Fachausschusses für technische Fragen begutachtete Anbau-Versuche mit Sommerbraugersten-Sorten

Am 02. Juli trafen sich die Mitglieder des TA’s, Landwirte, Handel, Mälzereien Brauereien und auch Mitarbeiter der staatlichen Beratung und der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, um die im „Berliner Programm“ stehende Sommergerstensorte „Prospect“ vergleichend mit der Sorte Avalon zu begutachten.

Dabei machte sich das Gremium ein Bild über den aktuellen Entwicklungsstand (hier unter großflächigen Praxisbedingungen) und diskutierte die zu erwartenden Erträge und Qualitäten.

Beide Sorten wurden sowohl im Hunsrück (in der Höhenlage), als auch in der Region um Alzey (in der Wärmlage) angebaut, so dass nicht nur klimatische Unterschiede, sondern auch die unterschiedlichen Bodentypen und in diesem Jahr vor allem auch die Wasserverhältnisse deutlichere  Unterschiede zu erwarten ließen.

Der erste Treffpunkt war die Raiffeisen-Bezugs- und Absatzgenossenschaft e.G. Blankenrath, wo Herr Thomas Warken, Betriebsleiter der Raiffeisen e.G. und Ökonomierat Herr Heribert Metternich die Mitglieder des technischen Ausschusses begrüßten und einen Überblick zur aktuellen Situation der Braugerste gaben. Trotz der im vergangenen Jahr ausgeprägten Sommer- und auch Herbst-Trockenheit, die mitunter auch bis in das Frühjahr 2019 hinein ragte, konnten sich die Bestände im Frühjahr 2019 zunächst sehr ordentlich entwickeln. Ab ca. Anfang April, bis in die zweite Juni-Woche hinein, mit einem insgesamt eher kühleren Mai, fielen fast stetig wechselnde Niederschläge in den Regionen von RLP; zumindest sahen die Braugersten- aber auch die Getreide-Bestände insgesamt, landesweit bis in die 2. Juni-Woche hinein noch fast perfekt aus.

Jedoch hat die sehr heiße und zudem absolut trockene letzte Juniwoche, mit Temperaturen an die 40°C,  den Beständen ordentlich zugesetzt. Insgesamt ist die Entwicklung der Getreide-Bestände in den vergangenen zwei Wochen rasant vorangeschritten, sodass sich die frühen Sommer-Braugersten-Bestände zum Teil schon in der Milchreife oder kurz davor befinden. Diese schnelle Entwicklung der Bestände, bei nunmehr fehlender Bodenfeuchte, kann sich negativ auf die Kornfüllung und damit auf die Qualität insgesamt auswirken.

Zunächst fuhren die Mitglieder des technischen Ausschusses zum Betrieb von Josef Treins in Forst/Hunsrück; dieser baut im „großflächigen Versuch“, gefördert von der Braugerstenfördergemeinschaft RLP, die Sorte Avalon an. Auf dem Schlag wurde als Vorfrucht Triticale und für die Gründüngung wurde die Zwischenfrucht „Terra life“ angebaut (Aussaattechnik Scheiben-  und Kreiselegge). Vor der Aussaat, die am 10.April erfolgte, wurde am 07. April ein Volldünger (je 60 kg N, P und K/ha) ausgebracht. Zudem gab es noch 15m³ Gärsubstrat (aus einer Bio-Gasanlage; als organische Düngung, zur besseren Humusbildung). Am 04.05. folgte eine Herbizidmaßnahme (gegen Gräser und Unkräuter) und am 10. Juni dann auch eine Fungizidmaßnahme. Der Bestand präsentierte sich aktuell  gesund und (noch) gut entwickelt; wenngleich auch hier schon erste Einflüsse, aufgrund der nunmehr fehlenden Bodenfeuchte, zu erkennen waren.  

Weiter ging es zum Betrieb von Herrn Jürgen Wilhelm. Hier stand vertragsgemäß die im vergangenen Herbst vom BSA neu zugelassene Sorte Prospect zur Begutachtung an. Als Vorfrucht stand Weizen auf dem Schlag, zudem wurde eine Gründüngung ohne Leguminosen (gepflügt im Febr.) durchgeführt.  Aussaattermin war hier der 31. März (mit 340 Körnern/m²). Als organische Düngung wurden hier 8 t Rindermist/ha ausgebracht (die somit ca. 12 kg N, 7 kg P und 17 kg K brachten), zudem wurde noch bedarfsgerecht mit KAS (100 kg N) mineralisch gedüngt. Als Pflanzenschutzmaßnahmen folgten am 06. Mai eine Herbizidbehandlung und am 13. Juni eine kombinierte Fungizid- und Insektizidbehandlung. Im Vergleich zur Avalon zeigte sich hier nun der physiologische Unterschied zwischen den beiden Sorten; der Bestand der Prospect zeigte sich etwas unruhiger;  die Kornausbildung fiel schlanker aus, die Ähre wiederum erschien kompakter und auch länger, als die der Sorte Avalon.

Im Süden, genauer in die Nähe von Alzey, wurde dann nachfolgend die Sorte Prospect auf dem Betrieb von Herrn Andreas Kissinger begutachtet. Hier stand als Vorfrucht ebenfalls Winterweizen auf dem Feld; Aussaattermin war hier der 25. Februar. Zuvor wurden am 21. Februar 76 kg/ha Stickstoff (in Form von KAS) gedüngt. Ende April folgte dann eine Herbizidbehandlung und am 29.05. dann auch noch eine weitere kombinierte Herbizid- und Fungizidbehandlung. Auf besten Böden reift hier eine erwartungsvolle Prospect heran; zu hoffen bleibt, dass der Braugerste für ihre weitere Kornausbildung noch genügend Wasser zur Verfügung gestellt werden kann; insbesondere die Ährenanlage wusste hier vollauf zu überzeugen. Zum Abschluss der Rundfahrt wurde alsdann vom Betrieb von Herrn Jürgen Schröder, Ober-Flörsheim, ein ebenfalls vollauf überzeugender Bestand der Sorte Avalon zur Begutachtung vorgestellt. Vorfrucht war hier die Zuckerrübe; die Aussaat erfolgte am 22.02., die Herbizidbehandlung fand am 23. April und die abschließende Fungizidbehandlung am 24. Mai statt.

Die Abschlussbesprechung der Rundfahrt fand letztendlich im Hofgut Wiesenmühle von Herrn Dr. Gerhard Schilling, Monsheim, statt.

Der stellvertretende Vorsitzende der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz, zugleich Vorsitzender des TA-Braugerste in der Fördergemeinschaft RLP, Herr Dr. Georg Stettner, Bitburger Braugruppe, stellte abschließend fest, dass die Bestände sich insgesamt noch vergleichsweise gut präsentieren konnten. Die Sorte Avalon zeige erneut, dass sie unverändert zu den Spitzensorten gehöre, die Maßstäbe setzen könne. In wie weit sich nun die hohen Temperaturen und die Trockenheit aus den vergangenen 3 Wochen noch weiter auf die zu erwartenden Ernte-Mengen, bzw. den Ertrag, und vor allem auch auf die Qualität der Ware auswirken werde, lasse sich jetzt aktuell nicht sagen; aber die ersten Trockenschäden in allen begutachteten Beständen geben Anlass zur Sorge. Sobald nun die Landwirte ihre jeweiligen Flächen abgeerntet haben (die Prognose für den Erntebeginn liegt aktuell bei Mitte Juli), wird das Erntegut, nach der erforderlichen Keimruhe, von der Mälzerei Bindewald gemälzt werden. Nachfolgend werden dann die Brauereien aus Bitburg (Bitburger) und Homburg (Karlsberger) aus dem Malz, jeweils sortenrein, in ihren jeweiligen Versuchsanlagen,  Bier brauen und den damit verbundenen Maische- und auch Brauprozess detailliert analysieren und auswerten. Diese Ergebnisse fließen alsdann erneut in das sogenannte „Berliner Programm“ auf Bundesebene ein.

gez. Isabelle Sando und

Reimund Möcklinghoff