, um Schwankungen in Energie- und Nährstoffgehalten verschiedener Futtermittel besser abbilden zu können.
Zunehmenden Handlungsbedarf sehen die Mitglieder des Ausschusses bei der Ausbreitung invasiver und giftiger Pflanzenarten. Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose und die blaue Lupine breiten sich insbesondere in lückigen oder durch Trockenstress geschwächten Beständen aus. Besonders das Jakobskreuzkraut stellt aufgrund der Toxizität für Weide- und Futtertiere ein großes Risiko dar. Die Freude über qualitativ hochwertige und ertragreiche Aufwüchse wurde durch Auffinden von Giftpflanzen im Heu getrübt. Die verstärkte Ausbreitung dieser Arten erhöht den arbeitswirtschaftlichen Aufwand und belastet die Betriebe durch den zusätzlichen Entsorgungsaufwand kontaminierter Ernteprodukte.
Neben der Grünlandbewirtschaftung rückten im Ausschuss zudem die Entwicklung im Bereich der regionalen Eiweißversorgung in den Fokus. Der Sojaanbau in RLP gewinnt vor dem Hintergrund regionaler Futterstrategien langsam an Bedeutung. Obwohl die Anbaufläche bislang gering ausfällt, zeigen Anbauversuche, dass bei standortangepasster Sortenwahl durchaus stabile Erträge zu verzeichnen sind. Gerade in den Wärmelagen wird das Kulturwachstum positiv beeinflusst, was die Kultur zu einem potenziellen Baustein regionaler Wertschöpfungsketten macht.
Auch extensiv genutztes Grünland steht in Rheinland-Pfalz vor wachsenden Herausforderungen. Um die ökologische Funktion artenreichen Grünlandes langfristig zu erhalten, braucht es eine Balance zwischen extensiver Nutzung und gezielten Pflegemaßnahmen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen sowie praxistauglicher Förderinstrumente sind entscheidend.
Eva Berwanger
Referat Pflanzenbau, LWK RLP
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Fachausschuss Grünland
