Zu warm für Eiswein

Winzer, die den Spitzenjahrgang 2011 für die Gewinnung von Eiswein nutzen wollen und dafür im Herbst einen Teil ihrer Trauben nicht geerntet, sondern in der Hoffnung auf baldigen Frost im Weinberg hängen ließen, betrachten mit wachsender Skepsis die Wetterprognosen. Die vorgeschriebene Temperatur von mindestens minus 7 °C ist weiterhin nicht in Sicht; in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten wird in den nächsten Tagen und Nächten nicht einmal Frost erwartet.

Damit wird einmal mehr das mit der Eisweinerzeugung verbundene Risiko deutlich. Nicht allein, dass der Winzer auf bis zu 90 Prozent der erzielbaren Mostmenge verzichtet, da die Beeren bis zum Winter sich eher als Rosinen präsentieren, deren Inneres durch den Frost noch einmal konzentriert wird, kann es bei Ausbleiben der geforderten Temperaturen gar zu Ausfällen kommen. Noch im November 2011 waren die Aussichten bei Trockenheit und viel Sonne günstig, weil die Trauben von Fäulnis weitgehend verschont blieben. Nach wenig winterlichem Dezember haben sich die Hoffnungen auf den Januar konzentriert, der den Winzern mit Rekordwerten bis zu plus 14 Grad zunächst allerdings die warme Schulter zeigt. Vor Jahresfrist erst waren die Erwartungen enttäuscht worden: Der Jahrgang 2010 war mengenmäßig einfach zu klein ausgefallen, als dass viele Winzer hätte Trauben für die Eisweinlese hätten hängen lassen können. Obwohl schon in den ersten Dezembertagen minus 7 °C erreicht wurden und das gefrorene Lesegut eingebracht und verarbeitet werden konnte, verzeichneten die bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz eingegangenen Erntemeldungen lediglich 2.895 Hektoliter Eiswein. deutlich weniger als 2009 (12.465 hl) oder gar 2008 (17.882 hl).

Noch ist es für einen 2011er Eiswein nicht zu spät. Bis Mitte oder gar Ende Januar hat der Wettergott noch Zeit für ein Einsehen mit Winzern und Weinfreunden.