Von Klimawandel und rechtlichen Neuerungen

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK RLP) ist die zuständige Stelle für die öffentliche Bestellung von Sachverständigen in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau, Weinbau und Umweltschutz. Zu ihrer jährlichen Tagung kamen die derzeit 77 Sachverständigen, die Privatpersonen, Gerichten und Behörden als unabhängige Experten zur Verfügung stehen, in der Klostermühle in Münchweiler zusammen.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Ökonomierat Norbert Schindler, begrüßte die Teilnehmer und dankte ihnen für die wertvolle Arbeit: „Ihre Expertise ist insbesondere für gerichtliche Entscheidungen unverzichtbar“, betonte Schindler. 
Dr. Tilmann Sauer vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz stellte die in den vergangenen Jahren zu beobachtende Klimaveränderung vor und zeigte auf, welche Szenarien für die Zukunft zu erwarten seien. Die in der Landwirtschaft bereits seit Jahren spürbaren Veränderungen wurden auch durch die vorgestellten Zahlen belegt: „So sind eine längere Vegetationsperiode, mehr Niederschläge im Winter, mehr Hitzetage und weniger Frosttage zu erkennen“, erläuterte Sauer. Er machte deutlich, dass die Veränderungen Vor- und Nachteile für die Landwirtschaft mit sich brächten. „Eine längere Vegetationsperiode kann sich steigernd auf die Erträge auswirken. Durch den früheren Beginn steigt jedoch auch die Anfälligkeit der Kulturen gegenüber Spätfrösten“, so der Experte.
Rechtsanwältin Katharina Bleutge vom Institut für Sachverständigenwesen brachte die Teilnehmer in rechtlichen Fragen rund um das Sachverständigenwesen auf den neuesten Stand und wies dabei immer wieder auf mögliche Fallstricke für Sachverständige in Gerichtsverfahren hin. Es gelang ihr, die Thematik sehr praxisnah zu vermitteln.

Nachmittag mit thematischen Arbeitsgruppen
Das Nachmittagsprogramm fand in drei Gruppen mit thematischem Schwerpunkt statt. Im Bereich Forsten referierte Rechtsanwalt Hans-Jürgen Thies, MdB, über die Themen „Jagdpacht- und Jagdwertminderung“. Um das häufig kontrovers diskutierte Thema „Bodenrichtwerte und deren Anwendung in der Wertermittlung“ ging es im Vortrag von Hans-Peter Strotkamp, dem Vorsitzenden des Oberen Gutachterausschusses Rheinland-Pfalz. Der Vortrag wurde von den anwesenden Sachverständigen intensiv für Fragen hinsichtlich der Beurteilung von Spezialfällen und auch zur Interpretation der Werte im Bereich von Weinbauflächen genutzt.
In der dritten, parallel stattfindenden, Arbeitsgruppe informierte zunächst Heinz Schomakers, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger aus Bonn, über eine neue DIN-Norm zu Bodenarbeiten im Landschaftsbau, die hohe Anforderungen an den vorsorgenden Bodenschutz stellt. Anschließend berichtete der geprüfte Fachagrarwirt Baumpflege und -sanierung, Fabian Frank, sehr anschaulich über verschiedene Methoden der Baumkontrolle zur Feststellung der Standsicherheit. Insbesondere ging er dabei auf sogenannte Zugversuche ein, bei denen die Stand- und Bruchfestigkeit von Bäumen durch Simulation einer definierten Windlast geprüft wird.
Die Resonanz der Teilnehmer war durchweg positiv. Sie trugen bereits erste Ideen für weitere Fortbildungsveranstaltungen und die Jahrestagung 2019 an die Kammermitarbeiter um Jan Hendrik Müller, Referent Sachverständigenwesen, heran.