Vier "Goldene" erhielten stellvertretend ihre Meisterbriefe

Jahr für Jahr werden die „Goldenen Meisterinnen und Meister“ in den Grünen Berufen von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz geehrt, die vor 50 Jahren ihre Meisterprüfung abgelegt haben. Doch auch hier hatte die Corona-Pandemie eine weitere beliebte Veranstaltung verhindert: Die Ehrung der 154 ehemaligen Meisterschülerinnen und Meisterschüler des Meisterjahrgangs 1970.

„Wir wollten dennoch die Goldenen Meisterinnen und Meister angemessen ehren. Deshalb haben wir stellvertretend fünf Persönlichkeiten eingeladen, um ihnen ihre Goldenen Meisterbriefe persönlich zu überreichen“, erklärt Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer. Alle weiteren Goldenen Meisterbriefe wurden per Post zugestellt, verbunden mit den herzlichsten Glückwünschen des Präsidenten. In seiner kurzen Ansprache dankte Schindler den Meisterinnen und Meistern, dass sie „mit Stolz diese Berufe positiv mitgeprägt haben. Das Ansehen der Meister in der Gesellschaft ist nach wie vor hoch. Sie engagieren sich vielfältig ehrenamtlich und sind auch häufig in kommunalen Gremien vertreten.“

Im Rahmen einer kleinen Feier unter den geltenden Hygieneregeln blickten Gärtnermeister Edwin Schrank (Dackenheim), Winzermeister Armin Fischborn (Badenheim) und die beiden Landwirtschaftsmeister Volker Marenbach (Kraam) und Emil Freytag (Neustadt) auf ihr Berufsleben als Meister zurück. Hauswirtschaftsmeisterin Edda Saur (Mayen) war erkrankt und konnte nicht teilnehmen. Der Austausch war geprägt vom reichen Erfahrungsschatz der „alten“ Meister und ihrem Blick auf die heutige Lage der Grünen Berufe sowie die Landwirtschaft allgemein.

So stellte Winzermeister Armin Fischborn fest: „Ich habe mit viel Freude jahrzehntelang junge Leute ausgebildet. Aber wenn der Altersunterschied zu groß wird, muss man langsam aufhören. Die Menschen sprechen und denken anders“, so der 80-Jährige. „Man muss ja auch mit dem immensen technischen Fortschritt in der Landwirtschaft mitkommen. Die Jugend hat jetzt das Heft in der Hand.“ Ökonomierat Volker Marenbach, Landwirtschaftsmeister, stimmt ihm zu: „Wir hatten damals, als wir unsere Prüfung abgelegt haben, nicht im Traum daran gedacht, dass sich die Landwirtschaft so rasant entwickeln würde. Damals war ein Betrieb mit 50 Hektar ein richtig großer, heute gilt das als ein kleiner Betrieb“, so der 81-Jährige. „Die kleineren Betriebe werden weiter verschwinden, und der Strukturwandel ist nicht aufzuhalten. Der Treiber dazu war die Technik, die die Bewirtschaftung großer Flächen ermöglicht. Was da ein Investitionsvolumen und Kapital dahintersteckt! Das weiß keiner von außen."

Emil Freytag ist mit 89 Jahren der älteste in der Runde und legte einst die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister ab. „Ich erinnere mich an die frühen Jahre, die ich in guter Erinnerung habe. Es ging immer aufwärts, aber ich sehe auch, dass viele Betriebe, die sich heute noch lohnen, in Zukunft verloren gehen.“ Freytag als begeisterter Feuerwehrmann sollte damals die Werksfeuerwehr des Mercedes-Werks in Wörth aufbauen, lehnte aber ab: „Ich konnte mich von der Landwirtschaft nicht trennen.“ Gärtnermeister Ökonomierat Edwin Schrank, mit 71 Jahren der Jüngste, berichtete von seinen beruflichen Anfängen: „Als einziger Sohn sollte ich den Betrieb übernehmen, aber ich wollte eigentlich in die Forschung. Doch das durfte ich nicht, auch eine Fremdlehre war mir nicht erlaubt. Dann stimmte ich trotzdem zu, allerdings nur mit der Bedingung, dass ich künftig alles anders machen werde“, berichtete Schrank. Er erinnerte auch an die Vorbildfunktion, die ein Meister erfüllen müsse, und betonte mit Blick auf die junge Generation: „Es gibt nichts geschenkt. Wenn ihr etwas wirklich wollt, strengt euch an. Dann habt ihr die große Chance auf Erfolg.“

Die Liste mit allen "Goldenen Meisterinnen und Meistern" finden Sie hier zum Download.

 

Zum Foto:

Die „Goldenen Meister“ bei der Übergabe der Goldenen Meisterbriefe mit ausreichend Abstand (von links): Armin Fischborn, Ökonomierat Volker Marenbach, Gratulant Ökonomierat Norbert Schindler, Emil Freytag und Ökonomierat Edwin Schrank.