| Tierische Erzeugung

Lehrfahrt des Landesverbandes Schafe Ziegen in die Eifel, Belgien und in die Niederlande

Der Landesverband der Schaf- und Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz war auf Lehrfahrt in der Eifel, Belgien und in den Niederlanden.

Nach sechs Jahren Pause folgten 26 Teilnehmer dieser sehr interessanten Lehrfahrt in drei Kleinbussen. Das ursprünglich geplante Ziel, die Besichtigung der Wollwäscherei Traitex in Verviers, konnte wegen Insolvenz und Neuorganisation nicht realisiert werden. Deswegen hat man die interessante Schäferei, in der ersten Generation von Udo Fries in Gerolstein in Oos kurzfristig auf das Programm genommen. Eine Schäferei, die sich in den vergangenen 25 Jahren und in mehreren Bauabschnitten von 2 Schafen auf 800 Mutterschafe und 100 Ziegen entwickelt hat. Die Schäferei ist aktiv in der Landschaftspflege und hat es geschafft, in der Planung der Ställe die Arbeitswirtschaft sehr effektiv zu gestalten. Die Teilnehmer waren begeistert von der Wasserversorgung, der Ablammboxen, in denen Quellwasser durch die 40 Ablammboxen geleitet wird. Sodass auch bei niedrigen Temperaturen die Wasserversorgung gesichert ist und noch zusätzlich beheizt werden kann. Der Junior des Betriebes, Marius, ist gelernter Landmaschinenschlosser und in diesem Beruf noch halbtags tätig. In der anderen Zeit unterstützt er seinen Vater. Durch das technische Verständnis hat die Schäferei Fries, viele technische Sachen nachgebaut und weiter passend für ihren Betrieb angepasst. Dementsprechend können viele Managementmaßnahmen durch die angewandte Technik, z. B. Entwurmen oder Impfen von Tieren, zügig erledigt werden, was sich durch geringen Zeitaufwand positiv auf die Tiergesundheit auswirkt.

Der zweite Betriebsbesuch führte nach Belgien zu dem ersten Dorper-Züchter in Belgien, Bernard Stephany in Sprimont. Herr Stephany züchtet seit sieben Jahren in Belgien Dorper und war der erste Züchter in Belgien. Mittlerweile gibt es an die 15 Herdbuchzüchter. Viele seiner Tiere stammen aus Deutschland, insbesondere aus Rheinland-Pfalz. Dort bekam die Gruppe einen wunderbaren arrondierten Zuchtbetrieb mit herrlichen, üppigen, grünen Weiden zu sehen. Dort weideten 120 Dorper-Mutterschafe, Ardener- und Comtois-Zuchtstuten mit Fohlen und weitere Nachzucht. Die Teilnehmer strahlten, als der Hütehund die Schafgruppen inklusive der Herdenschutzhunde der Kangals, zu den Besuchern am Zaun brachte. Die zutraulichen Schafgruppen ließen sich von den Besuchern ohne Stress begutachten. Herrliche Gruppen in einem guten Futterzustand und geschützt durch junge, selbst gezüchtete Kangal-Herdenschutzhunde, die in Begleitung des Züchters zutraulich wirkten. Die Kangal überwinden ohne Probleme die Schafzäune und schützen gleichzeitig alle Schaf- und Pferdegruppen gegen den Wolf, der auch in Belgien vertreten ist.

Das gemeinsame Abendessen in Aachen wurde zum Austausch in der Gruppe genutzt, bevor es am nächsten Tag in die naheliegenden Niederlande zur Schäferei Mergelland in Epen in Süd-Limburg ging. Die Region Süd Limburg, angrenzend an Aachen, ist bekannt für den Tourismus. So ist die Schäferei Mergelland in diesem Bereich mit Ferienwohnungen, Campingplatz und Hof in dieser Region gut aufgestellt. Auf diesem Betrieb kann man im Winter und Frühjahr bei der Lammung dabei sein und viele kleine Lämmer beobachten. Viele Besucher, gerade aus Deutschland, kommen mit ihren Kindern, um sich die jungen Lämmer anzuschauen. Das Hofcafé und den Hofladen zu besuchen. Im Sommer versucht der Betrieb, über viele angepflanzte Blumen zusätzliche Besucher zu den Campinggästen auf dem Hof zu ziehen. Die Blumen ziehen jedoch nicht so viele Besucher an, wie die jungen Lämmer. Außerdem werden regelmäßig Betriebsführungen, auch zu den Herden, angeboten. Eine besondere Idee ist auch, einen Tages-Workshop zur Teambildung mit Schafen anzubieten. Auf dem Betrieb Mergelland werden um die 3000 Mutterschafe und Ziegen in der Landschaftspflege gehalten. Der größte Anteil bilden hier die Mergelland-Landschafe, obendrein Schoonebeeker Heideschafe, Suffolk und Ziegen. Die Mergelland-Schäferei hat sich spezialisiert auf die Vermarktung von leichten Lämmern, die im zeitigen Frühjahr vermarktet werden. Der Absatz von Wolle wird züchterisch nicht außer Acht gelassen, damit die Wolle nicht wertlos wird. Aussage: Wenn erst die Wolle verschenkt wird, ist alles verloren. Soweit darf es nicht kommen. Die ganzen Mutterschafherden werden regelmäßig auf Trächtigkeit von der Tochter des Betriebsleiters mit einem Ultraschallgerät geschallt. Die Mutterschafe werden nach Trächtigkeit, Einlings- und Mehrlingstracht sortiert. Mutterschafe mit Einlingen bleiben auf der Weide, werden nur kurz nach der Geburt in der Prägungsphase aufgestallt. Mutterschafe in Erwartung von Mehrlingsgeburten werden zeitig aufgestallt, bleiben nach der Lammung im Stall und werden hochenergetisch versorgt. Für Drillinge und schwache Lämmer steht zur Not ein Tränkeautomat zur Verfügung. Beim abschließenden Kaffee und Kuchen konnte sich die Gruppe ein Bild im Hofcafé und vom reichhaltigen Angebot des Hofladens machen.

Auf dem Weg zu den Sommerweiden der Schäferei Wey in Hellenthal ging es nach Monschau. Hier holten sich die Teilnehmer einen kleinen Einblick in die Geschichte der Rur-Stadt mit der blühenden Tuchverarbeitung im 17. Jahrhundert.

Auf den Sommerweiden der Schäferei Wey wurde die Gruppe von einer Merino-Herde erwartet. Im Hauptinteresse stand auf dem Betrieb Wey der Zaunbau mit wolfsabweisenden Zäunen. Hier wurden der Gruppe an unterschiedlichen Standorten feste und mobile Zäune vorgestellt. Der Betrieb Wey hat hier ein Fünf-Litzen-Zaun-Auf- und Abbaugerät an einem Quad entwickelt, mit dem von einer Person schnell und zügig der wolfsabweisende Elektrozaunbau auf- und abgebaut werden kann.

Mit vielen Eindrücken und Ideen schloss die zweitägige Lehrfahrt wieder in der Eifel ab. Schon jetzt freuen sich die Teilnehmer auf weitere Lehrfahrten des Landesverbandes der Schaf- und Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz.

Heinrich Schulte, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

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