Wesentliches Thema: Austausch mit dem Verbraucher

Bei der konstituierenden Sitzung des Ausschusses Pflanzenbau und nachwachsende Rohstoffe wurde Adolf Dahlem erneut zum Vorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreterin bleibt Katrin Schulte. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler, dankte den Mitgliedern, dass sie sich ehrenamtlich in die Gremienarbeit einbringen. Besonders freute er sich darüber, dass einige junge Kollegen mitarbeiten. Dies sei aufgrund der vielen Arbeit auf den Betrieben nicht selbstverständlich, meinte er.

Weiter sprach Schindler das Spannungsfeld an, in dem sich die Landwirtschaft heute befinde. Ökologie und Ökonomie seien kein Widerspruch. „Beides gehört zusammen“, betonte er. Biolandwirtschaft sei auf dem Vormarsch. Diese Art von Landwirtschaft könne jedoch nicht die Menschheit ernähren, zumal die Erdbevölkerung bis zum Jahr 2050 voraussichtlich um weitere zwei Milliarden Menschen anwachse. Ohne mineralische Düngung und Pflanzenschutz würde nicht einmal die Hälfte der heutigen Nahrungsmittel in die Scheunen eingefahren. Aufgabe der Ausschüsse sei es, sich in die politische Diskussion einzubringen. „Die Beratungsergebnisse der Ausschussarbeit sind oft Grundlage für die Entscheidungen des Vorstandes und sind daher sehr wichtig“, so der Präsident zum Selbstverständnis der Arbeit.
Der alte und neue Vorsitzende Adolf Dahlem erwähnte zur Arbeit in der vergangenen Wahlperiode beispielhaft die Themen Pflanzenschutz, neue Düngeverordnung und der Zumischungszwang beim Raps. Aus dem Bereich der nachwachsenden Rohstoffe habe man sich wiederholt mit aktuellen Herausforderungen bei Biogasanlagen auseinandergesetzt. Nicht nur im Gebäude der Landwirtschaftskammer wurde getagt, sondern auch außerhalb im Zusammenhang mit der Besichtigung von Betrieben und landwirtschaftsnahen Unternehmen des Handels oder der Verarbeitung.

„Werkzeugkasten mit mehr Werkzeugen ausstatten“
Auch in der nun laufenden Wahlperiode möchte sich der Ausschuss mit vielen aktuellen Themen auseinandersetzen. Zur Einstimmung hielt der Geschäftsführer des Fachzentrums Landwirtschaft der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), Dr. Lothar Hövelmann, einen Vortrag zu den Herausforderungen, denen sich die Ackerbauern stellen müssen. Die Landwirtschaft könne stolz auf ihre Leistungen sein. Die Produktivität im Stall und auf den Feldern habe sich in den vergangenen Dekaden sehr gut entwickelt und die Qualität unserer Lebensmittel sei noch nie so gut wie heute. Gleichzeitig müsse man feststellen, dass in manchen Bereichen über das Ziel hinausgeschossen werde. Beim Artenschutz müsse die Landwirtschaft besser werden und die bundesweit zu hohen Salden bei Stickstoff- und Phosphatdüngung wiesen auf Handlungsbedarf hin. Insgesamt müsse die Landwirtschaft stärker daran arbeiten, ihren „Werkzeugkasten mit mehr Werkzeugen auszustatten“, so Hövelmann. „Die Erweiterung der Fruchtfolge ist dabei ein Schlüsselelement, mit dem man Resistenzen entgegenwirken und auch die Düngungsthematik besser in den Griff bekommen kann.“ Wertvoller organischer Dünger, Wirtschaftsdünger dürfe nicht als Entsorgungsgut betrachtet werden, sondern müsse insbesondere in viehstarken Regionen in betriebliche oder überregionale Düngekonzepte eingebaut werden.
Für die Verbesserungen beim Artenschutz gelte es, alle betrieblichen Potenziale zu nutzen. Durch guten Einbau in die Betriebsstrukturen leisteten Biotope, Ödland, Schutthaufen, Gehölze und Saumstrukturen, insbesondere wenn sie vernetzt seien, einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz, der sich auch sehr gut für die Diskussion mit der Gesellschaft und den Verbrauchern eigne.
Auch der wachsenden Entfremdung von Verbrauchern und Landwirtschaft sollten Landwirte entschieden entgegentreten. Durch die weiter voranschreitende Verstädterung, entferne sich die Bevölkerung immer mehr von der Urproduktion. Ihr zu vermitteln wie und weshalb Landwirtschaft heute so betrieben werde, werde immer wichtiger. Der Bürger erlebe die unerwünschten Nebenwirkungen der Landwirtschaft besonders stark, weil sie in den Medien besonders dramatisch dargestellt werden. Dies präge die Meinung über die heutige praktische Landwirtschaft.

Beziehung durch bessere Kommunikation stärken
Hövelmann betonte: „Zielkonflikte zwischen Produktion und Umwelt- und Naturschutz werden immer vorhanden sein. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Vollständig auflösen lassen sie sich nicht, und das ist auch gar nicht notwendig. Aber sie abmildern, das sollte zum Selbstverständnis eines jeden Landwirtes gehören.“ Dabei gebe es keine Patentrezepte. Man könne sich jedoch vielfältiger Informations- und Fortbildungsangebote bei den Landwirtschaftskammern, Landesanstalten, Bauernverbänden und der DLG bedienen. Wenn jeder Landwirt sich hier etwas stärker bei der Lösung der Zielkonflikte zwischen Produktion und Umwelt- Natur- und Tierschutz engagiere und dies sehr klar auch kommuniziere, sei bei der Verbesserung der Beziehung zwischen Verbrauchern und Landwirtschaft schon sehr viel gewonnen. „Bei allem Zeitdruck, den die Landwirte haben, sollten sie sich etwas mehr Zeit für den Austausch mit den Verbrauchern nehmen. Denn dieses Engagement ist sehr gut angelegt.
Die Gedanken in die zukünftigen Geschäftsfelder des Ausschusses gehen in Richtung: Öffentlichkeitsarbeit, Bodenmarkt und moderne Landtechnik unter dem Stichwort Landwirtschaft 4.0. Die Sitzungen sollen aufgelockert werden durch Besichtigung von landwirtschaftsnahen Betrieben aus dem vor- und nachgelagerten Bereich wie BASF oder John Deere.

Karl Riedesser, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz