Züchterfahrt nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen

Die diesjährige Tagesfahrt der Züchtervereinigung Trier-Wittlich führte am 26. Februar 2019 zunächst nach Niedersachsen und anschließend an die Grenze von Nordrhein-Westfalen.

Auf dem Programm standen die Besichtigung eines Milch- und Zuchtviehbetriebes und eines Limousinzuchtbetriebes.

Nach zwischenzeitigem Frühstück erreichten die 45 Teilnehmer gut gestärkt das erste Ziel – die Westrup-Koch Milch GbR in Bissendorf. Der über 14.000 große Ort Bissendorf liegt im Kreis Osnabrück auf einer Höhe von 99 m über NN. Bereits an der Mitgliederversammlung der Züchtervereinigung Trier-Wittlich referierte der Betriebsleiter Ulrich Westrup über die modernen Managementtools in der Milchviehhaltung. In diesem Rahmen stellte er auch den eigenen Betrieb vor und welche Managementwerkzeuge bei Ihnen täglich eingesetzt werden. Nun wurde die Gelegenheit genutzt, um sich von seinen Ausführungen auch in der Praxis zu überzeugen. Der Betriebsleiter führt zusammen mit fünf weiteren Gesellschaftern die Westrup-Koch GbR. Dabei ist jedem Gesellschafter ein Hauptaufgabengebiet zugeordnet. Die Westrup-Koch Milch GbR hält knapp 600 Milchkühe plus über 600 weibliche Jungtiere. Die Milchleistung erstreckt sich auf über 12.000kg Milch bei 3,80% Fett und 3,47 % Eiweiß. Die rund 600  Milchkühe werden in mehreren licht- und frischluftdurchfluteten Boxenlaufställen mit gut eingestreuten Tiefboxen gehalten. Die Milchkühe können dort ein hohes Maß an Tierkomfort genießen. Zudem werden Sie mit einer Voll-TMR gefüttert, die auf jedes Laktationsstadium angepasst wird. Die Milchkühe werden täglich zweimal in einem Doppel-20er Side-by-Side Melkstand gemolken. Die Rinder des Betriebes werden ebenfalls in einem Boxenlaufstall gehalten. Bei der Nachzucht wird bereits selektiert, welches Rind zur Zucht verwendet wird und welches Rind als Trägertier für den Embryotransfer dient. Das durchschnittliche Erstkalbealter liegt im Betrieb Westrup-Koch GbR bei 24 Monaten. Die Kälber werden zunächst in Einzeliglus und nach zwei Wochen in Gruppenhaltung gehalten. Die Kälber in der Gruppenhaltung werden über einen Tränkeautomat gefüttert und erhalten zusätzlich eine Kraftfuttermischung und später eine Trocken-TMR. Die männlichen Kälber werden aus hygienischen Gründen, getrennt von den weiblichen Kälbern, in Großraumiglus eingestallt. Die Kälber im Betrieb weisen tägliche Zunahmen von über 850g auf. Ein wichtiger Appell von Herr Westrup war, Arbeitspläne zu erstellen, sodass jeder Mitarbeiter jeden Arbeitsschritt immer gleich ausführt. Nur so können Schwankungen in der Leistung reduziert werden.

Neben der Milchviehhaltung ist auch eine Biogasanlage vorhanden. Die Westrup-Koch Agrar GbR führt die Biogasanlage mit einer durchschnittlichen Produktion von 550KW. Diese wird fast ausschließlich über Gülle versorgt. Mist und Futterreste machen den restlichen Anteil aus. Die Biogasanlage produziert Strom für 1300 Haushalte und auch Wärme für einen nahegelegenen Masthähnchenstall.

Es war sehr beeindruckend mit wie viel Engagement und Management die Westrup-Koch GbR geführt wird. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg für den Betrieb.

Anschließend ging es weiter in das ca. 30 km entfernte Tecklenburg in Nordrhein-Westfalen. Der Betrieb hält seit 2010 ausschließlich Limousin. Auf dem Betrieb von Johannes Dresemann werden aktuell 50 Mutterkühe, über 20 Tier weibliche Nachzucht, knapp 30 Stück männliche Nachzucht und 4 Herdenbullen gehalten. Familie Dresemann führt einen anerkannten EU-Biobetrieb mit renommierter Limousinzucht. Sie haben eine ganzjährige Abkalbung, sodass die Rinder sowohl im Frühjahr, als auch im Herbst abkalben. Ihr durchschnittliches Geburtsgewicht beläuft sich auf 35-45 kg, wodurch eine leichte Abkalbung gewährleistet ist. Der Zuchtbetrieb führt in seiner Herde sowohl Hornlos-Genetik, als auch gehörnte Tiere. Sie setzen durchaus auch heterozygote (mischerbige) Bullen ein, um fremdes Blut in Ihre Linien zu züchten. Die Tiere werden in einem Tretmiststall gehalten, welcher täglich eingestreut wird. Die Ställe haben Auslaufmöglichkeiten, sodass sich die Rinder und Kühe auch auf den angrenzenden Weiden aufhalten können. Im Frühjahr bis Herbst befindet sich die Mutterkuhherde auf den hofnahegelegenen Weiden. Familie Dresemann setzt seinen Schwerpunkt auf die Zucht von hochwertigen Tieren und ist auch im Fleischrinder-Herdbuch Bonn e.V. organisiert. Außerdem beschicken Sie regelmäßig die Verbandsschau in Hamm und vermarkten auch eigens gezogene Deckbullen. Ein weiteres Standbein ist die Direktvermarktung. Diese möchten Sie in einem zukünftigen Hofladen weiter ausdehnen.  Nach der Hofführung versorgte Familie Dresemann uns mit Kaffee, Kaltgetränken und frisch gebackenen Waffeln. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um noch offene Fragen zu klären. Familie Dresemann ist sehr engagiert und motiviert in der Mutterkuhhaltung und Limousinzucht. Die Mutterkuhherde war sehr zutraulich, was zeigt, dass sich die Familie sehr intensiv mit Ihren Tieren beschäftigt. Wir wünschen Familie Dresemann weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Betrieb und gutes Gelingen beim Errichten Ihres eigenen Hofladens.

Es war eine sehr gelungene Züchterfahrt der Züchtervereinigung Trier-Wittlich. Mit den beiden ausgesuchten Betrieben war für jeden Teilnehmer etwas dabei und jeder konnte sich viele Eindrücke mit nach Hause nehmen. Ziel solcher Fahrten sind letztlich nicht alleine die Betriebsbesuche, sondern vor allem auch der Erfahrungsaustausch unter Berufskollegen.

Bei einem gemütlichen Ausklang der Züchterfahrt mit einem gemeinsamen Essen im Geflügelhof Janshen in Ellscheid, konnte das Gesehene nochmal reflektiert und diskutiert werden. Ein großes Dankeschön geht an die beiden Betriebe, die uns Ihre Tore zur Besichtigung öffneten.

Christiane Reif, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz