Angustage 2018 in Rheinland-Pfalz und dem Saarland

Am Freitag, dem 22. Juni 2018, haben sich über 100 begeisterte Anguszüchter auf dem Zuchtbetrieb Gerd Lang aus Rodenbach eingefunden.

Bei herrlichem und vor allem nicht zu heißem Wetter hatten sich die Teilnehmer der 33. Deutschen Angustage aus allen Regionen Deutschlands auf den Weg in die Pfalz gemacht, um an dem vielseitigen Programm teilzunehmen, das durch die Organisatoren Lang, Meyer, Schläfer, Brinette, Sattler und  Guth vorbereitet worden ist.

Nach der Begrüßung durch den Betriebsleiter Gerd Lang und den Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Angus-Halter e.V. (BDAH) Dietz Kagelmann begrüßte der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Norbert Schindler, die Teilnehmer. Schindler lobte besonders den Wert der Mutterkuhhaltung in der Region und im Besonderen die Ruhe, die Leichtkalbigkeit, die guten Muttereigenschaften und die Frühreife der Rasse Angus. Als gelernter Landwirt schätze er besonders den Wert der Mutterkuhhalter, die in der Nord- und Westpfalz und auch im Saarland die teilweise schwer zu bewirtschaftenden Ecken pflegen. So wird die Verknüpfung von Naturschutz, Offenhaltung der Flächen und Nutzung der Weideflächen für die Absetzerproduktion realisiert. Begünstigt wird dies durch die moderaten Ansprüche der Rasse an den Futterstandort und eine dennoch zügige Entwicklung mit hohen Tageszunahmen bei guter Futterverwertung.

Die Tatsache, dass die Angustage zum zweiten Mal innerhalb der letzten 9 Jahre in Rheinland Pfalz und dem Saarland stattfinden, ist ein Zeichen, dass die Gastfreundschaft besonders gut ist und Deutschland sich gerne hier trifft.

Das Mittagessen war für viele der Angereisten eine Besonderheit: Als pfälzische Spezialität gab es Saumagen mit Sauerkraut und Püree, der von dem fast zu 100% regional agierenden Schlachtbetrieb Braun aus Konken zubereitet wurde.

 

Nach dem Mittagessen wurden auf der nahegelegenen Weide zwei Herden des Betriebs Lang durch den Betriebsleiter Gerd Lang vorgestellt. Alle Tiere zeigten sich trotz der vielen Besucher ruhig und zutraulich. Die gesamte Herde präsentierte sich in einem guten Futterzustand und in einer harmonischen sehr guten züchterischen Klasse. Als Herdenbullen beeindruckten der 5-jährige Radler (Vater: AWA Rocky) sowie der gut 2,5-jährige Ironman vom Mittenhof (Vater: Iron Ore).

 

Im Anschluss wurde eine kleine Auswahl an sehr schönen und gut im Futter stehenden Tieren besichtigt, drei Kühe und eine Färse, die der Zuchtbetrieb „Vulkanangus Meyer“ aus Duppach mitgebracht hatte. Der Betrieb Meyer liegt nördlich von Bitburg an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, und es hätte den Rahmen des Wochenendes gesprengt, den Betrieb mit dem Bus anzufahren und zu besichtigen. Die vorgestellten Tiere konnten sehr gut gefallen und zeigten die züchterische Ambition der Familie Meyer. Bis vor 6 Jahren wurden alle Tiere besamt, sodass Töchter verschiedenster bekannter Besamungsbullen in der Herde stehen. Wegen des wachsenden Bestands (zurzeit 50 Kühe, 80-90 sind das Ziel) und damit verbunden aus arbeitsorganisatorischen Gründen kommen inzwischen auch Zuchtbullen im Natursprung zum Zuge, so Ruffus.win vom Hilsbacherhof (Vater: Red Label), Bobo MS (Vater: Farno-Boss), Westfalica Trend (Vater: Westfalica Troll) sowie Ernst (Vater: Emil).

