Versuchsprogramm des Technischen Ausschusses erweitert

Angesichts rückläufiger Anbauflächen bei der Sommerbraugerste wurde die Winterbraugerste in der Vergangenheit meist nur vor dem Hintergrund der Sicherheit der Rohstoffversorgung der heimischen Malzindustrie und Brauwirtschaft diskutiert.

Die in Deutschland vorwiegend für den Export verarbeitete Winterbraugerste wurde hauptsächlich mit 6 zeiligen Sorten in Frankreich produziert.

Gemessen an den älteren Winterbraugerstensorten wie Angora, Tiffany oder Vanessa, ist es der Züchtung mittlerweile gelungen mit Malwinta und Wintmalt Sorten auf den Markt zu bringen, die in ihren Qualitätseigenschaften deutlich verbessert sind und von den Mälzern und Brauern zunehmend unabhängig  von der jeweiligen Versorgungssituation akzeptiert werden.

Auch pflanzenbaulich und organisatorisch bietet die Winterbraugerste aufgrund der Herbstaussaat, der längeren Vegetationszeit und früheren Ernte gegenüber der Sommerbraugerste einige Vorteile, wenngleich sie nach den erheblichen Auswinterungsschäden im letzten Jahr doch etwas kritischer hinterfragt wird.

All dies war für die Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland - Pfalz eV Grund genug, analog dem Berliner Programm bei Sommerbraugerste, für das Rheinland Pfalz über die großtechnischen Anbau- und Verarbeitungsversuche seit Jahren Basisarbeit leistet, auch die Winterbraugerste in das Versuchsprogramm aufzunehmen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die in 2012 zugelassenen Winterbraugersten gegenüber Malwinta und Wintmalt noch einmal einen Züchtungsfortschritt vor allem in der Qualität bedeuten.

Angebaut werden im Rahmen der Arbeit des technischen Ausschusses der Fördergemeinschaft Rheinland-Pfalz auf jeweils 20 Hektar auf dem Hunsrück und in Rheinhessen die Sorte KWS Liga im Vergleich zu der bisher in diesen Regionen schon im Anbau stehenden Sorte Malwinta. Nach der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes verfügt die Sorte KWS Liga über gute agronomische Eigenschaften bei besten verarbeitungstechnologischen Qualitäten und ist ab Herbst 2012 Vergleichssorte in allen Winterbraugersten Wertprüfungen.

Mit dem großtechnischen Anbau und der Verarbeitung des Erntegutes im halb- und  großtechnischen Maßstab sollen regionale Anbauerfahrungen gewonnen, die Ergebnisse der Landessortenversuche bei den agronomischen Leistungen ergänzt sowie die technologischen Qualitäten überprüft und bewertet werden..

Dies bedeutet keine Vorwegnahme einer Sortenentscheidung oder gar Anbauempfehlung. Über die Aufnahme  der Kultur in die Anbauplanung  werden die Landwirte, wie bei der Sommerbraugerste auch bei einem aufnahmefähigen Markt nach der Wettbewerbsposition des Produktionsverfahrens Winterbraugerste im Vergleich zu anderen Marktfrüchten oder dem Energiepflanzenanbau, entscheiden.

Manfred Schnorbach, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz