Mutterkuhhaltung in Rheinhessen und Hunsrück

Am 9. Januar fand die diesjährige Tageslehrfahrt des Beratungsring Rindfleischerzeugung und des Rindermastkontrollring Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz statt. Ziel der Fahrt in diesem Jahr war Rheinhessen und der Hunsrück.

Der erste Betrieb von Karlfried Simon in Waldböckelheim bewirtschaftet eine Fläche von knapp 120 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Davon sind 60 ha Grünland und die andere Hälfte Ackerland. Der Betrieb wird seit 1989 nach den Demeter-Richtlinien im Nebenerwerb bewirtschaftet und verfügt über den Betriebsleiter und einen Saisonangestellten als Arbeitskräfte. An den Betrieb ist eine 35-köpfige Mutterkuhherde der Rasse Glanrind angegliedert. Die Mutterkühe sind alle im Herdbuch geführt. Dazu kommen noch etwa 40 Zucht- und Masttiere. Bis Mitte 2017 vermarktete Simon einen Großteil seiner Glanrinder selbst. 27 Jahre lang zählte die Beschickung des Wochenmarktes in Mainz zu einem der Hauptabsatzkanäle von Karlfried Simon. Zukünftig werden aus beruflichen Gründen und aufgrund von verändertem Konsumverhalten seiner Kunden die Tiere über das "Alte Rassen - Programm" von Edeka vermarktet. Dabei werden Ochsen, Färsen und Erstkalbinnen mit einem Alter von 30-36 Monaten und einem Schlachtgewicht von 260-300 kg vermarktet. Männliche Absetzer, die nicht geochst werden, gehen als Absetzer an den Niederrhein in einen Mastbetrieb. Gefüttert werden die Tiere im Betrieb Simon auf Basis von Luzernesilage und Heu, wobei die Futtervorlage nur einmal pro Woche vorgenommen wird. Die Luzerne eignet sich aufgrund der klimatischen Bedingungen in Waldböckelheim sehr gut für die Fütterung, da sie im Gegensatz zum Dauergrünland, auf dem nur ein Schnitt möglich ist, drei Schnitte pro Jahr ermöglicht. Die Tiere in dem Betrieb stehen in einem eingestreuten Einraum-Laufstall, in dem sie in Gruppen von 8-9 Tieren eingeteilt sind. Neben der Vermarktung von Schlachttieren ist die Zucht eines der Standbeine von Simon. Die Glanrinder sind auch im Programm zur Erhaltung genetischer Ressourcen Rheinland-Pfalz gelistet und bieten dadurch eine zusätzliche Einkommensquelle.

Der zweite Betrieb der Familie Harald und JuliaGemünden liegt in Sommerloch im Kreis Bad Kreuznach. Der Betrieb umfasst ca. 120 ha Gesamtnutzfläche. Davon sind in etwa 75 ha Dauergrünland, von dem etwa die Hälfte Vertragsnaturschutzflächen sind. Der Betrieb hat einen Mutterkuhbestand von 35, zum Teil im Herdbuch geführten, Mutterkühen mit Kälbern und etwa 70 Mastplätze. Da die Absetzer aus der eigenen Mutterkuhhaltung nicht ausreichen, um die Mastplätze ganzjährig zu besetzen kauft Harald Gemünden von zwei benachbarten Landwirten Absetzer zu. Bis vor kurzem mästete der Betrieb Bullen ab Kalb. Dieses System konnte aufgrund der beruflichen Tätigkeit von Herrn Gemünden jedoch nicht weitergeführt werden. Die Masttiere werden mit Luzerne und Getreideschrot gefüttert. Die Vermarktung der Bullen erfolgt über einen Metzger. Ein Teil der Färsen vermarktet der Betrieb im Alter von 18-24 Monaten über 10 kg Pakete selbst. 2016 wurde ein neuer Tiefstreustall gebaut, der die Mutterkühe und die Masttiere aufnehmen kann und eine große Arbeitserleichterung darstellt. Die Optimierung der Arbeitszeiten muss auch hier im Vordergrund stehen, da der Betriebsleiter den Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet.

Nach der Mittagspause im Gasthaus "Zum Bremme Dick" in Bundenbach wurde der Betrieb von Kurt Sagel in Bundenbach besichtigt. Der Betrieb bewirtschaftet derzeit eine Gesamtfläche von 240 ha LN in ökologischer Wirtschaftsweise. Die Mutterkuhhaltung ist eines der Hauptstandbeine des Betriebs. Momentan umfasst die Mutterkuhherde von Kurt Sagel 130 Tiere, überwiegend der Rasse Limousin. Die Mutterkühe werden in den Wintermonaten draußen gehalten und über eine mobile Vorratsfütterung zugefüttert. Die entstehenden Trittschäden auf den Winterweideflächen werden im anschließenden Frühjahr mit Kleegras neu angelegt. Bei der Auswahl der Deckbullen nutzt Herr Sagel die genomische Zuchtwertschätzung und setzt bei der Auswahl seiner Tiere bewusst auf gehörnte Tiere. Er sieht darin mehrere Vorteile. Zum einen fragen die Mäster seiner männlichen Absetzer verstärkt gehörnte Tiere nach, zum anderen sieht Sagel eine bessere Möglichkeit die Tiere im Behandlungsfall zu fixieren. Längerfristig gesehen bietet sich für ihn eine bessere Abwehrmöglichkeit der gehörnten Tiere gegenüber des Wolfs, der zunehmenden Einzug in Deutschland hält. Die Kälber werden je nach Entwicklungszustand mit einem Alter von 7-10 Monaten und einem Gewicht von 260-330 kg abgesetzt. Die eigenen weiblichen Absetzer und einige zugekaufte Tiere mästet der Betrieb selbst. Daneben werden noch etwa 10 Bullen gemästet. Die Vermarktung der Tiere erfolgt größtenteils über die EZG BioRind und Fleisch GmbH RLP. Vereinzelt werden auch Tiere selbst vermarktet. Gemästet werden die Tiere in einem offenen Festmiststall, der 2009 errichtet wurde, auf Grundlage von Kleegras und Schrot.

Der Tagesabschluss fand bei reichhaltigem Buffet in der Gaststätte "Hotel Pfälzer Hof" in Rockenhausen statt. In lockerer Atmosphäre und bei guten Gesprächen konnte der Abend ausklingen.

 

Lukas Göttel

Gerhardt Henn