Vive la france !

Am 12. Januar diesen Jahres fanden sich einmal mehr fast 100 Landwirte zusammen um an der alljährliche Tagesfahrt der Landwirtschaftskammer Rheinland Pfalz, des Beratungsring Rindfleischerzeugung und des Rindermastkontrollrings teilzunehmen und allerlei Wissenswertes über Mutterkuhhaltung und Mast zu erfahren.

Die Fahrt führte zu drei französischen Betrieben und einem Betrieb auf deutscher Seite. Unter den Schwerpunkten Bauen, Haltung, Rassen und Vermarktung konnten die Teilnehmer Einblick bekommen in verschiedene Stallbauarten bzw. - möglichkeiten, verschiedene Haltungsbedingungen und vor allem die drei französischen Toprassen Limousin, Charolais und Blonde d'Aquitaine, welche auch im Ring die weiteste Verbreitung haben.

Erstes Ziel war der Dorsterhof in Frankreich. Hier wurden wir von Verwalter Oliver Megl herzlich empfangen. Zum Hof gehören 180 ha Grünland, 50 ha Ackerland und 150 ha Wald mit eigener Jagd. Der Verwalter arbeitet seit März 2011 zusammen mit einer Hilfskraft auf dem Hof. Blickfang auf dem gepflegten Hof ist definitiv der 2011 neugebaute Mutterkuhstall mit den beeindruckenden Maßen von 76 x 32 m. Viele Betriebsleiter waren jedoch von den außen liegenden Futterachsen sehr irritiert ebenso von der Bauweise des Stalls ohne Höhenunterschiede zwischen Lauffläche mit Mist und Futtertisch. Die Begründung der Bauweise lag in der Möglichkeit der Umnutzung des Stalls als Lagerhalle.

Der Betrieb arbeitet nach Bio-Richtlinien. Mit 380 Tieren war der Betrieb einst total überbelegt und ist an die Grenzen seiner Kapazitäten gestoßen. Herr Megl hat die Herdengröße mittlerweile auf 140 reinrassige Limousintiere reduziert, davon ca. 90 Mutterkühe. Eine strenge Selektion wird aber auch in Zukunft notwendig sein um die Qualität der Herde nachdrücklich zu verbessern. Hier zählt ebenfalls der gezielte Einsatz gekörter Limousin-Zuchtbullen um den mittel bis großen Rahmen der Tiere zu erhalten und die Muskelfülle zu verbessern. Besonderes Augenmerk legt der Verwalter auf das Wesen seiner Tiere, unruhige Tiere werden streng aussortiert um die Ruhe in der Herde zu erhalten und den Umgang einfacher zu machen. Die Abkalbung erfolgt das ganze Jahr über, soll aber zukünftig, aufgrund der Durchfallproblematik, nur in den Monaten mit Weidegang erfolgen. In einem Kälberschlupf haben die Jungtiere Zugang zu Getreideschrot um die Zunahmen zu verbessern und den Wiederkautrakt schneller auszubilden. Die Vermarktung der Absetzer erfolgt über den Viehhandel. Die Fütterung der Mutterkühe soll mit Grassilage, Heu und Stroh erfolgen. Bedingt durch die Futterknappheit des letzten Jahres wird der Herde zur Zeit eine GPS aus Grannenweizen vorgelegt. Der Futterzustand der Tiere lässt darauf schließen, dass die Schmackhaftigkeit und somit die Futteraufnahme momentan nicht allzu hoch sind. Abschließend lässt sich sagen, dass der Dorsterhof auf einem guten Weg ist und der junge Verwalter viele Chancen hat und Ideen, die es in der Zukunft umzusetzen gilt.

Zweiter Betrieb der Lehrfahrt war in Nouseviller die Mutterkuhhaltung von Emil Schneider. Er arbeitet auf dem Betrieb zusammen mit einer weiteren vollen Arbeitskraft. Es werden heute 110 ha Ackerland bewirtschaftet. 1982 wurde auf dem Betrieb der Anfang gemacht mit einer Milchproduktion von 120.000 kg jährlich, ab 1990 kamen die ersten Tiere der Rasse Blonde d'Aquitaine auf den Hof. Da zu dieser Zeit 200.000 kg Milch abgeliefert wurden, konnten keine Prämienrechte für die Mutterkühe erworben werden. 2007 erfolgte dann der Ausstieg aus der Milchviehhaltung aus arbeitstechnischen Gründen. Heute stehen auf dem Betrieb 70 Mutterkühe, allesamt reinrassige "Blonde". Im Jahr 2000 wurde der Stall mit einer Länge von 60 m und mittiger Futterachse gebaut. Links der Futterachse ist der Stall 15 m tief und rechts 5,5 m.

2010 erfolgte die Erweiterung mit einer Länge von 72 m. Interessanterweise gibt es keinen Anschluss ans Stromnetz. Bis 8 °C unter Null bestehen keine Probleme mit gefrierenden Wasserleitungen und den selbstkonstruierten Betontränken. Auf dem Betrieb stehen zwei Deckbullen, die ab Oktober/November zur Herde kommen und ab April/Mai wieder separat gehalten werden. Den Kälbern steht Getreideschrot im Kälberschlupf zur Verfügung, die restlichen Tiere werden mit Gras- und Maissilage gefüttert. Die Teilnehmer waren sehr angetan vom guten Futterzustand der Tiere, verbunden mit einem hervorragenden Exterieur. Die Herde wird mit Paste oder Stift enthornt.

