Die Leidenschaft für den Landtourismus

Es ist ein einfaches Erfolgsrezept, das Beate Hilgert stets befolgt: „Was man tut, muss man auch mit Leidenschaft tun. Dann funktioniert es auch.“ Doch wessen Leidenschaft das Beherbergen von Gästen auf einem Bauernhof ist, der hat derzeit ebenso schlechte Karten wie alle anderen touristischen Einrichtungen auch.

Beate Hilgert und ihr Mann Ruprecht vom Theresienhof in Kirchberg (Rhein-Hunsrück-Kreis) haben vor rund 20 Jahren ihren Hof zum begehrten Urlaubsdomizil entwickelt. Aber die Corona-Pandemie hat die beiden vor nie geahnte Probleme gestellt. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, doch unsere Gäste dürfen nicht zu uns kommen. Dabei ist der Landtourismus eine hervorragende Möglichkeit, auch in Pandemiezeiten gefahrlos und auf Abstand zu urlauben“, ist Beate Hilgert überzeugt.

Bis zu 32 Gäste können auf dem Theresienhof in den verschiedenen Wohnungen und Häusern übernachten. Zahlreiche Familien, aber auch Gemeinschaften oder Reisegruppen von Menschen mit Beeinträchtigungen gehören zu den Stammgästen. „Ein bisschen was ging im Sommer, aber Ostern, Weihnachten und Silvester 2020 sind komplett ausgefallen“, blickt die Gastgeberin zurück. Dass Ostern 2021 auch noch wegbrechen könnte, das habe sie sich noch vor wenigen Wochen auf keinen Fall vorstellen können. „Wir haben kräftig in den Außenbereich investiert, so dass bei jeder Aktivität ausreichend Abstand gewährleistet ist. Ein Hygienekonzept liegt vor, es könnte ja sofort losgehen“, so Beate Hilgert. Aber ein Start ist nicht in Sicht. Eine „große Enttäuschung“ sei die Impfkampagne. Dabei sind ihre Gedanken häufig bei den Gästen: „Zahlreiche Familien brauchen dringend eine Auszeit, sind ausgebrannt in dieser langen Pandemie.“ Die Stammgäste meldeten sich häufig und sehnten sich auf „ihren Theresienhof“. Sogar Unterstützungspakete mit Lesestoff und Spielzeug kommen auf dem Hof an, um die Familie aufzumuntern, freut sich die 64-Jährige.

Mallorca statt Hunsrück

Dass nun auf Mallorca geurlaubt werde, während die bestens vorbereiteten regionalen Gastgeber keine Gäste empfangen dürfen, kann auch Tanja Wallhäuser-Schmitt nicht nachvollziehen. Sie ist Geschäftsführerin von NatUrlaub e.V. und kümmert sich hauptamtlich um die Mitglieder des Vereins: rund 180 Bauern- und Winzerhöfe in Rheinland-Pfalz, die sich mit dem Landtourismus ein weiteres, wirtschaftlich starkes Standbein geschaffen haben. „Es ist niemandem zu vermitteln, dass die hoch organisierten Ferienhöfe geschlossen bleiben müssen. Doch man sollte die Corona-Pandemie auch als Chance begreifen. Sie wird einen Schub für den Landtourismus bringen“, so Wallhäuser-Schmitt. Sie ist davon überzeugt, dass es noch lange dauern werde, bis der Tourismus wieder „wie früher“ funktioniere. „Landschaft und Landwirtschaft erleben, dabei entspannen – dafür muss man nicht nach Bayern fahren, das gibt es bei uns um die Ecke, und zwar auf richtig hohem Niveau“, wirbt sie für den Landtourismus in Rheinland-Pfalz. Die Mitglieder des Vereins tauschen sich regelmäßig aus, haben Zugriff auf die Beratungsleistungen der Landwirtschaftskammer und sind auf dem Ferienportal „Landsichten“ vertreten. Wer in den Landtourismus einsteigen möchte, findet hier die richtigen Ansprechpartner und kann von Erfahrungswerten profitieren.

Urlaub im "Weizenspeicher"

Zurück zum Theresienhof: Die Ferienwohnungen haben Namen wie „Weizenspeicher“, „Atelier“, „Villa Theresia“ oder „Pferdekoppel“. Das darf wörtlich genommen werden, denn alle Unterkünfte sind eng mit dem Bauernhof verwoben. „Das macht für uns auch das Konzept eines erfolgreichen Landtourismus aus: Man ist immer mittendrin“, berichtet die Agraringenieurin. Wenn beim Mittagessen jemand anklopft und nach einer Prise Salz fragt, man gegenseitig Kuchenrezepte austauscht oder die Kinder nach einem kleinen Streit mit Mama und Papa sich beim Tierestreicheln wieder beruhigen – all das steht in Beate Hilgerts Augen für echten, erfolgreichen Landtourismus. „Wichtig ist das Miteinander. Wir holen jeden dort ab, wo er gerade steht. Wenn die Kinder nach dem Abendessen noch ein Brettspiel spielen wollen, machen wir das. Wer seine Ruhe bei einem Glas Wein auf der Terrasse sucht, findet sie auch.“ Dieses Konzept, ist die Gastgeberin überzeugt, gelingt nur mit Leidenschaft. „Ich war schon immer leidenschaftliche Bäuerin, deshalb kann ich unseren Gästen alles rund um das Thema Landwirtschaft vermitteln. Die tolle Landschaft, der Spaß an Gemeinschaft und unsere Hobbies, etwa das Gestalten von Skulpturen, machen das Paket Landtourismus komplett.“ Viele Gäste warten sehnsüchtig darauf, dieses Paket endlich wieder genießen zu können.

Wer sich über die Möglichkeiten zum Thema Landtourismus informieren möchte, kann sich an Tanja Wallhäuser-Schmitt wenden:

NatUrlaub auf Winzerhöfen/Bauernhöfen Rheinland-Pfalz e.V.
Burgenlandstraße 7, 55543 Bad Kreuznach
Telefon: 0671/ 793-1111
Fax: 0671/793-17111 oder -1199
E-Mail: naturlaub(at)lwk-rlp.de 

Internet:
www.bauernhof-urlaub-rlp.de
www.landsichten.de