 

Für die Teilnehmer endete der Tag mit der Besichtigung des Betriebes Guth auf dem Wörschweilerhof bei Homburg und einem zünftigen und geselligen Züchterabend mit hervorragendem Essen vom Angusrind, Tanz und guter Laune. Auf dem Wörschweilerhof imponierten nicht allein die überaus herzliche Gastfreundschaft, sondern auch langjährige züchterische Traditionen. So befindet sich der Betrieb seit 111 Jahren in Familienbesitz, seit 38 Jahren werden auf dem Hof Angus gehalten, die die nicht einfachen Flächen rund um die Hofstätte pflegen. Zurzeit besteht die Herde aus 36 Kühen mit 36 Kälbern. Zwei Deckbullen (aktuell Emil v. Edoro und Rudolf v. Ruffus, Züchter von beiden ist Gerd Lang) sorgen für den Nachwuchs. Die Absetzer werden zur Mast verkauft.

 

Der Samstag begann mit der Mitgliederversammlung im Schlossberghotel in Homburg. Neben einem Rückblick auf das Zucht- und Verbandsjahr sowie auf die Anfang Mai stattgefundene, sehr erfolgreiche Angus-Bundesschau, standen Wahlen zum Vorstand an. Ingrid Sippel, die dem Vorstand seit 2011 angehört, stellte sich einer erneuten Wahl und wurde in ihrem Amt bestätigt. Marietta Meyer, ebenfalls seit 2011 Vorstandsmitglied, kandidierte aus vor allem zeitlichen und beruflichen Gründen nicht wieder. Für ihre Nachfolge standen zwei Kandidaten zur Wahl, von denen sich Kurt Karsten Clausen, langjähriges und engagiertes Beiratsmitglied aus Schleswig-Holstein, sehr deutlich in der Abstimmung durchsetzen konnte. Damit ist der Vorstand für die nächsten zwei Jahre wieder vollzählig und arbeitsfähig.

 

Am Nachmittag wurden zwei weitere Betriebe mit Angusrindern besichtigt:

Der Biobetrieb von Richard Brinette hat im Jahr 2012 auf Angus umgestellt, aktuell werden 28 Zuchttiere gehalten, ein Teil bereits aus eigener Nachzucht, andere noch Zukäufe aus bekannten Zuchtstätten. Für den Nachwuchs des kommenden Jahres zeichnet der anderthalbjährige Gote (Grandios x REA Satino) aus der Zucht von Klaus Raps, Theta, verantwortlich. Baumaßnahmen (Stall und Halle) verdeutlichten das langfristig angelegte Engagement der Familie Brinette.

Enormes Interesse und Hochachtung fand auch das Betriebskonzept von Nina und Sebastian Kill, die auf dem Bärenbrunnerhof in Schindhard sehr erfolgreich Landwirtschaft mit Direktvermarktung über eine eigene Schlachtstätte und Hofladen betreiben. Der ökologisch ausgerichtete Betrieb hält etwa 45 Mutterkühe (Verdrängungskreuzung mit hohem Angusblutanteil), Schweine (Schwäbisch-Hällische Muttersauen sowie Masttiere, ebenfalls für die Direktvermarktung) sowie Legehennen im Mobilstall.

 

Abgerundet wurde der Tag mit einer Weinprobe in der Weinkellerei Schick in Freinsheim und einem Rundgang entlang der geschichtsträchtigen Stadtmauer.

 

Am Sonntagmorgen ging es dann als Abschluss der Angustage zum Betrieb Herbert Willersinn-Erben auf dem Eichelscheiderhof in Waldmohr. Der sehr schön gelegene ehemalige Landgestüts-Hof wird von Ulrich Schläfer als Verwalter geleitet. Derzeit werden etwa 460 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche bewirtschaftet und etwa 140 Mutterkühe der Rassen Blondè Aquitaine und Angus gehalten. Der Rundgang über den Betrieb und die nahegelegenen Weiden machten deutlich, dass im Betrieb Willersinn stets mit sehr guten Vererbern gearbeitet wurde und gearbeitet wird. Die sehr homogene und funktionelle Herde zeigte bei mittlerem Rahmen eine sehr gute Kondition und gute Exterieureigenschaften, aber auch Milchreichtum bei den Müttern, die sich in bestens entwickelten Kälbern widerspiegelte.

Nach intensivem Gesprächen und regem Gedankenaustausch beim Mittagessen verabschiedeten sich die Mitglieder der Angus-Züchterfamilie wieder in ihre jeweiligen Bundesländer.

Gerhardt Henn, Dr. Sabine Schmidt