Verkauft werden die Absetzer über eine Kooperative, selten an Privatpersonen, hier werden Erlöse von ca. 900 € erreicht. Der Betriebsleiter war sehr offen und hat alle der zahlreichen Fragen der Teilnehmer beantwortet, zudem wurde das leibliche Wohl nicht vergessen. Die Besucher konnten sich mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen stärken.

Nachmittags folgte als dritter Betrieb die Anlage von Matthias Müller in Breidenbach. Mit 28 Jahren ein sehr junger selbstständiger Betriebsleiter. Er arbeitet auf seinem Betrieb zusammen mit einer halben Arbeitskraft auf 110 ha Grünland und 40 ha Ackerland.

Der Stall ist ein 2008 neu gebauter Tieflaufstall mit Stroheinstreu. Der 60 x 36 m lange Bau hat keine durchgehend betonierte Bodenplatte, sondern nur je 5 m breite Betonflächen links und rechts der Futterachse, wo der Mist abgeschoben wird. Es werden ca. 160 Charolaistiere gehalten, davon ca. 80 Mutterkühe. Die männlichen Absetzer werden an eine Genossenschaft und teilweise auch an private Abnehmer vermarktet mit ca. 340 kg Lebendgewicht, hier werden Erlöse von ca. 900 € pro Tier erzielt. Weibliche Absetzer kommen zu einem Vertragsmäster und werden im Alter von ca. zwei Jahren und Lebendgewichten von 500-550 kg nach Italien verkauft. Auf dem Betrieb werden gekörte Deckbullen eingesetzt. Die Weidesaison geht von Mitte April bis Mitte November. Gefüttert wird Gras-, Maissilage und Heu, aufgrund von Problemen mit der Abkalbung der Erstlinge werden diese mit Stroh gefüttert, damit die Kälber nicht zu schwer werden und die Geburten leichter verlaufen. Herr Müller hat einen ordentlichen Stall und gute Tierqualitäten, beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mutterkuhhaltung.

Zu guter Letzt fanden wir uns auf dem Betrieb von unserem Ringmitglied Edgar Huber, dem Jakobshof bei Riedelberg, ein.

Wir wurden auf dem Hof vom Betriebsleiter und seiner Ehefrau mit den Söhnen herzlich willkommen geheißen.

Familie Huber begann 1999 mit der Aussiedlung aus dem Dorf, in diesem Jahr wurde die erste Halle gebaut, im Jahr 2000 folgte schon der Bau der zweiten Halle. Um näher bei den Tieren zu sein wurde 2003 ein Wohnhaus bei der Aussiedlung errichtet. Es folgte der Bau einer Fahrsiloanlage sowie 2008 bzw. '09 einer Maschinenhalle mit Getreidelager und Werkstatt. Bemerkenswert ist hier, dass alles in Eigenleistung selbst gebaut wurde. 140 ha Grünland werden bewirtschaftet und 35 ha Ackerland. Zweimal täglich wird eingestreut in der Regel ein Ballen morgens und ein Ballen abends. Herr Huber hat bestätigt was viele Betriebsleiter des Rings ebenfalls aus Erfahrung wissen - das Stroh des letzten Jahres "streut" nicht so gut und hat eine geringe Aufnahmefähigkeit für Flüssigkeit. Der Mist wird samstags und mittwochs abgeschoben. Auf dem Jakobshof stehen 100 Mütterkühe der Rasse Limousin, aufgeteilt in vier Herden. Abkalbungen erfolgen von November bis Weihnachten, eine Gruppe von Mai bis Juli. Die Kälber bekommen auf der Weide Schrot im Kälberschlupf zur Verfügung gestellt. Hierdurch steigen die Zunahmen, das Absetzen wird "ruhiger" und der Mäster hat den Vorteil, dass die Absetzer direkt weiterfressen. Die weiblichen Jungtiere, die nicht der Bestandsergänzung dienen, wird Herr Huber in Zukunft selbst ausmästen. Gefüttert werden die Tiere auf dem Hof mittels Maissilage, Stroh und Mineralfutter.

Familie Huber hat einen guten Betrieb aufgebaut und zeigt viel Engagement im tierischen Bereich, sprich in der Mutterkuhhaltung. Im Rindermastkontrollring zählen Hubers auch zu den engagierteren Mitgliedern und halten sich regelmäßig durch Telefon- und persönliche Beratergespräche auf dem Laufenden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns die diesjährige Lehrfahrt viele Impressionen der deutsch-französischen Grenzregion in Sachen Mutterkuhhaltung beschert hat. Vom neugebauten "Luxusstall" bis hin zum selbstgebauten, durchdachten Stall des Praktikers konnten die Teilnehmer in vier gut geführte Mutterkuhbetriebe Einblick gewinnen. Unterstrichen wurde dieses Jahr die Wichtigkeit eines zuchtgeprüften Bullen für die Gesamtqualität der Herde.

Joachim Bauer (Beratungsring für Rindfleischerzeugung / Rindermastkontrollring Pfalz)