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Hauswirtschaft ist wichtiger Teil der Gesundheitsprävention

Brigitte Christoffel, Mitglied im Vorstand der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK), begrüßte 43 Fach- und Führungskräfte der Hauswirtschaft zur jährlichen Fachtagung in Böhm‘s Weingewölbe in Wörrstadt. „Unser Beruf passt in die heutige Zeit! Die zunehmenden Aufgaben und Dienstleistungen in öffentlichen und privaten Einrichtungen verlangen hauswirtschaftliche Fachkenntnisse. Leider schwinden diese Kenntnisse in der gesamten Bevölkerung immer mehr. Daher sollte Hauswirtschaft als Schulfach an den allgemeinbildenden Schulen eingeführt werden.“

Das Team der Hauswirtschaft der LWK informierte über die aktuelle Lage der Aus- und Fortbildung und stand für Fragen bereit. Die neue Ausbildungsberaterin Alexandra Widiger gab einen Überblick über die Zahl der Auszubildenden, die überbetriebliche Ausbildungswoche und die Abschlussprüfungen. Sie begrüßte zwei neue Ausbilderinnen. „Sie haben Ihre Arbeit mit viel Engagement aufgenommen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausbilden.“ Die LWK plant einen neuen Vorbereitungslehrgang auf die Abschlussprüfung in der Hauswirtschaft auf dem zweiten Bildungsweg ab Herbst 2019 in Koblenz. Interessierte können sich bei der LWK melden. Dajana Müller, LWK, gab einen Rückblick auf die Fachexkursion nach Landsberg. „Die Exkursion hat alle Teilnehmerinnen auf den neuesten Stand in Gerätetechnik und Textilpflege gebracht und uns einen Ausblick auf die digitale Zukunft  gegeben“, stellte Dajana Müller heraus. „Die Nachfrage nach dieser Exkursion ist so hoch, dass wir sie nach Möglichkeit in diesem Jahr noch einmal anbieten werden.“ Sie stellte außerdem das EU-Projekt ‚passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen‘ mit der eigens für die teilnehmenden Betriebe erstellten Ausbildungsbörse vor. „Nutzen Sie das Angebot, damit Sie auch in Zukunft gut aufgestellt sind, um Auszubildende für Ihre Betriebe zu finden!“ Die Projekte, die von der LWK und den LandFrauen RheinlandPfalz in Schulen und Kitas umgesetzt werden, bilden einen wichtigen Pfeiler der Ernährungsbildung, sei es in den AG’s im Nachmittagsunterricht, durch den Ernährungsführerschein in den 3. Klassen, den Lernort Bauernhof mit seinen außerschulischen pädagogischen Angeboten oder durch das Kita-Projekt ‚Her mit dem Gemüse!. 

Gesundheitsförderung macht auch in kleinen Betrieben Sinn

Mit der Frage „Was ist Gesundheit?“ läutete Dr. Oliver Schumann, Sportökonom und Sportpsychologe (bdp-asp) und Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, den fachlichen Schwerpunkt der Tagung ein. Es wurde allen klar, dass jeder Mensch Gesundheit sehr persönlich definiert. Die Bedeutung der Gesundheit nimmt im Laufe des Lebens zu. Dabei gibt es geschlechterspezifische Unterschiede. 2016 waren 64 % der Männer und 49 % der Frauen übergewichtig. Diabetes ist auch in jungen Jahren stark angestiegen. 43 % der Frühverrentungen sind auf psychische Erkrankungen zurück zu führen. Doping am Arbeitsplatz durch Alkohol und Medikamente  zum vermeintlichen Erhalt der Leitungsfähigkeit ist an der Tagesordnung. 25 % aller Arbeitsunfähigkeitstage sind auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurück zu führen. Diese Zahlen zeigen auch die ökonomische Bedeutung der Belastungen am Arbeitsplatz. „Gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und damit gesunde Fachkräfte - werden knapp!“ lautet das Fazit von Dr. Schumann.“ Dagegen kann jeder Betrieb etwas zur Gesunderhaltung seiner Fachkräfte tun.“ Er gab den Teilnehmerinnen Botschaften mit, die auch in kleinen Betrieben umsetzbar sind. „Mitarbeitende werden durch das Gesundheitsverhalten der Vorgesetzten beeinflusst. Definieren Sie Rolle und Stellenwert von Gesundheit für sich selbst. Was verstehen Sie als Chefin oder Führungskraft unter Gesundheit?  Akzeptieren Sie, dass Gesundheit individuell und subjektiv ist. Beginnen Sie mit kleinen Schritten dort, wo Sie im Betrieb derzeit stehen.“ Auch eine positive Sprache kann vom Nutzen der betrieblichen Gesundheitsförderung überzeugen. „Gesundheitsförderung macht auch in kleinen Betrieben Sinn. Sie steigert die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Beschäftigten und Sie erhöhen zudem Ihre Attraktivität als Arbeitgeber!“

Nach dem Mittagessen setzte Alexandra Widiger, LWK, die Anregungen des Vormittags in die Tat um und brachte die Teilnehmerinnen mit Fitness-Übungen in Schwung. Unter der Anleitung von Andrea Schwahn, LWK, sammelten diese danach Ideen zur Umsetzung von Gesundheitsangeboten in den Betrieben. „Viele landwirtschaftlichen Betriebe können damit punkten, dass sie bereits heute täglich ein frisch gekochtes Mittagessen für alle Beschäftigten anbieten“, stellte Andrea Schwahn fest. Die Ideen zur Umsetzung im Betrieb reichten von der kostenlosen Bereitstellung von Wasser und Sonnenmilch über das Nutzen von Betriebsfahrrädern und gemeinsame Aktivitäten bis hin zu flexibleren Arbeitszeiten und das Einrichten von Sitzgruppen im Freien für die Pausen. 

Gute Kita- und Schulverpflegung als Beitrag zur Prävention

„Hauswirtschaftliche Fachkräfte  werden zur Umsetzung einer guten Kita- und Schulverpflegung gebraucht!“ betonte Ruth Davin, Ernährungsberaterin am DLR Westpfalz. Das neue Kitagesetz in Rheinland-Pfalz sieht vor, dass die Kinder mindestens sieben Stunden am Stück betreut werden sollen. Das bedeutet, dass alle Kitas Mittagsverpflegungen anbieten müssen. Dazu müssen die Räumlichkeiten unbedingt angepasst und die Anzahl der hauswirtschaftlichen Fachkräfte angemessen erhöht werden! In der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Referentin den Nerv der Teilnehmerinnen getroffen hat. „Aufgrund zu geringer Arbeitsstunden kann ich für die steigende Anzahl von Kindern nicht mehr alles frisch zubereiten“, spiegelte eine Hauswirtschaftsmeisterin ihren Alltag wider. Die Fachkräfte würden die Kinder gerne mehr in die Nahrungszubereitung einbeziehen, um so bereits in Kita und Schule die Neugier auf das Kochen und die Geschmacksvielfalt von Lebensmitteln zu wecken. Dazu ist es erforderlich, dass nicht nur pädagogische, sondern auch hauswirtschaftliche Fachkräfte höhere Stundendeputate erhalten!