Braugerste: Amidala, Leandra und Avalon für den Anbau 2021 empfohlen

Unmittelbar nach der Sitzung des Sortengremiums der „Braugerstengemeinschaft e.V.“ auf Bundesebene, Standort in München, kamen die Mitglieder des Technischen Ausschusses der „Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V., mit Sitz in Bad Kreuznach, erstmalig corona-bedingt in einer Online-Schaltung zusammen, um über die Anbauempfehlung 2021 für Rheinland-Pfalz zu beraten und auch abschließend zu befinden.

Die Expertengruppe setzt sich zusammen aus Vertretern von Braugersten-Erzeugern aus Rheinland-Pfalz, des Handels, der Malzindustrie, der Brauwirtschaft und des Staatlichen Versuchswesen aus RLP. 

Der „Technische Ausschuss“ hat das Ziel, eine eindeutige Empfehlung auszusprechen, welche aktuellen Sorten unter den gegebenen Rahmenbedingungen einen möglichst hohen wirtschaftlichen Erfolg für alle in der Wertschöpfungskette Beteiligten versprechen. Dabei werden sowohl wichtige agronomische Eigenschaften (Ertrag, Gesundheit, Standortbedingungen) als auch Ausschlusskriterien für die Verarbeitung des Rohstoffes Braugerste berücksichtigt. 

Für das Anbaujahr 2021 wird vom „Technischen Ausschuss der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V.“ sowohl für die Höhengebiete als auch für die Wärmelagen wiederholt die in den vergangenen Jahren schon empfohlene und auch mehrfach erfolgreich geprüfte SorteLeandra“ aus dem Züchterhaus Breun empfohlen. Leandra ist eine Avalon-Kreuzung mit verbessertem Ertrag; sie ist standfest und weist gute Resistenzeigenschaften gegenüber Mehltau, Netzflecken, Rhynchosporium und auch Zwergrost auf; ebenso überzeugten ihre Verarbeitungsqualitäten im Mälz- und Brauprozess. 

Nach der am 09.02.202 nun auch erfolgten Anerkennung für das "BerlinerProgramm" sprach sich der TA aus RLP ergänzend (und auch einstimmig) dafür aus, die hoffungsvolle Sorte Amidala (Züchter Nordsaat) auch in diesem Jahr erstmalig mit in die Anbauempfehlung für Rheinland-Pfalz aufzunehmen. Amidala ist eine gesunde, halmstabile und ertragsstarke neue Sorte. Aufgrund ihrer nicht besonders gut ausgestatteten Bestockungsneigung sollte diese Sorte am besten aber mit einer entsprechend erhöhten Aussaatstärke (um 50 Körner/m² erhöhen) ausgesät werden. 

Für 2021 bleibt außerdem, nun aber mit dem Vermerk "auslaufend", die alte Sorte "Avalon" in der Anbau-Empfehlung. Avalon verfügt über mittlere bis gute Eigenschaften bei Halmstabilität, Gesundheit, Abreife und auch sehr gute Voll-Kornerträge; hat aber ihre Probleme im Mengenertrag (im Vergleich zu aktuelleren Sorten) und in der fehlenden Mlo-Resitenz (verbunden mit einer höheren Mehltauanfälligkeit und der höheren Anfälligkeit für Rhynchosporium). Avalon punktet aber nach wie vor durch ihre insgesamt hervorragenden brautechnischen Eigenschaften. 

Die im vergangenen Jahr auch in Rheinland-Pfalz im großtechnischen Versuch erstmalig angebaute (neue) Sorte KWS Jessie (Züchter KWS) und ergänzend auch die schon 2019 auf sich aufmerksam machende Sorte Prospect (aus dem Züchterhaus SZ Streng; vertrieben von der IG Pflanzenzucht GmbH, München), erhielt dagegen, trotz vorliegender Verarbeitungsempfehlungen, über das "Berliner Programm" von den Mitgliedern aus dem Technischen Ausschuss der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. keine Anbauempfehlung für das Gebiet von Rheinland-Pfalz.

Bundesweit wartet die Sorte Prospect unverändert mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen auf; vor allem bei knapperer Wasserversorgung leidet die Vollkornausbildung bei dieser Sorte; und, im Sinne der Konzentration des Anbaus auf nur wenige Sorten, sprach sich das Sortengremium aus Rheinland-Pfalz insofern auch einstimmig gegen eine Anbau-Empfehlung für die neue Sorte "KWS Jessie" für Rheinland-Pfalz aus. 

Gleiches widerfuhr zuvor auch schon den länger bekannten Sorten wie "Accordine" ("Berliner-Programm-Sorte") und vor allem auch "RGT Plantet" (keine Verarbeitungsempfehlung nach dem "Berliner Programm"). 

Die Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. empfiehlt den Erzeugern aus Rheinland-Pfalz, definitiv nur dann Sorten ohne "Anbau- bzw. Verarbeitungsempfehlung für RLP" im aktuellen Jahr 2021 anzubauen, wenn ihr Absatz über preislich besonders attraktive Abnahmeverträge gesichert werden kann. 

Für den großtechnischen Versuchsanbau in 2021 in Rheinland-Pfalz sprach sich der Technische Ausschuss außerdem für den Anbau und die Prüfung der neuen Sorte "Lexy" aus (Züchter: Breun; eine robuste Leandra-Kreuzung; vertrieben von den HAUPTSAATEN für die Rheinprovinz aus Köln). 

Diese vom BSA im Dezember 2020 neu zugelassene Braugersten-Sorte, die bisher in sehr vielen agronomischen (u.a. zur Zeit eine der ertragsstärksten Sorte auf den deutschen Braugerstenmarkt) und auch brautechnischen Merkmalen rundum überzeugen konnte, soll nun 2021 in beiden Klimaräumen von Rheinland-Pfalz, sowohl im Hunsrück, als auch in Rheinhessen, auf jeweils 20 ha, gegen die Sorte "Avalon" in der Praxis geprüft werden. Die Erträge der jeweiligen Gersten werden dann, im Herbst/Winter 2021/22, in der Mälzerei Bindewald, Bischheim, gemälzt und dann über großtechnische Brauversuche, durchgeführt bei der Bitburger- und der Karlsberg-Brauerei (Homburg/Saar), hinsichtlich ihrer Brau- und Verarbeitungsqualitäten beurteilt. 

Reimund Möcklinghoff 

Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz