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„Auszubildenden mehr Verantwortung übertragen“

Gärtnerinnen und Gärtner, Forstwirtinnen und Forstwirte, Revierjägerinnen und Revierjäger: Das waren die Berufsgruppen, die sich beim Wettbewerb „Ausbildungsbetrieb des Jahres 2023“ bewerben konnten. Nun wurden die Sieger der mittlerweile 13. Ausgabe des Wettbewerbs ausgezeichnet.

Nico Weber Garten- und Landschaftsbau aus Neustadt (Wied) landet auf Platz 1 und erhält 500 Euro Preisgeld. Auf Platz 2 folgt die Mock GmbH Garten- und Landschaftsbau aus Trier, Platz 3 belegt Gartenbau Leufgen aus Üttfeld in der Eifel (je 300 und 200 Euro Preisgeld). Nach der Bewerbungsphase wurden Gespräche mit den Ausbildern und den Auszubildenden geführt. Die Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der beiden Landjugendverbände Rheinland-Nassau und RheinhessenPfalz, der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und dem Landwirtschaftsministerium, konnte sich somit ein umfassendes Bild von den Bewerbern machen. Das Preisgeld wurde von den Landjugendverbänden gestiftet.

1. Platz: Nico Weber Garten- und Landschaftsbau in Neustadt (Wied)

Direkt nach seiner Ausbildung zum Garten -und Landschaftsbauer hat sich Nico Weber selbständig gemacht. Klein angefangen, hat sich der Betrieb zu einem stattlichen Garten- und Landschaftsbauunternehmen mit insgesamt 20 Mitarbeitern entwickelt. Auf dem großem Betriebsgelände befinden sich Bürogebäude, Halle, Lagerplatz und Mustergarten. Neben dem Aufbau seines Betriebes hat Nico Weber jeden Freitag und Samstag über zwei Jahre hinweg die Meisterschule besucht, die er 2017 als Jahrgangsbester abgeschlossen hat. Mit der Ausbildung hat Nico Weber im gleichen Jahr begonnen.  Stolz kann er auf bis jetzt 11 junge Menschen zurückblicken, die bei ihm die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben oder ihre Ausbildung derzeit absolvieren. Seit 2021 ist der Garten- und Landschaftsbauer und Landschaftsarchitekt Thorsten Berlt für die Ausbildung zuständig. „Die Zielstrebigkeit von Nico Weber ist überall im Betrieb zu erkennen.

Alles immmer griffbereit

Der Betrieb ist sehr gut strukturiert. Auf dem Lagerplatz und in der Halle herrschen Ordnung, alles ist deutlich beschriftet, so dass die Mitarbeiter ohne Suchen Materialien und Werkzeuge immer griffbereit haben“, lobt die Jury. Die Beschriftung habe für die Auszubildenden auch den zusätzlichen Vorteil, dass sie die korrekten Bezeichnungen für Material und Werkzeuge kennen lernen. Ebenso sei die Ausbildung gut strukturiert: Quartalsweise rotieren die Auszubildenden zwischen den drei Kolonnen Bau, Pflege und Poolbau. Diese zeitliche Einteilung für jeden Auszubildenden ist auf einem Zeitplan festgehalten, in dem auch Berufsschulblockwochen und Lehrgänge eingetragen sind. Für alle Mitarbeiter einsehbar hängt der Zeitplan im Sozialraum auf der großen Infowand unter der Rubrik Ausbildung. „Für mich spielt Ausbildung eine große und bedeutende Rolle“, betont Nico Weber. Daher sei er auch Mitglied bei der bundesweiten „Initiative für Ausbildung – TOP Ausbildungsbetrieb“, sagt der Meister: „Durch das jährliche Treffen der Initiative erhalte ich Anregungen für innovative Ausbildungsmaßnahmen. So kann ich meine Ausbildungsmethoden überdenken und permanent weiterentwickeln. Stillstand gibt es bei uns nicht.“

Seine Auszubildenden fühlen sich sehr wohl im Betrieb. Dafür zählen sie gleich mehrere Gründe auf: Ihnen wird eine große Wertschätzung entgegengebracht und sie werden respektvoll behandelt. Auf den Baustellen wird ihnen alles erklärt, sie werden in alle Arbeiten vom ersten Tag mit einbezogen, und der Einsatz neuster Maschinentechnik erleichtert die körperliche Belastung. Im Sozialraum hat jeder Auszubildende ein eigenes Fach, in dem wichtige Informationen hinterlegt werden. Auch steht immer frisches Obst, Kaffee sowie gekühltes Wasser für jeden im Sozialraum bereit. Jeder Azubi hat eine eigene Werkzeugkiste, der Gabelstaplerführerschein wird vom Betrieb bezahlt, und jährlich kann man sich Arbeitskleidung im Wert von 300 Euro aussuchen. Dass das Berichtsheft wöchentlich vom Ausbilder Thorsten Berlt kontrolliert wird, sehen die Auszubildenden als großen Vorteil an. Sehr geschätzt wird der monatliche „Azubitag“. Hier werden intensiv Themen in Theorie und Praxis behandelt und im „Azubisandkasten“ geübt. Zur Vorbereitung der Zwischen- und Abschlussprüfung wird der Azubisandkasten verstärkt genutzt. Absolutes Highlight für die Auszubildenden sind die Azubibaustellen: Reale Baustellen werden unter Federführung der Azubis anhand eines Leistungsverzeichnisses ausgeführt. Der Grundsatz von Nico Weber: fachlich sehr gut und strukturiert auszubilden. „Meinen Berufskollegen rate ich, den Auszubildenden mehr Verantwortung zu übertragen und ihnen somit die Chance zu geben, selbständig zu arbeiten und sich auch dadurch persönlich zu entwickeln.“

 

2. Platz: Mock GmbH Garten- und Landschaftsbau in Trier

Die beiden Betriebsinhaber Patrick Ludwig und Sascha Maxheim haben 2021 den alteingesessenen Trierer Garten- und Landschaftsbaubetrieb von Adolf Mock übernommen. Unterstützt werden sie von den beiden Meistern und Ausbildern Alexander Saxen und Fabian Schmitz. Alle vier haben im Betrieb von Adolf Mock gelernt, Alexander Saxen ist sogar schon seit 42 Jahren dabei. Dieses motivierte Team hat sich auf den Weg gemacht, das Unternehmen in einen modernen Ausbildungsbetrieb zu entwickeln. Dabei nimmt Mitarbeiterführung einen besonderen Schwerpunkt ein. Der partnerschaftliche Führungsstil gepaart mit Autorität spielt hierbei eine wichtige Rolle. Kommunikation auf Augenhöhe, konsequentes Führen und Handeln, Gesundheitsmanagement sowie Teambildung zeichnen die Firmenphilosophie aus. Zu Beginn jedes neuen Ausbildungsjahres findet ein viertägiger Betriebsurlaub in Holland statt mit gemeinsamem Sandburgenbauen, Volleyballspielen und viel Spaß. Dadurch werden die neuen Auszubildenden im Team aufgenommen und der Zusammenhalt der Mitarbeiter gestärkt. Die Auszubildenden schwärmen nicht nur von diesem gemeinsamen Urlaub, sondern schätzen sehr, dass ihnen Vertrauen geschenkt wird, Wertschätzung entgegengebracht und ihnen das Gefühl gegeben wird, gebraucht zu werden.

