Übergabe der Prüfungsarbeit nach über 30 Jahren

Der Vorsteher des Landesverbands der Wasser- und Bodenverbände Rheinland-Pfalz, Eberhard Hartelt, stellte während der Verbandsausschusssitzung Anne-Katrin Herzog als Nachfolgerin von Rudolf Hemm aus Mackenbach vor. Dieser schied nach über 30-jähriger Prüfungstätigkeit aus dem Verband aus.

Zunächst erfolgte jedoch die Abarbeitung der üblichen Regularien wie Haushaltsrechnung, Haushaltplan und Bericht über die Arbeit des Jahres 2018 und den Ausblick 2019. Als klassische Wasserverbände mit den Aufgaben der Beregnung und der Versorgung von Vieh mit Tränkewasser stand natürlich auch beim Landesverband die Diskussion um die Anforderungen der Düngeverordnung im Fokus. Nachdem Verbandsvorsteher Hartelt einen tiefen Einblick in die intensiven Diskussionen in Mainz, aber insbesondere in Berlin, bei denen er auch in schwierigen Gesprächen mit der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und der Umweltministerin Svenja Schulze steht, gegeben hatte, wurde deutlich, dass die zu erwartenden Regelungen für die Landwirtschaft und die Beregnungsverbände alles andere als einfach werden. Gerade im Gemüsebau und in der Viehhaltung, Betriebszweige, die von den Maßnahmen besonders betroffen sein werden, gebe es, so Hartelt, Beratungs- und Anpassungsbedarf. Aber man dürfe auch nicht über das Ziel hinaus schießen und Landwirte mit so viel nicht nachvollziehbarer Bürokratie überfrachten, dass der Strukturwandel noch weiter angeheizt würde. Grundsätzlich, sei die Struktur der Wasserkörper für die nächste Periode des Bewirtschaftungsplans zu überdenken (das lässt die EU zu), außerdem solle ab 2012 auch die Kategorie der weniger strengen Umweltziele für RLP genutzt werden. Trotzdem sind in den nährstoffsensiblen Räumen des Bundes nachhaltige Maßnahmen zur Zurückführung der Nitratüberschüsse erforderlich.

Folgen des Klimawandels
Das Gastreferat der Verbandsausschusssitzung hielt Joachim Gerke, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft der SGD Nord in Koblenz. Er ging in seinem Beitrag auf die Folgen des Klimawandels für die Wasserwirtschaft, aber damit auch unmittelbar für die Landwirtschaft ein. Die Wettersituation von 2018, die allen als extrem in Erinnerung ist, wird nach seiner Einschätzung in den nächsten Jahren als normales Jahr anzusehen sein. „Von daher werden wir auch in Zukunft mit sehr trockenen und sehr heißen Sommern rechnen müssen“, sagte Gerke. Die Wasserwirtschaft werde verstärkt – nicht nur im Winter – mit Starkniederschlagsereignissen rechnen müssen und sich in zukünftigen Sommern auf Probleme mit der Trinkwasserversorgung einstellen müssen. Die Schifffahrt werde auch zukünftig immer wieder beeinträchtigt sein und der niedrige Wasserstand Einfluss auf die Kraftwerklaufzeiten in den Sommern haben. In Verbindung mit fehlenden Niederschlägen und der unvollständigen Auffüllung der Grundwasservorräte in den Wintermonaten werde es an Grundwasser für die landwirtschaftliche Produktion mangeln.
„Die Grundwasserneubildung wird voraussichtlich in der Summe um 15 Prozent zurückgehen“, prognostizierte Gerke. „In dem Zusammenhang werden selbst bei gleichbleibenden Stickstoffüberschüssen in der Landwirtschaft die Nitratkonzentrationen ansteigen. Der Beregnungsbedarf in der Landwirtschaft wird zunehmen und voraussichtlich an Standorten notwendig werden, an denen wir es bisher noch nicht erwarten.“ Bei zunehmenden Starkniederschlagsereignissen werde die Erosionsgefahr zunehmen, bei der Trinkwasserversorgung die kommunalen Versorger in Zukunft viel stärker in einer Vernetzung untereinander denken müssen, um eventuelle Engpässe ausgleichen zu können. Zusammenfassend unterbreitete Joachim Gerke einen eindrucksvollen Bericht zum Klimawandel aus Sicht der Wasserwirtschaft, wobei alle Folgen für die Wasserwirtschaft in ähnlicher Betroffenheit auch für die Landwirtschaft festzustellen sind. Insgesamt sind der Gesellschaft, der Politik und den Unternehmen die Folgen des Klimawandels noch gar nicht bewusst, so dass erheblich mehr Anstrengungen nötig sind, sich auf die Folgen einzustellen.

