Anbaufläche ist gestiegen

Nachdem der Braugerstentag der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. die vergangenen beiden Jahre coronabedingt abgesagt werden musste, konnte er nun wieder wie im gewohnten Umfang, in Kirchberg, stattfinden.

In seiner Begrüßungsrede blickt Ökonomierat Heribert Metternich, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer und 1. Vorsitzender der Fördergemeinschaft Braugerste e.V. auf das Anbaujahr 2022 zurück. Die Anbaufläche der Sommergerste ist auf 34.600 ha gestiegen, was sehr erfreulich ist. Die Qualitäten waren größtenteils gut bis sehr gut, vor allem die Proteingehalte. Heribert Metternich freute sich über die vielen Besucher der Veranstaltung: "Dies zeigt die Bedeutung der Sommergerste in Rheinland-Pfalz." Umso wichtiger sei ein ausgeprägtes Versuchswesen, wo eine objektive Datenbasis als Grundlage der Beratung erzeugt werden kann, um so den politisch geforderten Anpassungen an den Klimawandel angemessen zu begegnen, betonte er. In diesem Zusammenhang überreichte er Staatssekretär Andy Becht, der in Vertretung der Staatsministerin Daniela Schmitt gekommen war, ein Positionspapier der Fördergemeinschaft mit der Bitte, am Versuchsstandort Simmern die Sommergerstenversuche wieder aufzunehmen.

Becht lobte in seiner Rede die landwirtschaftliche Arbeit sowie den großen Zusammenhalt unter den Landwirten in der aktuell schwierigen Zeit: der Zustand nach der Pandemie, der Angriffskrieg auf die Ukraine, die Folgen des Klimawandels und die aktuelle Wirtschaftslage mit Inflation. „Die Landwirtschaft stellte in historischen Krisenzeiten oft eine Lösung dar“, stellte Becht fest, weshalb der Zusammenhalt in der Landwirtschaft und die Ernährungssicherung, sowie die Sicherstellung der Produktivität essentiell sind.

Diesmal konnten auch wieder alle Sieger des Braugerstenwettbewerbs geehrt werden:

Landessieger wurde Franz-Josef Dahm aus Habscheid. Christof Wiesner vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau überreichte die Staatsehrenplakette des Landes. Ökonomierat Heribert Metternich übergab die Preismünze der Landwirtschaftskammer in Gold.  Ausgezeichnet wurden darüber hinaus drei Gebietssieger. Aus der Region Rheinland-Nassau ging Josef Gitzinger aus Mettlach-Faha hervor, Herbert Weber aus Flomborn errang den Sieg für die Region Rheinhessen, und der Sieg für die Pfalz ging an Norbert und Marcel Eidt GbR aus Göllheim. Die beste Braugerste des Getreidehandels kam in diesem Jahr von Raiffeisen Waren-Zentrale in Merzkirchen. Die Sieger erhielten zusätzlich zur Preismünze in Gold der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz jeweils einen Ehrenpreis, gestiftet von der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V.     

Im Rahmen des Braugerstentages wurden verschiedene Fachthemen rund um die Sommergerste behandelt. Neben den aktuellen Versuchsergebnissen des Landes Rheinland-Pfalz stellt der Anbau der Sommergerste im Herbst eine immer größere Rolle in Wärmeregionen wie Rheinhessen dar, aber auch die Frage, ob ökologisch produzierte Braugerste ökonomisch mehr bringt als der konventionelle Anbau.

Die wohl brisantesten Themen an diesem Tag waren die Direktzahlungen der GAP 2023 sowie die neue Gebietskulisse der mit Nitrat belasteten und eutrophierten Gebiete, welche Sabine Hohn-Braun und Dr. Friedhelm Fritsch vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau vorstellten. Die neue Gebietskulisse wurde am 28. November veröffentlicht und ist seitdem im Geoboxviewer einsehbar. Die ursprüngliche Gebietskulisse wurde von der EU-Kommission nicht akzeptiert, weshalb bundesweit als einheitliches Verfahren das sogenannte „Voronoi-Verfahren“ herangezogen werden musste. Als Folge hat sich die Gebietskulisse auf ca. 28% erhöht. Den Betrieben bleiben aktuell zwei Möglichkeiten: entweder die Reduzierung des Stickstoffs um 20% oder die sogenannte „80 von 160“-Methode, in der 80 kg Mineralstickstoff/ha von max. 160 kg Gesamtstickstoff/ha ausgebracht werden.

Die Frustration über die neue Kulisse, welche das geforderte Verursacherprinzip nicht berücksichtigt und damit fern der guten fachlichen Praxis liegt, aber auch über die geringer ausfallenden Direktzahlungen der GAP 2023 sind groß und es herrscht wenig Verständnis des Berufsstandes gegenüber den Entscheidungen der EU-Kommission.

Nach ausführlichen Diskussionen und regem Austausch vor und während des Braugerstentages bedankte sich der 1. Stellvertretende Vorsitzende der Fördergemeinschaft, Dr. Georg Stettner, Bitburger Braugruppe GmbH, bei allen Teilnehmern und Referenten für den gelungenen Tag mit sehr informativen Vorträgen und dem guten, persönlichen Austausch.

 

Isabelle Sando                                              

- Geschäftsführerin der Fördergemeinschaft Braugerste RLP e.V. -