Mehr Lebensqualität durch digitale Technik im ländlichen Raum
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Dorfentwicklung in Zeiten des demografischen Wandels
Die Bewältigung des demografischen Wandels in unseren Dörfern hat für die LandFrauen RheinlandPfalz einen besonderen Stellenwert. Die LandFrauen wollen ihre Dörfer lebenswert und zukunftsfähig erhalten. Die LandFrauen RheinlandPfalz bietet zum Thema Dorfentwicklung regelmäßig Weiterbildungen an. In den folgenden Beiträgen finden Sie praktische Beispiele und kreative Ideen, die bei Weiterbildungen vorgestellt wurden.
Gemeinsam älter werden und versorgt sein erfordert Engagement in den Dörfern
Geprägt war die zweitägige Veranstaltung durch praktische Beispiele, neue Forschungsergebnisse und einen intensiven Erfahrungsaustausch. Es wurde schnell klar: Jedes Dorf braucht Menschen, die voran gehen und sich mit weiteren Interessierten auf den Weg machen. Die lebhaften Diskussionen zeigten die Betroffenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Mir ist klar geworden, dass ich selbst etwas anstoßen und anpacken muss, wenn ich in unserem Dorf alt werden will“, so die Rückmeldung einer Teilnehmerin. Der demografische Wandel stellt die ländlichen Gemeinden und ihre Bewohner vor die Aufgabe, sich stärker mit den Bedürfnissen des immer größer werdenden Anteils älterer Menschen im Ort zu befassen. Die meisten Älteren wünschen sich, möglichst lange in ihrem angestammten Umfeld – am liebsten in den eigenen vier Wänden – zu bleiben. Immer öfter werden in diesem Zusammenhang die „Sorgenden Gemeinschaften“ oder „Caring Communities“ als möglicher Lösungsansatz genannt, in denen sich Nachbarn, Freunde, Familienangehörige, z. T. mit professioneller Unterstützung, umeinander kümmern. In dem Seminar wurden die Bereiche - Organisation von nachbarschaftlichen Hilfen, Unterstützungsmöglichkeiten durch Technik sowie neue, gemeinschaftliche Wohnmodelle - näher beleuchtet.
Die Verbandsgemeinde Germersheim hat ehrenamtliche Seniorenbeauftragte in den Ortsgemeinden berufen und Bürgervereine gegründet. Es wurde gemeinsam überlegt, wie man Pflege möglichst fußläufig in den Wohnvierteln und Dörfern gestalten kann, damit die Menschen selbstbestimmt in den eigenen Wohnungen leben können. „Es ist ein Bürger – Profi – Technik – Hilfemix sowie eine aktive Quartiersentwicklung in den Dörfern und Stadtteilen notwendig. Diese muss von den Kommunen unterstützt und begleitet werden, “ unterstrich Harald Nier, Verbandsgemeinde Germersheim. „Wichtig ist, dass Bürger, Verwaltung und Profis auf Augenhöhe zusammenarbeiten und entsprechende Strukturen in den Wohnvierteln aufbauen.“
Diesen Weg geht die Gemeinde Anhausen. Ortsbürgermeisterin Heidelore Momm und Ehrenamtler Peter Schwarz stellten spontan ihr Wohnprojekt vor: „Wir wollen anstelle eines klassischen Altenheims bezahlbaren Wohnraum im Ort schaffen, zu dem einzelne Leistungen in der Umgebung zugebucht werden können.“ Sie haben zudem für eine Zusammenkunft der ortsansässigen Handwerker gesorgt, damit diese ein gemeinsames Konzept zu altengerechten Umbauten entwickeln konnten. „Die Umbauten müssen zügig von allen Gewerken erledigt werden und zudem für die Menschen bezahlbar sein“, betonten sie. „Wir wollen die Angebotsstrukturen an die Menschen anpassen und nicht umgekehrt!“
„Wohnen hat existenzielle Bedeutung im hohen Alter!“ stellte Birgit Herger, Landesarbeitsgemeinschaft Wohnen Rheinland-Pfalz, heraus. „Die Menschen wollen mitwirken an der Daseinsvorsorge. Das ist sowohl Aufgabe der Kommunen als auch von jedem Einzelnen. Jeder muss die Verantwortung wahrnehmen!“ WohnPunkt RLP erprobt gemeinsam mit ausgewählten Projektgemeinden Wege zur Realisierung von neuen Wohnformen. Ein konkretes Beispiel des gemeinsamen Wohnens besichtigten die Teilnehmer/innen in der Wohnerei in Kusel. Hier haben sich Familien unterschiedlichen Alters genossenschaftlich organisiert und gemeinsam gebaut.
Reimond Heuser stellte die Initiative 55 plusminus aus Marienfels vor. Hier engagieren sich Ältere und bieten über eine App u.a. eine Mitmachbörse an. Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, initiiert Zukunftskonferenzen in interessierten Dörfern und erarbeitet mit den Menschen vor Ort, wie die Dorfgemeinschaften konkret weiter entwickelt werden können. „Dazu ist eine gemeinsame Zielsetzung von Zivilgesellschaft, Kommune und Wirtschaft notwendig“, lautete sein Fazit.
Das Konzept der Bürgerbusse stellten Dr. Holger Jansen und Ralph Hinze, Projektleiter und Berater im Beratungsprojekt Bürgerbusse RLP, vor. Derzeit gibt es in Rheinland-Pfalz 49 Bürgerbusprojekte. Die Bürgerbusse erreichen rund 10.000 Menschen im Land und ermöglichen ihnen damit (wieder) eine Teilhabe am sozialen Leben. Die Lebensqualität steigt, wenn ein alter Mensch wieder selbst zum Arzt gelangen, Einkäufe selbst erledigen und dabei unabhängig von Nachbarn und Verwandten sein kann. Zudem bieten die Bürgerbusse aktiven Jungsenioren eine sinnvolle ehrenamtliche Aufgabe. Die Landesregierung unterstützt die Einführung der Bürgerbusse durch kostenlose Beratungsangebote. Damit wir auch zukünftig in unseren Orten einkaufen können und nicht auf Onlinekäufe angewiesen sind, haben die LandFrauen im Kreis Bitburg die Aktion ‚LandFrauen kaufen regional‘ gestartet. „Bei Vorlage des Mitgliedsausweises erhalten unsere Mitglieder Rabatte in zahlreichen Geschäften vor Ort. Die Geschäftsinhaber sind dazu gerne bereit, weil sie wissen, dass sie damit rund 1.500 potentielle Kundinnen ansprechen, “ so die Kreisvorsitzende Adelheid Epper. „Gleichzeitig erfahren wir durch diese Aktion einen regen Zuspruch von Frauen, die in unseren LandFrauenverein eintreten.“
Steffen Hess, Frauenhofer IESE Kaiserslautern, berichtete anschaulich vom Projekt Digitale Dörfer. In den Modellkommunen Betzdorf, Eisenberg und Göllheim wurde eine App erprobt, die eine digitale Gemeinschaft ermöglicht. Unter den Rubriken ‚LieferBar‘, ‚BestellBar‘ und ‚TauschBar‘ konnten die Bewohner regionale Produkte bestellen und sich ehrenamtlich mitbringen lassen. Teilweise brachten Berufstätige die vorbestellten Warenpäckchen auf dem Heimweg mit und lieferten sie an die Nachbarn aus. 95 % bestellten Waren des periodischen Bedarfs wie Brot, Brötchen, Eier usw.. Aber auch andere Geschäfte gaben eine positive Rückmeldung, weil über diese App vermehrt persönliche Kundenkontakte zustande kamen. Durch die Darstellung des Angebotes wurden Kunden aufmerksam auf regionale Angebote, z.B. bei Bekleidung, Kunst und Dienstleistungen. „Diese Vernetzung bietet ein enormes Potential, ist aber kein Selbstläufer“, stellte Steffen Hess klar. „Wenn vor Ort keine Kultur der Nachbarschaftshilfe vorhanden ist, hilft auch keine App.“
Fördermöglichkeiten von Digitalisierung im ländlichen Raum stellte Christian Rößler, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, vor. Das Landwirtschaftsministerium fördert innovative digitale Projekte, die das Leben auf dem Land erleichtern.