Rudolf Hemm verabschiedet
Im Vordergrund der Sitzung, zu der Eberhard Hartelt auch den langjährigen Verbandsvorsteher Ökonomierat Gerhard Kneib und den Geschäftsführer des Bundesverbandes Godehard Hennies begrüßen konnte, stand die Verabschiedung von Rudolf Hemm. Hemm war 32 Jahre, die Hälfte seines Lebens, beim Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Rheinland-Pfalz als Verbandsprüfer tätig gewesen. Er war 1987 von der Verbandsgemeinde Weilerbach zum Landesverband gewechselt. Otto Steig, Gerhardt Steuerwald, Gerhardt Kneib und jetzt Eberhard Hartelt waren die Verbandsvorsteher in seinem Arbeitsleben. Unter Gerhard Kneib fand der große Umbruch des Verbandes statt, die völlige Neufassung der Satzung, die Einbindung des Verbandes der Teilnehmergemeinschaften (VTG) in den Landesverband und der Aufbau der guten Kooperation der Landwirtschaft mit der Wasserwirtschaft. Dabei hatte dem Verband das Netzwerk des Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Umweltausschusses im Landtag, Kneib, sehr geholfen. Ohne ihn gäbe es diesen stabilen Verband nicht.
Hemm war in all dieser Zeit der ruhige und sachliche Felsen in der wasserwirtschaftlichen Brandung. Mit großer Sachlichkeit trug und gestaltete er jede Entwicklung mit. Wenn es bei allen Entwicklungen einen Punkt gab, an dem man kritisch nachdenken musste, dann entdeckte Rudi Hemm diesen. Daher war er nicht nur Prüfer, sondern wertvoller Berater seiner Verbandsvorsteher, aber insbesondere seiner Geschäftsführer. Neben Fridolin Sprießler waren das Edgar Weingarth und seit 2010 Ralph Gockel.
Alle Geschäftsführer und Leiter der Prüfstelle konnten sich auf die sachgerechten Aussagen eines Rudi Hemm in all den Jahren uneingeschränkt verlassen. Dazu gehörte auch seine außerordentlich große Sachlichkeit, Sorgfalt, exakte und genaue Arbeit sowie fachliche Kompetenz. Es gab nie eine Frage, auf die Hemm nicht eine Antwort hatte – nicht nur irgendeine Antwort, sondern eine korrekte Antwort. In seiner Verbandstätigkeit legte er über 500.000 Kilometer zurück, etwa 1.250 Prüfungen und Prüfberichte prägen sein Berufsleben.  Neben der Verabschiedung durch Eberhard Hartelt, dankten ihm auch die Mitgliedsverbände im Namen von Johannes Billen, Josef Götten und Georg Riede für seine Tätigkeit.
Im Zuge der Einstellung der Nachfolgerin Anne- Katrin Herzog wurde die Satzung des Verbandes geändert und die Geschäftsstelle in das Haus der Landwirtschaft nach Bad Kreuznach verlegt. So ist die SGD Nord nun auch neue Aufsichtsbehörde des Verbandes. Herzog wird die sorgfältige Arbeit des Prüfwesens in der bewährten Form von Hemm fortsetzen.