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Die besten Meisterinnen und Meister im Kurzinterview

Vier Meisterinnen und Meister der Grünen Berufe schnitten 2020 am besten ab. Hier berichten sie über ihre Erfolgsgeheimnisse.

Sie haben bei den Meisterkursen der Grünen Berufe bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz am besten abgeschnitten und sollten eigentlich bei der Landesbestenehrung des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums gemeinsam mit anderen Besten ihren großen Auftritt haben. Doch daraus wurde nichts – „Corona“ ließ die Veranstaltung in Mainz nicht zu. [Weitere Informationen unter www.landesbestenpreis-rlp.de.]

Katharina Mohr, Winzermeisterin aus Leutesdorf am Rhein, Sandra Bischmann, Hauswirtschaftsmeisterin aus Wintersheim/Rhh., Alexander Schmiederer, Gärtnermeister aus Lautenbach und Sebastian Hammer, Forstwirtschaftsmeister aus Niederfischbach, sind die vier besten Meisterinnen und Meister des Jahrgangs 2020. „Drei Dinge machen einen guten Meister: Wissen, Können und Wollen. Sie haben bewiesen, dass Sie diese drei Dinge verinnerlicht haben“, gratulierte Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer. Aber wie setzt man dieses „Wissen, Können und Wollen“ am besten in die Tat um? Und welche Tipps haben „die alten Hasen“ für den Berufsnachwuchs? Im Rahmen von Kurzinterviews haben wir die besten Meisterinnen und Meister selbst zu Wort kommen lassen.

Sandra Bischmann, Hauswirtschaftsmeisterin aus Wintersheim/Rhh.

1. Warum haben Sie sich für den Meisterlehrgang entschieden?

Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich dazu in der Lage bin. Außerdem ist die Hauswirtschaft ein großer Teil meines Arbeitslebens, privat im Haushalt, wie auch beruflich im Weingut. Gerade hierfür wollte ich mir in den Bereichen Ferienwohnung, Betriebswirtschaft, Planung, Mitarbeiterführung, Gästebetreuung usw. eine professionelle Grundlage schaffen und es zu meinem tatsächlichen Beruf machen. Die finanztechnische und steuerliche Seite kannte ich zudem schon durch meine erste Ausbildung als Steuerfachangestellte.

2. Welche persönlichen Eigenschaften sollte eine Hauswirtschaftsmeisterin mitbringen?

Kreativ, wissbegierig, neugierig, offen, diszipliniert, detailorientiert, geduldig, empathisch, improvisationsfähig – der Beruf ist so vielseitig, dass viele Eigenschaften passen.

3. Hauswirtschaft = Küche und Putzeimer: Wie kann man dieses Klischee aus so manchem Kopf tilgen?

Hauswirtschaft ist auch Keller und Besen …nein, Spaß. Hauswirtschaft ist so vielseitig, sie ist in nahezu jedem Berufsfeld einsetzbar und nutzbar. Das Know-how und die Talente einer/s Hauswirtschafters/in ist/sind unschätzbar. Außerdem sollten auch Aspekte wie Betriebswirtschaft, Mitarbeiterführung, Ablaufplanung und Marketing stärker in den Fokus gerückt werden, da sie gerade in der Meisterausbildung eine große Rolle spielen. Es muss klar kommuniziert werden, dass ausgebildete Hauswirtschafter/innen Fachleute mit Abschluss in einem Wirtschafts-Beruf sind. Man muss sich klarmachen, dass die Hauswirtschaft, neben der Betriebswirtschaft und der Volkswirtschaft, eine grundlegende ökonomische Säule der modernen Gesellschaft darstellt.

4. Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Tipp, den Sie einem Berufsanfänger/einer Berufsanfängerin auf den Weg geben würden?

Immer an sich glauben, ruhig bleiben – es gibt für alles eine Lösung, offen sein für Neue(s), aber immer kritisch hinterfragen und sich informieren. Man lernt für sich und nicht für die Lehrenden oder den Arbeitgeber – mag sich abgedroschen anhören, ist aber wahr. Klischees selbstbewusst begegnen.

Katharina Mohr, Winzermeisterin aus Leutesdorf/Rhein

1. Warum haben Sie sich für den Meisterlehrgang entschieden?

Ursprünglich wollte ich nach der Winzerausbildung in Geisenheim studieren. Mein Mann, Georg Mohr, und sein Bruder steckten allerdings gerade in der geschäftlichen „Trennungsphase“. Georg (und letztlich wir beide) meinten damals, dass ein Studium und die Neuausrichtung des Weinguts schwer unter einen Hut zu bringen wären. Durch den Präsenzunterricht kam auch die Weinbautechniker-Ausbildung nicht infrage. Im Weingut stand viel Arbeit an; vom Meister-Lehrgang hörte ich zunächst nicht viel. 2018 konnte meine Mutter in den Ruhestand gehen und der Umzug meiner Eltern von Bonn nach Leutesdorf erfolgte, so dass die kurzen Präsenzphasen/Phasen der Abwesenheit innerhalb des Betriebs und der Familie gut zu überbrücken waren. Im Nachhinein würde ich sagen, dass es genau die richtige „Fort- bzw. Weiterbildung“ für meine Situation war.