Erfahrungsberichte spielen zentrale Rolle

„Wir werden von Anfang an nach Anweisung an alle Arbeiten herangeführt und wechseln die Bau- und Pflegekolonnen, um alle Arbeiten kennenzulernen“, sagen die Auszubildenden. Dabei ist sei wichtig, dass die Auszubildenden die Baustellen vom Anfang bis zum Ende mitbekommen. Dem Ausbilder Fabian Schmitz liegt die Berichtsheftführung sehr am Herzen. Nach einer intensiven Einführung in die Berichtsheftführung werden die Berichte regelmäßig mit Verbesserungsvorschlägen versehen. „Das Erarbeiten von Erfahrungsberichten ist Pflicht, da die Auszubildenden dadurch ein besseres Verständnis für den Baustellenablauf bekommen. Die Berichtsheftführung ist der Einstieg ins selbstorganisierte und strukturierte Arbeiten“, ist Fabian Schmitz überzeugt. Betriebsinterner Unterricht, eine neu hergerichtete Fläche zum Üben der Prüfungsbaustelle und regelmäßige Pflanzenkunde runden die Ausbildung ab. Für Patrick Ludwig und Sascha Maxheim bedeutet eine gute Ausbildung, dass Auszubildende am Ende der Ausbildung einen Fundus an Wissen und Fähigkeiten haben, um Aufgaben zu verstehen und diese dann selbständig organisieren und umsetzen können. Für die Auszubildenden ist nach bestandener Abschlussprüfung im Sommer die Übernahme jetzt schon zugesagt.

 

3. Platz: Gartenbau Leufgen, Üttfeld

Jens Leufgen führt seit 2009 seinen Garten- und Landschaftsbaubetrieb im Nordwesten der Eifel nahe der Nachbarländer Luxemburg und Belgien. Sehr früh hat er sich entschieden auszubilden, da im ländlichen Raum wenig Fachkräfte zu finden sind. So wurde sein Unternehmen 2011 als Ausbildungsbetrieb anerkannt und ist bis zum heutigen Zeitpunkt auf 20 Mitarbeiter stetig gewachsen. „Qualität ist für uns das Wichtigste, nicht nur bei der Ausführung seiner Baustellen, sondern auch bei der Ausbildung“, erklärt Jens Leufgen. Daher werden seine Auszubildenden in wechselnden Kolonnen eingesetzt, damit sie alle Bereiche kennenlernen. Die Auszubildenden schätzen sehr, dass sie gut einarbeitet werden und somit von Anfang an lernen, wie Arbeitsabläufe durchgeführt werden. Mit diesen Erfahrungen können sie im 2. Ausbildungsjahr schon Arbeiten selbständig ausführen. Spaß an der Arbeit, die Vielseitigkeit und die Abwechslung der Arbeiten, das gute, junge Team sowie Prüfungsvorbereitung und Pflanzenbestimmung während der Arbeitszeit sind weitere Aspekte, die die Auszubildenden herausstellen. Darüber hinaus wird die Teilnahme am landes- und bundesweiten Galabau-Cup gefördert, zu dem der Betrieb sie freistellt. „Die fachlichen und persönlichen Erfahrungen, die beim Wettbewerb gesammelt werden, sind nicht nur für die Azubis von großem Wert, sondern stellen auch für unseren Betrieb einen Mehrwert dar“, sagt Leufgen.

Eigenständigkeit entwickeln

Ihm sei es wichtig, dass seine Auszubildenden während der Ausbildungszeit Ehrgeiz und Eigenständigkeit entwickeln, um immer besser zu werden. Nach abgeschlossener Prüfung sollen sie fachlich und persönlich dazu in der Lage sein, alleine Baustellen abzuwickeln. Denn Ausbildung ist für ihn die sicherste Methode, langfristig und zukunftsorientiert erfolgreich zu sein. „Ich handele nach dem Prinzip Geben und Nehmen. Dieses Gleichgewicht muss stimmen, damit eine Ausbildung erfolgreich durchlaufen werden kann. Der gesamte Betrieb bringt den Auszubildenden Wertschätzung entgegen, hört ihnen zu und betrachtet sie als Teammitglied und zukünftige Mitarbeiter“, erklärt der Unternehmer. Denn seine Auszubildenden können nur das, was der Betrieb ihnen auch beigebracht hat.

Vorschau:

Im Januar 2024 startet der nächste Wettbewerb zum „Ausbildungsbetrieb des Jahres“, der sich diesmal an die Betriebe der Ausbildungsberufe Winzer, Hauswirtschaft und Molkereiberufe richtet. Für die Bewerbung wird der Online-Fragebogen auf der Internetseite www.lkw-rlp.de bereitgestellt.

Die Verkündung der Gewinner im diesjährigen Wettbewerb gibt's hier im Video zu sehen.