Gut leben mitten im Dorf! – Was wir für unsere Dorfkerne tun können
In Kooperation mit der Agrarsozialen Gesellschaft stand 2013 und 2014 die Belebung der Ortskerne im Mittelpunkt der zweitägigen Tagungen.
Innenentwicklung der Dörfer erfordert viel Geduld
Rheinland-Pfalz hat neben dem Saarland die höchste Leerstandsquote im ländlichen Raum der westlichen Bundesländer. Nicht nur Wohnhäuser sind betroffen, sondern in hohem Maße auch Gewerbeimmobilien. Die sinkenden Einwohnerzahlen werden weiterhin zu massiven Kaufkraftverlusten im ländlichen Raum führen. Durchschnittlich gibt jeder Einwohner 5.000€ im Jahr für seine Bedürfnisse aus. Daher bedeutet beispielsweise ein Verlust von 8.500 Einwohnern einen Kaufkraftverlust von 42,5 Millionen Euro im Einzelhandel und bedingt einen Überschuss von rund 10.600 Quadratmetern Verkaufsfläche! Hinzu kommen die sozialen Auswirkungen. Im 'Folgekostenrechner für die Ausweisung von Neubaugebieten' kann jede Gemeinde die Wirtschaftlichkeit der Erschließung neuer Baugebiete berechnen. Wird der Ortskern als Baugebiet genutzt, so haben Umbauwillige einen Preisvorteil von rund 25% gegenüber einem Neubaugebiet, sofern die Objektgrundlage stimmt. Sind leer stehende Häuser in Ortsrandlagen verhältnismäßig leicht zu vermarkten, stellen Gebäude an viel befahrenen Straßen eine besondere Herausforderung dar. Hier empfiehlt sich beispielsweise ein Nutzungstausch, die Scheune hinten wird zum Wohnraum ausgebaut und die Nebennutzungen zur Straßenseite gelegt.
Das Wallmeroder Modell
Die Verbandsgemeinde Wallmerod hat ein erfolgreiches Modell zur Wiederbelebung der Ortskerne angestoßen. Alle 21 Ortsgemeinden haben die Aufgabe der Dorfinnentwicklung an die Verbandsgemeinde Wallmerod (VG) übertragen und weisen seit zehn Jahren keine Neubaugebiete mehr aus. Gefördert werden Erwerb und Sanierung alter Bausubstanz, Bebauung von Baulücken sowie der Abriss alter Gebäude und Neubau an gleicher Stelle. In der Regel erhalten die Bauwilligen innerhalb von 10 Arbeitstagen die Genehmigung von Abriss, Um- bzw. Neubauten. Es gibt keine Auflagen bezüglich der Gestaltung der Gebäude. Finanzielle Anreize gibt es in Form einer kostenfreien Erstberatung für Käufer und Verkäufer durch einen Architekten sowie eine jährliche Förderung in Höhe von 1.000€ pro Jahr, maximal über 8 Jahre. In den zehn Jahren wurden bis August 2013 von der VG 153 Objekte in allen Ortsgemeinden gefördert, zu 77% junge Familien, 95% Eigenbezug. Es kam zu einem Zuzug von rund 25% in die VG Wallmerod. Alle erfolgreichen Um- und Neubauten stehen im Internet, damit sich potentielle Käufer und Verkäufer konkrete Anregungen holen können. Folgende Zahlen lassen aufhorchen: Bei 150 Objekten haben die Ortsgemeinden einen Aufwand von rund 920.000€ für die Erschließung von 9 ha Neubaufläche gespart. Die Ortsgemeinden sind über die VG-Umlage an der Förderung der Dorfinnenentwicklung beteiligt, allerdings fließen die 1.000€ Förderung pro Jahr an Einwohner der Dörfer zurück. Die privaten Investoren haben über 23 Millionen Euro in die Ortskerne investiert und es sind überwiegend einheimische Fachfirmen beauftragt worden.
