Schwieriges Jahr für Bauern und Winzer

Beim Parlamentarischen Abend der Landwirtschaftskammer trafen sich Vertreter des Berufsstands mit Landtagsabgeordneten und Regierungsmitgliedern im Mainzer Landesmuseum, dem provisorischen Landtag.

14.09.2016 | Landwirte und Winzer wollen die Landespolitik stärker in die Pflicht nehmen und fordern bessere Rahmenbedingungen für die Betriebe, die 2016 ein in vielerlei Hinsicht schwieriges Jahr bilanzieren müssten. Beim Parlamentarischen Abend der Landwirtschaft rief Kammerpräsident Ökonomierat Norbert Schindler MdB den zahlreich anwesenden Landtagsabgeordneten und Kabinettsmitgliedern die besondere Bedeutung von Landwirtschaft und Weinbau für Rheinland-Pfalz und damit als Kernaufgabe der Landespolitik  in Erinnerung.

Als zentrales Problem für die Betriebe bezeichnete Schindler eine in nahezu allen Produktionsbereichen verheerende Preissituation, die den Erzeugern hochwertiger Nahrungs- und Genussmittel oft nicht einmal kostendeckende Einnahmen beschere. Beispielhaft nannte der Kammerpräsident den Milchpreis, der seit über einem Jahr schon ruinös sei und aktuell weniger als 24 Cent pro Liter betrage, den anhaltend niedrigen  Fassweinpreis je nach Rebsorte zwischen 40 und 80 Cent pro Liter, den schwachen Getreidepreis mit einem Niveau von 10 bis 20 Prozent unter dem Vorjahr und den Fleischpreis, bei dem beispielsweise ein zweijähriges Extremtief Hunderte von Schweinehalter in den letzten Jahren zur Aufgabe gezwungen habe.

Das Jahr 2016 habe die existenzielle Bedeutung von Witterungseinflüssen und Pflanzenschutz vor Augen geführt. Vor 170 Jahren noch, so Schindler führten widrige Wetterbedingungen zu Missernten und Hungersnot mit Millionen Toten in Europa. Ohne modernen Pflanzenschutz hätten Fusarium (Getreide) Phytophthora infestans (Kartoffeln) und Peronospora (Trauben) 2016 die Ernte vernichtet. Dank eines großen Arbeitseinsatzes, aber auch dank effektiver Technik und wirksamer Prävention habe der Schaden begrenzt werden können, wenngleich einzelne Betriebe erhebliche Verluste verzeichnen müssten. Für ökologisch wirtschaftende Betriebe, die auf chemischen Pflanzenschutz verzichten, sei das bislang eher theoretische krankheitsbedingte Ausfallrisiko ein sehr reales geworden. Die vornehmlich durch Schwarzwild verursachten Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen hätten sich als Dauerproblem etabliert.

Die Ausdehnung von Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen führt in Rheinland-Pfalz tagtäglich zum Verlust von 10.700 qm meist landwirtschaftlicher Fläche. Deshalb appelliert der Kammerpräsident an die politischen Entscheidungsträger im Land und insbesondere in den Kommunen, dass beim Ausweisen von Flächen für Wohn- und Gewerbegebieten sowie für Infrastrukturprojekte nur noch streng am Bedarf orientiert vorgegangen und jede vermeidbare Bodenversiegelung verhindert wird.

Enttäuscht zeigte sich Schindler über ausbleibende Erfolge beim Bürokratieabbau. Am neuen Genehmigungssystem für Rebanlagen werde eher eine Zunahme von bürokratisch bedingtem Arbeits- und Kostenaufwand erkennbar.  Mit jedem neuen Gesetz, mit jeder neuen Verordnung sieht er neue bürokratische Belastungen auf die Betriebe zukommen.

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