Wichtige Kulturpflanze ist stark gefährdet

Viren und Bakterien, übertragen durch Blattläuse, setzen der Zuckerrübe immer mehr zu. Kammerpräsident Schindler fordert dringend die Zulassung geeigneter Pflanzenschutzmittel.

Zunehmend vergilbte Zuckerrübenbestände waren in diesem Jahr besonders im Südwesten Deutschlands erkennbar. Hervorgerufen wurde dieses Schadbild durch Viren und Bakterien, die von Blattläusen übertragen und durch diese auf den Flächen verteilt wurden. Der Blattlausbefall ist bereits in den vergangenen Jahren stark angestiegen, die Virusübertragung verbreitet sich exponentiell auf Zuckerrübenschlägen. Die Schäden sind enorm: Sie führen nicht nur zu sehr hohen Ertragseinbußen, auch die Qualität fällt deutlich ab, was die Vermarktung der Rüben unmöglich macht. „Was gedenkt die Politik zu tun, damit der Rübenanbau in Deutschland weiterhin praktikabel und vor allem ökonomisch tragfähig für die Betriebe bleibt?“, fragt der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler.

2020 habe ganz deutlich gezeigt, dass es im Zuckerrübenanbau sprichwörtlich bereits „5 nach zwölf“ ist. Ohne die Möglichkeit einer Blattlausbehandlung werde die Lage in den nächsten Jahren außer Kontrolle geraten, prognostiziert Schindler.

Seit drei Jahren wird in Zusammenarbeit mit dem Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenbauer e.V. mit dem regionalen Pflanzenschutzdienst ein Monitoring zur oben geschilderten Situation durchgeführt und an Alternativen geforscht. Das Monitoring hat deutlich aufgezeigt, dass mittlerweile „Alarmstufe Rot“ gilt und es höchste Zeit ist, zu handeln. „Unter den gegebenen Umständen ist mit einem Zusammenbruch der Bestände im kommenden Jahr zu rechnen, was schlussendlich zu ertraglichen Totalausfällen führen wird“, ist der Präsident überzeugt. Und nicht nur die Betriebe müssen um ihre Existenz bangen: Auch die Zuckerrübenfabriken seien gefährdet.

Mit der Zuckerrübe fällt eine wichtige Kultur weg. Sie trägt einerseits zu einer vielfältigen Fruchtfolge bei, andererseits ist sie ein wichtiger Bestandteil der Wertschöpfung im ländlichen Raum. Die Zuckerrübe minimiert als nährstoffzehrende Kultur die Nitratgehalte im Boden und fördert die Biodiversität, indem sie den Fortbestand u.a. des Kiebitzes sichert. Umso wichtiger ist es, über ein geeignetes Management zu verfügen, um den Virusbefall auf den Zuckerrübenflächen und die Blattlaus als Überträger in den Griff zu bekommen. Der Virusbefall betrifft nicht nur den Südwesten Deutschlands, sondern ganz Europa.

In jedem Fall ist die Problematik im Rübenanbau eine nationale Notwendigkeit, die ernst genommen werden muss. Von politischer Seite wird immer wieder die Einhaltung der guten fachlichen Praxis gefordert. Wenn dies einen kompletten Virusbefall von Flächen bedeutet, mit enormen Ertrags- und Qualitätseinbußen, dann ist das für den Ackerbau nicht akzeptabel.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz unterstützt daher ausdrücklich die Forderung des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Rübenbauern e.V. auf eine Notfallzulassung geeigneter Pflanzenschutzmittel und fordert die Politik auf, endlich zu handeln und eine wirtschaftliche und praktisch umsetzbare Lösung für die landwirtschaftlichen Betriebe vorzulegen. "In Frankreich wurde ein gangbarer Weg aufgezeigt, während man in Deutschland offenbar dazu bereit ist, die eigene Zuckererzeugung vor die Hunde gehen zu lassen", betont Schindler.

Darüber hinaus fordert der Präsident eine generelle Zulassung geeigneter Pflanzenschutzmittel gegen die Blattlausbekämpfung in den Zuckerrüben, nicht nur als Ausnahme. "Es gibt keine Alternative zur Behandlung und zum Schutz der Zuckerrüben, eine gesamte Branche muss um ihre Existenz fürchten", sagt Präsident Norbert Schindler.