Wir leben im Dorf – Das Dorf lebt durch uns
Kreative Ideen und gelungene Umsetzungen in die Praxis standen im Mittelpunkt der zweitägigen Weiterbildung der LandFrauenverbände in Kooperation mit der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG).
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit
Wie müssen sich Vereine aufstellen, damit sie auch zukünftig neue Mitglieder gewinnen? Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass es genügend Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Diese müssen allerdings fürs Ehrenamt in Vereinen geworben werden. Als Hemmnisse für ein Engagement haben sich die Erwartung an eine langfristige Verpflichtung und die hohe zeitliche Beanspruchung herausgestellt. Ehrenamtliche lassen sich am besten durch projektorientierte Angebote gewinnen, weil dabei keine dauerhafte Bindung erwartet wird. Auch durch Übernahme einer klar abgegrenzten Aufgabe wird eine zeitliche Überforderung vermieden. Am besten erledigt jemand etwas für den Verein, was er ohnehin gut kann. Gleichzeitig schnuppert er in die Vereinsarbeit hinein.
Erfolgreiche Nachwuchsgewinnung für die Feuerwehr ist mit der Einrichtung eines Wahlpflichtfachs Feuerwehrtechnik in der Realschule Plus in Treis-Karden gelungen. Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen absolvieren innerhalb von zwei Jahren eine feuerwehrtechnische Grundausbildung. Durch dieses schulische Angebot erreicht die Feuerwehr auch Mädchen und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Viele bleiben den freiwilligen Wehren danach erhalten. Der Landkreis finanziert die Erstausrüstung der Schüler. Manche Feuerwehren locken mit der Finanzierung eines LKW – Führerscheins, wenn jemand anschließend mindestens fünf Jahre lang Mitglied bleibt.
Nahversorgung im Dorf
Ein Dorfladen muss sich selbst tragen, damit er sich auf Dauer im Dorf halten kann. Ein Modell, das mittlerweile Schule macht, ist das DORV-Zentrum in Jülich-Barmen. Im DORV-Zentrum werden nach dem Kaufhausprinzip verschiedene Funktionen konzentriert. Die Einwohner sind mit Aktien beteiligt. Das Angebot im Dorfladen muss alle Zielgruppen im Dorf ansprechen! Ältere Mitbürger können möglichst lebenslang in ihrem sozialen Umfeld leben. Junge Familien benötigen kein zweites Auto. Berufstätige haben weniger Stress, wenn sie im Dorf einkaufen und Dienstleistungen nachfragen können. Neubürger haben einen schnellen Zugang zum Leben im Dorf. Eine Vereinsecke gibt Einblick ins soziale und kulturelle Leben. Singles können auf sie abgestimmte Dienstleistungen nachfragen. Das DORV - Zentrum kooperiert mit einem Discounter und führt jeweils ein Markenprodukt und ein "No-Name-Erzeugnis". Landwirte liefern Gemüse und Obst. Ein Metzger ist auch vertreten. An zwei Tagen in der Woche bietet ein Arzt Sprechstunden an. Er hat eine Zweitpraxis im DORV-Zentrum eröffnet. Beim Bürgerservice können die Einwohner ihre Autos ummelden, Ausweise verlängern usw. wie in einem städtischen Bürgerbüro. Erweitert wird das Angebot durch ein Café und Kulturangebote. So wird öffentliches, privates und bürgerschaftliches Engagement zusammen gebracht. Der DORV-Laden sichert die Infrastruktur und die Immobilienwerte sowie den Lebensraum und die Heimat. Ab 900 Einwohner trägt sich ein DORV-Zentrum. Bei geringerer Einwohnerzahl ist mehr ehrenamtliches Engagement erforderlich.
