Rundfahrten der Braugerstengemeinschaft

Im etwas kleineren Rahmen lud die Fördergemeinschaft Braugerste e.V. zur Braugerstenrundfahrt und, einen Tag später, zur Rundfahrt des Technischen Ausschusses ein. Auch 2021 bestimmte die Corona-Pandemie die Rahmenbedingungen, doch das tat dem lebhaften Austausch keinen Abbruch.

Die Braugersten-Rundfahrt führte in bewährter Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, diesmal mit dem DLR Oppenheim, nach Rheinhessen: in die Gegenden Hillesheim, Gundersheim und Ober-Flörsheim. Neben der Besichtigung und Vorstellung der Sortendemofläche, der Praxisflächen und der Landessortenversuche wurden erstmalig die Sieger des Braugerstenwettbewerbs 2020 geehrt, was Corona-bedingt vorher nicht möglich war. Die Braugerste präsentierte sich gleichmäßig gewachsen, lediglich knapp zwei Wochen später in der Entwicklung als in den vergangenen Jahren. „Trotz des regenreichen Monats Mai konnten die Wasserdefizite der unteren Bodenschichten nicht ausgeglichen werden“, betonte der stellvertretende Vorsitzende der Braugerstengemeinschaft Rheinland-Pfalz e.V., Dr. Georg Stettner, während seiner Begrüßung zur Rundfahrt.

Steigende Preise durch Handelsstreit

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr sank die Anbaufläche von Sommergerste 2021 um 22,9% auf gerade einmal 29.000 ha. Durch den anhaltenden Handelsstreit zwischen China und Australien ist die Ware derzeit knapp, was zu steigenden Preisen führt. Die aktuelle Situation wird sich auf den Erntepreis auswirken. Trotz Corona-bedingter Absage des Braugerstentages 2020, konnte die Braugerstenbonitur zur Ermittlung des Landes- und Gebietssieger in abgeänderter Form durchgeführt werden.

Landessieger des Braugerstenwettbewerbs 2020 wurde die Eidt GbR aus Göllheim mit der Sorte Avalon und 24 Punkten. Punktgleich konnte sich der Landessieger aus der Region Rheinland-Nassau, Georg Vollrath aus Neuerkirch, mit der Sorte Leandra platzieren. Für die Region Rheinhessen siegte Franz Friedrich Hembes aus Ober-Olm mit der Sorte Avalon und ebenfalls 24 Punkten. Der Sieg für die Region Pfalz geht mit 23 Punkten an Volker Hack aus Enkenbach-Alsborn mit der Sorte RGT Planet.

Der Sieg für das beste „Braugerstenmuster des Handels“ konnte sich mit 22 Punkten und der Sorte Avalon die Raiffeisen Waren Zentrale in Merzkirchen sichern.

Sorten gut entwickelt

Auf den Züchterflächen, bereitgestellt und betreut vom Betrieb Oliver Strub, wurden in diesem Jahr in Hillesheim acht neue oder noch immer aktuelle Braugerstensorten von Vertretern der jeweiligen Züchterhäuser vorgestellt und begutachtet. Im Einzelnen waren dies die Sorten KWS Jessie, Prospect, LG Rumba, Accordine, Lexy, Amidala, Leandra und RGT Planet. Die Fläche wurde am 8.3.2021 mit 300 Körnern/m2 (Amidala 330 Kö/m2) gesät und unterlag der gleichen Düngung und Pflanzenschutzbehandlung. Alle Sorten präsentierten sich vergleichsweise gut entwickelt, zudem gab es sortenbedingt leichte Unterschiede in Form der Ausprägung der Kornanlagen und vor allem hinsichtlich der Wuchshöhe der jeweiligen Sorten.

Nächste Station der Rundfahrt war der Betrieb von Adolf Dahlem in Gundersheim, wo er zwei Praxisflächen vorstellte. Gezeigt wurde dort die Sorte Leandra, welche im Herbst ausgesät wurde – mittlerweile typisch für diese Region. Aussaattermin war der 10.11.2020 bzw. der 25.11.2020 mit 290 bzw. 300 Körnern/m2. Trotz der Frostperiode im Februar konnte sich die Leandra gut entwickeln und zeigt einen gleichmäßigen, dichtstehenden Bestand.

Die letzte Station der Rundfahrt führte zu den Landessortenversuchen, die auf den Flächen von Dieter Grün in Ober-Flörsheim angelegt wurden und vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Oppenheim betreut werden. Aussaattermin war der 10.03.2021 mit 320 Körnern/m2. Neben dem Sortenversuch der Sommergeste, welchen Heiko Laux, Pflanzenbauberater bei DLR Oppenheim, vorstellte, stehen ebenfalls Pflanzenschutz- und Düngungsversuche an diesem Standort.

