Wie steht es um die Getreide- und Rapsernte in diesem Jahr?

Etwa 3 Wochen früher als üblich und auch zeitiger als im letzten Jahr hat in Rheinland-Pfalz die Ernte der Mähdruschfrüchte begonnen. Und dies obwohl wir ein sehr spätes Frühjahr hatten.

Mittlerweile hat die Kampagne ihren Höhepunkt erreicht. In den Frühdruschgebieten stehen nur noch auf wenigen Äckern Weizen. Dagegen hat die Ernte in den Höhenlagen Eifel, Hunsrück und Westerwald erst richtig begonnen.

Gab es Verschiebungen bei der Fläche zwischen den Kulturen? Was bringt die laufende Ernte in Menge und Qualität? Welche Preise zeichnen sich am Markt ab?

Für dieses Erntejahr wurden auf 226.900 ha Getreide ausgesät; die Fläche hat sich um 1 % vermindert. Der größte Teil von dieser Fläche nimmt der Winterweizen mit 110.200 ha ein. Zum Vorjahr wurden gut 6.000 ha weniger (-5,2 %) von dieser Kultur ausgesät. Der Anbau von Gerste erfolgte auf 78.500 ha, wobei die Fläche um 4,9 % zugenommen hat. Diese Fläche teilt sich  auf in 40.800 ha (+7,3 %) Wintergerste und 37.500 ha (+4,9 %) Sommergerste. In guten Jahren erreicht 90 % der Sommergerste die Qualität von Braugerste. Als weiteres Getreide wurde angebaut: Sommerweizen mit 3.000 ha, 8.000 ha Roggen, 4.900 ha Hafer und Körnermais auf 9.400 ha.

Mit 44.800 ha hat der Winterraps als Blattfrucht in der Fruchtfolge eine wichtige Bedeutung. Hinzu kommen noch die Leguminosen zum einen die Erbsen mit 2.000 ha und zum andern die Ackerbohnen, die auf 200 ha stehen.

Bei nicht all zu guten Saatbedingungen wurde das Wintergetreide im Herbst letzten Jahres ausgesät. Auch führte das ungünstige Wetter dazu, dass wegen Nässe, oder später Räumung der Vorfrucht Zuckerrübe für Winterungen vorgesehene Flächen, nicht bestellt werden konnten. Diese Schläge standen dann zusätzlich für den Anbau von Sommerfrüchten zur Verfügung.

Nach der späten Frostperiode im März konnten die Sommerungen bei besten Bedingungen ausgesät werden; allerdings erst Anfang April. Winterfeuchte und etwas Niederschlag nach der Saat sorgten dafür, dass die Saaten schnell und gleichmäßig auflaufen konnten.

Es stellt sich dann von Mitte April bis Ende Mai trockenes Hochdruckwetter mit vielen Sonnenscheinstunden ein. Die Temperaturen erreichten in der Spitze Werte von etwas über 25 ° Celsius. Der überwiegend aus Nordost wehende Wind sorgte für kühle Nächte mit Temperaturen von oft unter 10  ° Celsius.  

Trotz der fehlenden Niederschläge entwickelten sich die Bestände gut. Vielfach sorgte das Bodenwasser für eine ausreichende Wasserversorgung. Dieser Wasserspeicher war infolge der hohen Niederschläge im Winterhalbjahr gut gefüllt. Als diese Vorräte an Wasser dann zu Neige gingen, sorgten Gewitter für Regenschauer, die zu einer Entspannung der prekären Wasserversorgung führten. Allerdings stellten sich nur lokale Schauer ein, die zum Glück nur vereinzelt Hagel mit sich brachten. Da sich diese Schauertätigkeit innerhalb von etwa 10 Tagen über das ganze Land ausbreitete, stand fast überall ausreichend Wasser für das Getreide zur Verfügung.  Der ersehnte Landregen blieb aber aus.

Bei den traditionellen Besichtigungen der Felder, z.B. Braugerstenrundfahrt, Mitte Juni konnte vielfach festgestellt werden: Getreidebestände, die (1) ausreichend gut (Bestandesdichte, Kornanlage) entwickelt waren, die (2) einen gesunden Eindruck machten und (3) sich eine frühe Ernte abzeichnete.

Da das beständige Wetter mit hohen Temperaturen anhielt, konnten in den Frühdruschgebieten, beispielweise Rheinhessen und in den Rheinebenen, die Mähdrescher schon in den letzten Tagen im Juni starten; so früh wie noch nie.  

Dort sind mittlerweile die Getreidefelder schon zu über 90 % abgeerntet. In den Höhenlagen des Hunsrück, der Eifel und des Westerwaldes hat der Drusch der Wintergerste erst in diesen Tagen begonnen. Entsprechend der weiteren Abreife, die vor allem von den Temperaturen und den Gutwettertagen abhängt, folgen dann der Winterraps, der –weizen, die Sommergerste und der Hafer. Später dann noch die Leguminosen nämlich die Bohnen und Erbsen; meist erst im September. Der Körnermais, der nur in den Wärmelagen ausreift, schließt dann die Druschsaison ab.

Die ersten Druschergebnisse waren für viele Ackerbauern sehr erfreulich. Konten in der Menge die durchschnittlichen Erträgen mehrerer Jahre zumindest erreicht oder gar übertroffen werden. Allerdings streuen die Erträge sehr stark. Aus dem Süden wurde gemeldet, dass bei Winterweizen zwischen 6,5 und 9,0 t/ha gedroschen wurden.  Auch die Vorgaben bei den Qualitäten erfüllen sich meistens. Vielfach werden große Körner geerntet, die ein hl-Gewicht über dem Mindestwert von 60 kg bringen. Auch die Farbe der Körner ist bisher überwiegend „goldgelb“, also sind keine Rückstände pilzlicher Krankheiten auf den Spelzen.

Fraglich ist noch, inwieweit die für Backweizen vorgesehene Ware genügend Eiweiß hat, um für diese Zwecke verwendet werden zu können.  Wegen der Düngeverordnung  wurde weniger Stickstoff gedüngt und dieser kam wegen der Trockenheit nicht überall zur vollen Wirkung. Deshalb werden wohl zumindest Teilmengen zu Futtergetreide herabgestuft.

Diese guten Aussichten gelten nur für den Süden Deutschlands. In den nördlichen Bundesländern wird eine Ernte vorausgesagt, die 30 % oder gar mehr unter dem Ergebnis von 2017 liegen wird.

Eine voraussichtlich bessere Ernte im Süden kann aber keinesfalls die Lücken des Nordens schließen. Außerdem haben Dänemark, Schweden und Polen Dürreschäden zu verzeichnen.

In Erwartung einer europaweit unterdurchschnittlichen Ernte haben die Märkte reagiert. Der Preis für Getreide hat schon angezogen. Ware vom letzten Jahr ist gesucht und bringt beim Verkauf ordentliche Aufschläge.

Für die neue Ernte hat sich noch kein belastbarer Preis gefunden. Allerdings gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass zum Vorjahr Preisaufschläge von 10 -15 %  möglich erscheinen.

Karl Riedesser, Landwirtschaftskammer Rheinland Pfalz