Bleibt die Kirche im Dorf?
Die kirchlichen Angebote unterliegen ebenfalls einem großen Wandel durch die demografische Entwicklung im ländlichen Raum. Aus finanziellen Gründen werden Stellen nicht wieder besetzt werden. Die Kirche muss ihr Angebot in den Regionen erhalten. Die ev. Kirchengemeinde in Baumholder hat ihre Kirche umgebaut. Durch die Mehrfachnutzung der ev. Kirche als Kirchen- und Gemeinderaum konnten andere Gebäude verkauft und die Gemeinde auf Dauer finanziell entlastet werden.
Erneuerbare Energien als Chance für die Dörfer
Als Bürgergenossenschaft mit ehrenamtlicher Leitung wird seit 2001 eine Holzhackschnitzelanlage in Lieberhausen bei Gummersbach betrieben. Der Großteil der Häuser ist angeschlossen. Das Dorfleben hat sich dadurch verändert. Die Bürger sind stolz auf ihr eigenes Fernwärmenetz und enger zusammengerückt. Die Einwohner haben wirtschaftliche Vorteile. Hohe Investitionen sind ins Dorf geflossen. Mittlerweile werden zusätzlich Holzhackschnitzel an andere Abnehmer verkauft. Dadurch konnten zwei Arbeitsplätze geschaffen werden. Kann man das Modell auf andere Dörfer übertragen? Dazu sind einige Engagierte nötig, die um Vertrauen im Dorf werben. Das braucht Zeit! Wichtig ist es, die Arbeit auf viele Ehrenamtliche zu verteilen.
Miteinander in Kontakt bleiben im Dorf
Kreative Möglichkeiten, um im Dorf miteinander in Kontakt zu bleiben, stellen das "Wahler Blehdsche" und "die virtuelle Wohngemeinschaft" dar. Das ehrenamtlich aufgelegte "Wahler Blehdsche" unterrichtet alle Haushalte über das Geschehen im Dorf. Dadurch werden die informell bekannten Angebote Allen zugänglich und auch Zugezogene können im Dorf Anschluss finden. Im Rahmen der Dorferneuerung entstand die "virtuelle Wohngemeinschaft" in Külz. Von 14 Familien in einem Wohngebiet machen 13 mit, davon 11 online, zwei über 80-Jährige lassen sich die Seiten von den Enkeln ausdrucken. So wird eine kleine Nachbarschaftshilfe geleistet. Ich fahre morgen zum Einkauf. Wem soll ich etwas mitbringen? – Oder Wer mäht den Rasen, wenn ich im Urlaub bin? – das sind typische Themen. Damit die persönlichen Kontakte nicht zu kurz kommen, treffen sich die Beteiligten regelmäßig auf einem Dorfplatz oder im Gemeindehaus.
Das Modell Gemeindeschwester lebt auf
Älteren sind die Gemeindeschwestern noch in guter Erinnerung. Damit insbesondere ältere Menschen im Dorf betreut werden, hat die Ortsgemeinde Reich eine Gemeindeschwester angestellt. Die Gemeindeschwester macht den sozialen Diensten keine Konkurrenz. Sie ist ausgebildete Krankenschwester, wohnt im Dorf und war durch ehrenamtliches Engagement bereits bekannt. Sie bietet kostenlose Betreuungshilfe an, auch Hilfe beim Schriftverkehr und hat Zeit für Gespräche.
Dorfakademie
Mit der Dorfakademie hat die Ortsgemeinde Hambuch das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf gestärkt. Alle Vereine bilden die Basis der Dorfakademie. Die Angebote der Vereine werden vernetzt und am Bedarf der Bewohner orientiert. Die eigene Identität des Dorfes wird gestärkt und bewahrt. Wichtig ist die Integration von Alteingesessenen, Zugezogenen, Übersiedlern, von Jung und Alt.
Schöne Aussichten!?
Junge Menschen, die in einigen Jahren Häuser in kleinen Dörfern erben werden, bekommen damit ein Problem anstatt des erhofften Geldsegens - die meisten Häuser werden in Zukunft nichts mehr wert sein. Was passiert mit diesen Gebäuden? Wie wirkt sich der zunehmende Verfall auf das Leben im Dorf aus? Um herausfordernde Fragen zur Innenentwicklung der Dörfer ging es bei einem zweitägigen Seminar, das die Arbeitsgemeinschaft der LandFrauenverbände in Kooperation mit der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) angeboten hat. Hier finden Sie einen Überblick über zukunftsweisende Ideen.
Angebote in der Region erhalten - nicht in jedem Dorf
Die verlängerten Ladenschlusszeiten und die weiten Wege zur Arbeit haben in den Dörfern dazu geführt, dass Engagierte in den Vereinen fehlen. Freizeitangebote können nicht mehr in jedem Dorf aufrecht erhalten werden. Sie sollten aber in einer Region angeboten werden. Vereine müssen sich zusammenschließen. In den Köpfen der Menschen gibt es keine Raumgrenzen mehr.
Intelligentes gemeinsames Schrumpfen
Raumangebote können nicht mehr nur einzelnen Zielgruppen vorbehalten sein. Neubauten von Dorfgemeinschaftshäusern sind nicht mehr zukunftsfähig, weil die Unterhaltungskosten auf Dauer nicht mehr aufzubringen sind. Vorhandene Gebäude und Einrichtungen müssen von verschiedenen Gruppen und Vereinen gemeinsam genutzt werden.
Natur auf Zeit
Gebäudebörsen stellen den Kontakt zwischen Anbietern und Interessenten her. Eine Maklertätigkeit wird nicht übernommen. Die Interessenten ersehen neben den Fotos Informationen zu Gebäudeart, Lage, Größe und Baujahr der Gebäude.
Bei der Vermarktung von leer stehenden Gebäuden sollten sich Regionen zusammentun und einen aussagekräftigen Internetauftritt erstellen. Ein Leerstand von 2 % der Gebäude ist normal. In vielen Dörfern wird diese Zahl bereits heute übertroffen und weiter zunehmende Leerstände zeichnen sich ab. Zerfallende Gebäude stören das Wohnumfeld und bewirken eher Fortzüge statt den Zuzug von Neubürgern. Anstatt Gebäude verfallen zu lassen und mit einem Bauzaun zu sichern rät Otmar Weber, Agentur ländlicher Raum Saarbrücken, zu einer kreativen Lösung: Abreißen, zusammenschieben, mit einer Schicht Erde bedecken, einsäen, eine Bank, ein Baum dazu und fertig ist ein Stück "Natur auf Zeit". So entstehen in den Dörfern attraktive grüne Inseln anstelle von unansehnlichen Ruinen. Der Wohnwert bleibt erhalten oder wird sogar gesteigert. Im Rahmen der Dorfentwicklung wird der Abriss von Gebäuden nur gefördert, wenn ein Neubau entsteht. Im Saarland wurde daher ein Fond gegründet, bei dem Sparkassen und Banken preiswert Geld anbieten, um den Abriss von alten Gebäuden zu finanzieren.
Neues Leben im alten Kern
Dorfläden können sich tragen, wenn sie als e.V. geführt werden und das Preisniveau eines Einkaufsmarktes halten. Ihr Ziel ist dann nicht die Gewinnerzielung, sondern das Aufrechterhalten des Angebots im Dorf. "Unser Neubaugebiet ist der Ortskern!" Durch diesen Entschluss belebt das Dorf Duchroth seit Jahren seinen Ortskern. Gebäude werden umgenutzt und renoviert. Ferienwohnungen und kleine Betriebe sind entstanden. Abrisse sorgten dafür, dass freie Flächen für parkende Autos entstanden sind. Alte Wege und Plätze wurden hergerichtet und locken mittlerweile zahlreiche Besucher ins Dorf. Das Dorf wurde attraktiv für junge Familien und verzeichnet Zuzüge.