Technischer Ausschuss unterwegs

Gleich einen Tag später trafen sich die Mitglieder des Technischen Ausschusses der Fördergemeinschaft zu ihrer alljährlichen TA-Rundfahrt. Gemeinsam mit Thomas Warken, Raiffeisen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Kirchberg, begrüßte der stellvertretende Vorsitzende der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V., Dr. Georg Stettner, die Teilnehmer der TA- Rundfahrt und führte in die Thematik des Tages ein. Ziel dieser Fahrt sei es, die aktuell in Berlin diskutierten neuen Sommerbraugersten-Sorten zu begutachten: in diesem Jahr die Sorte Lexy (Zuchthaus Breun; Vertrieb Hauptsaaten), vergleichend mit der Sorte Avalon (Zuchthaus Breun; Vertrieb Hauptsaaten).  

Die neue, vom Bundessorten-Amt (BSA) im Dezember 2020 zugelassene Braugerstensorte wurde im März 2021 vom TA der Fördergemeinschaft BG RLP, in Anlehnung an die Empfehlungen anderer BG-Gemeinschaften, für den „großtechnischen Versuchsanbau“ in Rheinland-Pfalz ausgewählt. Neben dem großflächigen Praxisanbau (jeweils ca. 20 ha, in zwei unterschiedlichen Naturräumen; in einer Höhenlage, z.B. im Hunsrück und in einer Wärmelage, z. B. in Rheinhessen, unter Praxisbedingungen) ist vorrangiges Ziel dieses Anbaus, vor allem die großtechnische Vermälzung und Verarbeitung zu Bier in größeren Einheiten zu testen.  

Zuerst wurden vom TA die von der Fördergemeinschaft Braugerste RLP e.V. geförderten Praxisbestände in der Region um Blankenrath (im Hunsrück) und später in Rheinhessen (um Alzey) besichtigt. Die Fahrt begann mit der Besichtigung der Lexy-Praxisfläche, angebaut von Jürgen Wilhelms in Liesenich. Die Sorte Lexy präsentierte sich als gleichmäßiger Bestand. Im Vergleich zu den vorherigen Jahren sind sämtliche Bestände dieses Jahr deutlich später in ihrer Entwicklung. Man kann sagen, dass sich die Bestände wieder in ihrem normalen Entwicklungszyklus befinden, da dieser die vergangenen drei Jahre durch die Trockenheit und Hitze frühzeitiger war. Bei Josef Treins, Forst, wächst die im Vergleich stehende Sorte Avalon heran. Auch dieser Bestand zeigte sich für den Zeitpunkt gut entwickelt, allerdings stand er etwas dünner als die Sorte Lexy und war etwas später in der Entwicklung.

Ernte auf Ende Juli geschätzt

Im Süden des Landes wurde anschließend im Betrieb von Andreas Kissinger, Mauchenheim, die insgesamt sich sehr gut präsentierende Sorte Lexy begutachtet. Der Bestand stand recht dicht und gleichmäßig im Feld. In der Wärmeregion wurde deutlich, dass die Sommergerste in ihrer Entwicklung aufgrund der Wetterlage weiter vorangeschritten ist als in den Höhenlagen des Hunsrücks. Die Ernte der Sommergerste wurde zum damaligen Zeitpunkt auf Ende Juli geschätzt.

Die letzte Station der TA-Rundfahrt führte zur Avalon-Vergleichsfläche im Betrieb von Jens Göhring, Flörsheim-Dalsheim. Auch hier wirkte der Bestand dünner stehend als der der Sorte Lexy. Allerdings war der Bestand intakt und gesund, auch die Ährenanlagen konnten überzeugen.

Die Abschlussbesprechung der Rundfahrt fand im Hofgut Wiesenmühle von Herrn Dr. Gerhard Schilling, Monsheim, statt. Festgehalten wurde, dass die Böden, trotz des regnerischen Monats Mai, unter der kurzen Wärmewoche gelitten haben und der abrupte Temperaturanstieg die Entwicklung der Kulturen enorm vorangetrieben hat, was die Gefahr der Laternenblütigkeit erhöht. Trotz des feuchten Wetters hielt sich der Krankheitsdruck in Grenzen.

Bei der Braugerste muss vor allem eine gute Sortierung, mit hohen Vollkornanteilen, zunehmend in den Fokus aller züchterischen Bemühungen rücken.

 

Isabelle Sando

Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz