Erfolgreiche Informationsveranstaltung zu Produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen in der VG Wonnegau

Gibt es Alternativen zu der klassischen Kompensation von Baugebieten und wie kann man so etwas umsetzen? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigte sich die Informationsveranstaltung der Landwirtschaftskammer und der VG Wonnegau am 14.02.2019 im Sportheim in Gundersheim.

Für mehr als 130 interessierte Personen aus der Kommunalpolitik, aus Landwirtschaft und Weinbau, Verwaltung und Planung erläuterte Landwirt und Moderator Adolf Dahlem aus Gundersheim das Problem der Landwirtschaft, wenn neben Baugebieten auch noch einmal die gleiche Fläche als Kompensation der Landwirtschaft entzogen würde. „Uns ärgern die regelmäßig für die Neubaugebiete zu erbringenden Ausgleichsflächen“, so Adolf Dahlem. Dabei kritisiert die  Landwirtschaft weder den nachvollziehbaren Bedarf der Kommunen an Bauland noch die berechtigten Anforderungen des Naturschutzes, aber so wie in der Vergangenheit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt wurden, war die Betroffenheit der Landwirtschaft groß und die gewünschten Erfolge für den Naturschutz blieben aus. Gerade bei der klassischen Umsetzung mit Streuobstwiesen, ist in der Vergangenheit viel Unmut durch den Zustand und die fehlende Pflege aufgekommen.

Bürgermeister Walter Wagner hatte im Vorfeld der Erstellung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Verständnis für die Sorgen der Landwirte und Winzer. „Wir sollten über neue Wege der Kompensation nachdenken“, sagte er im Rahmen der Beratung über den Flächennutzungsplan. „Man sollte die Möglichkeiten, die die Naturschutzgesetze uns Kommunen bieten, auch nutzen“, führte er aus. Daher war er zusammen mit Adolf Dahlem und der Landwirtschaftskammer auch einer der Initiatoren der Veranstaltung in Gundersheim.

Ralph Gockel als Referatsleiter Raumordnung, Regionalentwickung und Naturschutz bei der LWK appellierte an die anwesenden Kommunalvertreter, die Maßnahmenplanung in der Bauleitplanung aktiv zu begleiten und nicht Planungsbüros oder Kreisverwaltung die Festsetzung von Naturschutzmaßnahmen zu überlassen. „Als Ortsgemeinde“, so Gockel, „sind Sie Herr des Verfahrens und sollten sich klar für eine praktikable Maßnahmenumsetzung mit der Landwirtschaft positionieren“.

Über praktische Umsetzungsmöglichkeiten im Rahmen von Produktionsintegrierten Maßnahmen (PIK) konnten die beiden Geschäftsführer der Stiftung Kulturlandschaft Rheinland-Pfalz berichten. Dr. Rätz vom Gemeinde- und Städtebund und Dieter Feldner von der Landwirtschaftskammer zeigten auf, dass durch die Stiftung insbesondere im Artenschutz bereits viele Projekte umgesetzt werden. Beispielhaft nannten sie Stoppelbrachen mit Getreidestreifen, Feldlerchenfenster, Blühstreifen bis hin zu selektivem Pflanzenschutz um Ackerwildkräuter einen Lebensraum zu geben. Umsetzung und nachhaltige Durchführungskontrolle dieser Maßnahme wird über die Stiftung Kulturlandschaft abgewickelt. 

Herr Breivogel als aktiver Landwirt bestätigte die unkomplizierte und praktikable Zusammenarbeit mit der Stiftung und warb gleichzeitig für eine vermehrte Umsetzung solcher Produktionsintegrierter Kompensationen in der Bauleitplanung der Kommunen. Aus Sicht der landwirtschaftlichen Praxis ist gerade die Flexibilität der Maßnahme ein Vorteil, weil auch sich ändernde Anforderungen des Naturschutzes in Absprache gut in die Betriebsabläufe integriert werden können.  

Adolf Dahlem und Walter Wagner waren überrascht über das große Interesse an diesem Abend. Dass auch Vertreter des Landwirtschaftsministeriums anwesend waren und den Bürgermeistern, Landwirten und Winzern Mut machten, sich für den neuen Ansatz der Kompensation in der Bauleitplanung zu öffnen, sind ein gutes Signal.

„Nun müssen aber weitere Schritte erfolgen“, so Walter Wagner. „Wir sollten Beispiele erarbeiten, die Modellcharakter haben, um den Ausgleich für Baugebiete so weit wie möglich durch PIK-Maßnahmen auszuführen“.

Adolf Dahlem schlug als nächsten Schritt die Kontaktaufnahme mit den Ingenieurbüros und der Naturschutzverwaltung vor. Die Landwirtschaftskammer Rheinland- Pfalz wird die anstehenden Schritte begleiten und die notwendigen Kontakte herstellen.