2. Welche persönlichen Eigenschaften sollte eine Winzermeisterin mitbringen?

Interesse und ein „Händchen“ für Pflanzen / Natur, Grundlagen der Chemie: Grund- bis Fortgeschrittenen-Kenntnisse. Guten Umgang mit anderen Menschen (insbesondere mit Kollegen, Mitarbeitern und Kunden), guten Geruch- und Geschmacksinn und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Generell: Je mehr Talente und positive persönliche Eigenschaften (z.B. technisches/motorisches Geschick oder gestalterisches Talent, Fremdsprachen-Kenntnisse usw.) desto besser – umso mehr lässt sich aus dem Beruf machen.

3. Was sind Ihre persönlichen Stärken?

Vielseitige Interessen, Aufgeschlossenheit für Neues und eine zügige Auffassungsgabe.

4. Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Tipp, den Sie einem Berufsanfänger/einer Berufsanfängerin auf den Weg geben würden?

Seid neugierig und offen – der Beruf ist sehr vielseitig, und ihr lernt nie aus! Es wird nicht immer einfach sein, haltet durch und seid zäh!

Sebastian Hammer, Forstwirtschaftsmeister aus Niederfischbach

1. Warum haben Sie sich für den Meisterlehrgang entschieden?

Ich habe den Meisterlehrgang besucht, um mehr Verantwortung und mehr Aufgaben übernehmen zu können. Denn je vielfältiger der Aufgabenbereich ist, umso mehr Spaß hat man bei der Arbeit. Zudem eigne ich mir gerne neues Wissen an, und das ist in meinen Augen unser wichtigstes Gut.

2. Welche persönlichen Eigenschaften sollte ein Forstwirtschaftsmeister mitbringen?

Ein Forstwirtschaftsmeister sollte ein Allroundtalent sein. Egal, in welchem Bereich man nachher arbeitet: Gute Organisation ist schon mal die halbe Miete. Zusätzlich muss man sehr flexibel sein. Nicht nur, um mehrere Sachen gleichzeitig machen zu können, sondern vielmehr, um in bestimmten Situationen immer die richtige Lösung parat zu haben. Daher ist es auch wichtig, immer einen kühlen Kopf zu bewahren und ruhig zu bleiben, denn nur so kommt man voran. Hektik hat für mich im Wald nichts zu suchen. Nicht zuletzt benötigt man auch Sozialkompetenzen, sei es im Umgang mit Auszubildenden, mit Arbeitskollegen oder den vermehrt auftretenden Kontakt mit Waldbesuchern. Ein gutes Arbeitsklima ist Grundlage für eine gute Arbeit.

3. Klimawandel, Dürre und Borkenkäfer: Woraus schöpfen Sie Ihre Motivation trotz dieser scheinbar übermächtigen Probleme?

Das ist ganz einfach beantwortet: Weil ich weiß, dass das nicht das Ende ist. Auch wenn es an manchen Orten wirklich verheerend aussieht und einem das Herz blutet, den Wald in diesem Zustand zu sehen, aber ich weiß, dass die Natur sich wieder erholen wird und sämtliche Kahlflächen wieder zuwachsen werden. Man sieht diese Veränderung leider nur kaum, weil es ein langwieriger Prozess ist und das Ergebnis erst in ein paar Jahrzehnten sichtbar wird. Aus ökonomischer Sicht sind die Kalamitäten natürlich eine Katastrophe. Wie es da in Zukunft weitergehen wird, können wohl nur die Wenigsten sagen, ich jedenfalls nicht.

4. Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Tipp, den Sie einem Berufsanfänger/einer Berufsanfängerin auf den Weg geben würden?

Gebt immer 100 Prozent, bleibt neugierig und bildet euch weiter. Denn das ist es, was echtes Fachpersonal ausmacht.

Alexander Schmiederer, Gärtnermeister aus Lautenbach

1. Warum haben Sie sich für den Meisterlehrgang entschieden?

Um mich persönlich weiterzuentwickeln, neue Erfahrungen zu sammeln und auch andere Obstbaubetriebe und deren Vorstellungen kennenlernen zu dürfen.

2. Welche persönlichen Eigenschaften sollte ein Gärtnermeister mitbringen?

Motiviert sein, gerne im Freien arbeiten und vor keinen neuen Aufgaben zurückschrecken.

3. Hatten Sie bereits als Kind einen „Grünen Daumen“? Was ist Ihre Lieblingspflanze?

Da ich auf dem elterlichen Obstbaubetrieb aufgewachsen bin, wurde ich von klein auf in die Arbeiten einbezogen und hatte somit immer einen engen Bezug zu den Pflanzen. Meine Lieblingspflanze ist die Erdbeere.

4. Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Tipp, den Sie einem Berufsanfänger/einer Berufsanfängerin auf den Weg geben würden?

Läuft etwas mal nicht nach Plan, sollte man trotzdem nach vorne schauen, mit dem Gefühl, es besser machen zu wollen.

 

Unser Foto zeigt die vier besten Meisterinnen und Meister im Uhrzeigersinn von oben links: Sandra Bischmann, Katharina Mohr, Sebastian Hammer und Alexander Schmiederer.