Zukunftssorgen prägen Diskussion der Klein- und Obstbrenner

Das Brennereiwesen ist ein Stück Kulturgeschichte, die über Jahrhunderte gewachsen und sehr eng mit dem Erhalt der Kulturlandschaft verbunden ist. Vor dem Hintergrund des 2017 auslaufenden Branntweinmonopols kann derzeit nur eine verstärkte Bemühung in der Direktvermarktung empfohlen werden, betonte Otto Hey, Vorsitzender des Verbandes Pfälzer Klein- und Obstbrenner bei der diesjährigen Mitgliederversammlung im südpfälzischen Ilbesheim.

Der seit 27 Jahren als Vorsitzender agierende Otto Hey wurde für drei weitere Jahre in seinem Amt bestätigt. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Willi Peter (Oberotterbach), der Jürgen Gröhl (Billigheim-Ingenheim) nach 27 Jahren in dieser Funktion ablöst.

Die Abschaffung des Branntwein-Monopols bringt sicherlich viele Veränderungen mit sich, die in ihren Auswirkungen noch nicht in der letzten Konsequenz abgesehen werden können. Solche Veränderungen bieten jedoch auch oftmals Chancen. Die Verbände werden in der verbleibenden Zeit nach Möglichkeiten suchen, damit auch nach 2017 eine rentable Produktion für die Wein- und Obstbaubetriebe gesichert werden kann. "Schon jetzt ist allerdings klar, dass es nicht einfach werden wird, viel Einsatz wird noch notwendig sein", sagte Hey in seinem Jahresbericht. An die Brenner appellierte er, die bestehenden Möglichkeiten wie die Edelbrandprämierung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz oder auch das Angebot der Weiterbildung zum Brennmeister zu nutzen.

 Für die landwirtschaftlichen Brennereien sieht der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Klein-und Obstbrenner und CDU-Bundestagsabgeordnete Alois Gerig auch nach Auslaufen des Branntweinmonopols im Jahre 2017 keineswegs nur trübe Aussichten. In seinen Ausführungen äußerte er begründete Hoffnungen, dass rechtzeitig vor dem Jahr 2017 die Weichen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft gestellt werden können, auch wenn dies eine große Herausforderung für Betriebe, Verbände und Agrarpolitik darstelle. Den heutigen Zeitpunkt bezeichnete als noch zu früh, um spruchreife Konzepte präsentieren zu können.

Er unterstrich die umwelt- und landschaftsschutzpolitische Bedeutung der Brennereien und forderte auf an diesem Punkt im Hinblick auf die Zukunft nicht müde zu werden in eigener Sache Werbung zu machen. Landschaftspflege und der Erhalt ökologisch wertvoller Streuobstwiesen, die seltenen Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten, machen die Existenz der Klein- und Obstbrenner heute wichtiger denn je.

Auch wenn der Anteil der Direktvermarktung der Kleinbrenner in den letzten Jahren gesteigert werden konnte, wäre es ein Trugschluss, dass alle Betroffenen künftig ihre Destillate selbst in Form von Spirituosen vermarkten könnten, sagte Gerig und bemühte dazu auch die Statistik. Nur rund 30 Prozent werden in Form von Destillaten beziehungsweise Bränden selbst vermarktet. Eine Steigerung ist zwar wünschenswert, aber es gibt hierfür ökonomische und juristische Grenzen.

In seinem Fazit betonte Gerig, dass mit dem definitiven Auslaufen des Branntweinmonopols die Übergangs und Auslauffrist genutzt werden muss, um gemeinsam alle Zukunftsperspektiven auszuloten und realistische Konzepte für die Zeit danach zu erarbeiten. Der Bundesverband und seine Landesverbände sind aufgefordert, für die zweite Auslaufphase 2014 bis 2017 ein gerechtes und geeignetes Ausstiegsszenario vorzuschlagen. Dazu gehört es die Beratungen zum Beispiel im Runden Tisch für Obstalkohol zu intensivieren. Zudem müssen die Bundesländer intensiv prüfen, ob sie nach dem Auslaufen des Monopols die Klein- und Obstbrenner finanziell fördern können und wollen. "Jedes marktorientierte Verhalten schon in der Übergangsphase bis 2017 wird Früchte im wahrsten Sinne des Wortes tragen", sagte Alois Gerig abschließend.

Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und Mitglied des Deutschen Bundestages, sicherte den Brennern seine Unterstützung zu und informierte über die Ergebnisse der mit der rheinland-pfälzischen Ministerin Ulrike Höfken geführten Verhandlungen zur beabsichtigen Streichung der Förderung des Pheromoneinsatzes im Weinbau. Das Programm in Rheinland-Pfalz werde nicht komplett gestrichen, sondern um 20 Prozent abgespeckt. In Sachen Rebpflanzrechte gab sich Schindler optimistisch die in der Weinmarktordnung vorgesehene Streichung noch verhindern zu können.

Der Vorstand des Verbandes Pfälzer Klein- und Obstbrenner gehören für die nächsten drei Jahre Andreas Diehl (Edesheim), Walter Große-Hartlage (Leinsweiler), Otto Hey (Oberotterbach), Reiner Hoos (Neustadt-Duttweiler), Hans Theodor Huther (Gimbsheim), Andres Jester (Römerberg), Theo Nicklis (Böchingen), Willi Peter (Oberotterbach), Fred Pfleger (Herxheim am Berg), Thomas Scherner (Weisenheim am Sand), Wolfgang Stern (Hochstadt), Thomas Sippel (Weisenheim am Berg) und Christian Wolf (Venningen) an.